Der Endspurt im Wahlkampf hat begonnen

Am nächsten Sonntag finden in Frankreich die OB- und Kommunalwahlen statt. Damit beginnt jetzt der Endspurt um die Wählergunst, der für einige schwieriger ist als für andere.

Und wer macht das Rennen in der Europahauptstadt? Das ist bislang völlig offen... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die OB-Wahlen in Straßburg sind offen wie selten zuvor. Fest steht bislang nur, dass keiner und keine der KandidatInnen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit holen wird, dafür könnten es aber theoretisch 4 oder gar 5 Listen in die Stichwahl schaffen. Zwischen den beiden Wahlgängen am 15. und 22. März werden dann vermutlich mehrere Listen fusionieren, um im zweiten Wahlgang die Mehrheit zu holen. Wo stehen die Kandidaten und Kandidatinnen eine Woche vor der Wahl? Eine Übersicht, in der Reihenfolge der letzten Umfrage.

In der letzten Umfrage lag der Kandidat der Regierungspartei „La République en marche“ (LREM), Alain Fontanel, mit 27 % noch knapp in Front. Fontanel, Erster Beigeordneter Bürgermeister unter Roland Ries, hat den Vorteil, in Straßburg bekannt zu sein, doch sein „Heimvorteil“ wird in Paris immer weiter zerstört. So demonstrierten am Sonntag Fontanel und seine KandidatInnen anständig zum Internationalen Tag der Frauenrechte, während sein Innenminister Castaner (zu dessen engerem Kreis Fontanel gehört) in Paris eine friedliche Frauendemonstration erst mit Tränengas beschießen und dann zusammen knüppeln ließ. Dazu kommen die sozialen Unruhen, die demokratische Keule des § 49.3 für die Durchsetzung der Rentenreform und wie Fontanel den Straßburgern in nur noch einer Woche erklären will, dass er nichts mit seiner Partei und schon gar nichts mit deren massiv kritisierter Politik zu tun haben will, steht in den Sternen. Sein knapper Umfragevorsprung könnte schmelzen wie Schnee in der Sonne.

Auf Platz 2 lag in der letzten Umfrage die grüne Kandidatin Jeanne Barseghian (25 %). Ihr Wahlkampf verläuft sehr ruhig und an ihren Umfragewerten ändert sich relativ wenig. Bis zum Wahltag könnte sie sogar noch ein paar Prozente zulegen und damit ihre Verhandlungsposition vor dem zweiten Wahlgang deutlich verbessern.

Auf den 3. Platz ist die sozialistische Kandidatin und „grande dame“ der Straßburger Politik geschossen. Seit die PS ihren Spitzenkandidaten Mathieu Cahn gegen die frühere Europaabgeordnete, Ministerin und Bürgermeisterin von Straßburg Catherine Trautmann ausgetauscht hat, konnten sich die Sozialisten von 9 auf 17 % hocharbeiten. Angesichts der Dynamik, die Catherine Trautmann entfesselt, stehen die Chancen hoch, dass sie bis nächsten Sonntag noch einige Stimmen zusätzlich einfährt und sich mit Fontanel und Barseghian ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert.

Auf Platz 4 lag in der letzten Umfrage eine der Überraschungen dieses Wahlkampfs, der konservative („Les Républicains“) Jean-Philippe Vetter, der auf 15 % der möglichen Stimmen kam. Sehr wahrscheinlich ist, dass die „Les Républicains“ und LREM für den zweiten Wahlgang ihre Listen fusionieren, aber ob das reichen wird, ist fraglich.

Fünfte im Konzert der Großen ist die Kandidatin des „Rassemblement National“, ex-Front National, Hombeline du Parc. Sie liegt bei 10 %, doch in Straßburg war der Front National noch nie besonders stark und dazu kommen die zahlreichen juristischen Probleme ihrer Partei, die sich gerade an verschiedenen Stellen vor Gericht wegen nicht zurückgezahlter Kredite verantworten muss. In diesem Kontext wird sie nicht viel mehr Stimmen erhalten, aber dennoch für die Rechten eine Versuchung darstellen, denn mit den Stimmen der Rechtsextremen könnte das Duo Fontanel/Vetter durchkommen. Doch hier gilt das Gleiche wie in Thüringen – wer sich mit den Stimmen der Rechtsextremen wählen lässt, der beginnt den Abstieg in die politische Hölle.

Die linksextreme „France Insoumise“ dümpelt bei 4 %, die Liste „Citoyens engagés“ bei 2 % – weitere Listen liegen unter 1 %.

Am Sonntag, den 15. März, wird es dann spannend. Wer liegt an der Spitze und kann folglich die Ansagen für die Stichwahl machen? Kommt es zum Duell „zwei Frauen gegen zwei Männer“, falls sich Trautmann und Barseghian gegen Fontanel und Vetter stellen? Die ersten Antworten gibt es bereits am Sonntagabend!

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