Der Beaujolais nouveau ist da…

… und es freuen sich die Japaner, die Südkoreaner und die Deutschen. Denn der Start in die Beaujolais-Weinsaison ist vor allem eins – eine große, internationale Marketingaktion.

Manch echter Önologe würde sich mit diesem Getränk nicht einmal die Füsse waschen... Foto: bradleypjohnson / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Wie jeden dritten Donnerstag im Monat November ist auch gestern weltweit der „Beaujolais nouveau“ oder „Beaujolais primeur“ auf den Markt gekommen, ein wie immer gefeiertes Ereignis, mit Probierständen in den Supermärkten, Sonderangeboten, französischen Wochen in Restaurants. Begleitet von viel Bleu-Blanc-Rouge und idealerweise mit französischen Gaststudentinnen, die diese Verkaufsaktionen mit ihrem charmanten französischen Akzent begleiten. Die Kenner in Deutschland, Japan, Südkorea und anderen Ländern schnalzen mit der Zunge, während sich in Frankreich mancher Önologe mit dem Beaujolais nouveau nicht einmal die Füße waschen würde.

Dabei liegt das Beaujolais geographisch eigentlich ziemlich günstig für den Weinanbau. Zwischen Lyon und Mâcon gelegen, ist das Beaujolais eingerahmt von wirklich guten Weinbaugebieten, in erster Linien natürlich die Bourgogne, die zu den besten Lagen der Welt gehört und zu der das Beaujolais geographisch sogar gehört. Doch während der Wein aus dem Beaujolais Massenware ist, muss man in der Bourgogne lange suchen, um eine Flasche guten Rotweins unter 20 € zu finden. Südlich vom Beaujolais liegt das Anbaugebiet Rhône und im Norden schließt sich das Mâconnais an. Im Norden des Beaujolais sind die Böden besser und von hier stammen auch die 10 Crus des Beaujolais (Saint-Amour, Juliénas, Chénas, Moulin à Vent, Morgon, Chiroubles, Fleurie, Brouilly, Côte de Brouilly und Régnié ), die man sogar lagern kann und die mit dem Beaujolais nouveau nicht viel gemein haben, Letzteren spült man am besten flott als Begleitung einer Schlachtplatte herunter, bevor am richtig merkt, was man da gerade trinkt. An der Geographie kann es also nicht liegen, dass der Beaujolais bei französischen Weinkennern nicht so gute Karten hat.

Der Grund hierfür ist die überwiegend verwendete Rebsorte Gamay, die zwar hohe Erträge bringt, aber beispielsweise im Rest des Burgunds für die besseren Qualitäten gar nicht verwendet werden darf.

Woher kommt also der weltweite Beaujolais nouveau-Hype? Hintergrund ist, dass im Jahr 1951 die Weinbauern des Beaujolais eine Ausnahme von einem französischen Gesetz erstreiten konnten, das besagt, dass der Wein des laufenden Jahrgangs erst ab dem 15. Dezember des Jahres verkauft werden kann. Durch die frühere Vermarktung hatten die Weinbauern des Beaujolais plötzlich einen marketing-technischen Vorteil, den sie geschickt nutzten und aus dem früheren Verkauf ein „Event“ machten. Nur – durch den Zeitdruck, die Weine bereits früher fertig haben zu müssen, entwickelte man die Gärung der ganzen Traube unter reichlich Zugabe von CO2. Durch diesen Zusatz entsteht Druck und unter diesem Druck platzen die Trauben und ermöglichen eine deutlich schnellere Gärung als bei traditionellen Keltermethoden. Eine Vorstellung, bei denen sich Önologen mit verzerrtem Gesicht abwenden.

Aber der Beaujolais nouveau bietet natürlich auch Vorteile, sonst wäre er ja auch kein internationaler Verkaufsschlager. Er kostet nicht viel. Und Alkohol beinhaltet er auch, was bedeutet, dass man sich für relativ wenig Geld die Birne auspusten kann. Und dazu ermöglicht er den Nichtfranzosen dieser Welt, ein kleines Stückchen Frankreich ins Haus zu holen, Lebensart, Baguette und Camembert – der Beaujolais nouveau bedient viele der Klischees über Frankreich.

Na dann, hoch die Tassen und Prösterchen. Aber sollten Sie Gäste haben und ein wenig angeben wollen, dann lassen Sie den Beaujolais nouveau besser im Schrank und trinken ihn lieber ein paar Tage später. Denn sollte sich unter Ihren Gästen ein echter Weinkenner befinden, könnte es sein, dass er bei der nächsten Gelegenheit verhindert ist, wenn Sie ihn zur Weinverkostung einladen…

1 Kommentar zu Der Beaujolais nouveau ist da…

  1. Na dann, zum Wohl.

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