Der Countdown für Entzheim tickt…

2034 soll ein neuer Bahnhof direkt unter dem EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg eröffnet werden. Und das wird die Karten für den Flugverkehr in der Regio neu verteilen.

Dem EuroAirport steht eine goldene Zukunft bevor. Foto: © SNCF Réseau

(KL) – Seit Jahren kämpft der Flughafen Strasbourg-Entzheim um seine Existenz. Gab es früher noch reichlich Flüge zwischen der Europahauptstadt und Paris, wurden diese inzwischen komplett vom TGV ersetzt, der die beiden Städte in 1:47 Stunden verbindet und den Vorteil bietet, dass man von Innenstadt in Innenstadt oder direkt zum Flughafen Charles de Gaulle / Roissy fährt. Was in Entzheim geblieben ist, ist eine Handvoll Starts und Landungen, die den Namen „Internationaler Flughafen“ nur noch sehr bedingt rechtfertigen. Doch die Stärkung des Euroairports Basel-Mulhouse-Freiburg wird für alle Flughäfen in der Regio nachhaltige Folgen haben.

Jahrelang weigerten sich die Flughäfen in der Regio, sich zu einem Verbund zusammenzuschließen und ihre Angebote klar voneinander abzugrenzen und komplementär zu gestalten. Doch diese Weigerung wird sich als Fehler herausstellen, denn der EuroAirport wird die übrigen Flughäfen in der Regio links überholen. Der wesentlich größere Flughafen im Süden des Elsass wird für Reisende aus der ganzen Regio interessant werden, mehrere große Städte liegen im künftigen Einzugsgebiet (Straßburg, Mulhouse, Colmar, Baden-Baden, Freiburg, Basel und die umliegenden Städte in der Schweiz) und das ohnehin deutlich größere Angebot des EuroAirports dürfte einige der existierenden Flughäfen „trockenlegen“.

Einzig der Billigflieger-Flughafen in Baden-Baden-Söllingen wird in diesem Wettbewerb überleben, da er bereits heute auf Billigflüge spezialisiert ist, die in naher Zukunft entscheidend sein werden.

Für Straßburg-Entzheim sieht es dagegen düster aus. Geschäftsreisende für Kurzstreckenflüge gibt es ohnehin immer weniger (was auch gut ist, denn Kurzstrecken sind eine unglaubliche Umwelbelastung) und es ist völlig unklar, mit was für Angeboten Entzheim überleben will. Wenn ab 2034 der EuroAirport per Nahverkehrszug TER in 47 Minuten erreicht werden kann, wird sich der Wettbewerb für den Norden des Elsass und des Badnerlands nur noch zwischen dem EuroAirport und Söllingen abspielen.

Die Finanzierung für dieses Projekt scheint gesichert zu sein. Die Schweiz will 151 Millionen Euro zu der halben Milliarde Baukosten beisteuern, Frankreich und Deutschland werden mitfinanzieren und auch die EU kann einen Beitrag leisten, dazu wird der EuroAirport selbst einige der erforderlichen Infrastruktur-Arbeiten finanzieren.

Eine Stärkung des EuroAirports wird selbst die Konkurrenz von etwas weiter entfernten, aber erreichbaren Flughäfen wie Stuttgart oder Zürich betreffen, während der EuroAirport weiter wachsen und seine Passagierzahlen steigern wird.

Und somit wird das alte Problem der Erreichbarkeit des EuroAirports gelöst werden können. Wer bislang aus dem Norden zu diesem Flughafen wollte, musste erst mit dem Zug nach Saint Louis und von dort aus mit einem Shuttlebus zum Flughafen fahren. Das dauerte und war, speziell mit Gepäck, sehr umständlich. Auch bei späten Landungen war es immer ein Problem, noch mit „normalen“ Verkehrsmitteln spätabends vom Flughafen nach Hause zu kommen – doch all diese Probleme werden ab 2034 Geschichte sein.

Für die Flughäfen, die in diesem neuen Wettbewerb Probleme bekommen werden, ist das eine schlechte Nachricht. Für Verbraucher dagegen erweitert sich das Angebot und selbst für die ständig über die schlechten Anbindungen zwischen Brüssel und Straßburg jammernden Europaabgeordneten wird der EuroAirport eine echte Lösung darstellen. In Entzheim sollte man allerdings gut überlegen, wie es mit dem dortigen Flughafen, den eigentlich niemand braucht, künftig weitergehen soll. Eine neue strategische Ausrichtung sollte man sich nicht erst dann überlegen, wenn niemand mehr in Entzheim in ein Flugzeug steigt…

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