Der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau hat eine neue Generalsekretärin

Aber ob Anika Klaffke das Profil hat, um diese grenzüberschreitende Verwaltung neu aufzustellen, ist fraglich.

Dunkle Wolken über der Passerelle des 2 Rives zwischen Straßburg und Kehl. Die neue Generalsekretärin des Eurodistrikts wird es nicht leicht haben. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – „Die nächste bitte!“, ist man fast geneigt zu sagen, wenn man sich den Lebenslauf der neuen Generalsekretärin des Eurodistrikts Straßburg-Ortenau anschaut. Denn die nach der Nichtverlängerung des Vertrags ihrer Vorgängerin Cordula Riedel ausgewählte Anika Klaffke ist zwar sicher im deutsch-französischen Verwaltungsbereich zuhause, doch ob sie diejenige sein wird, die in enger Kooperation mit den Machthabern in Straßburg und der Ortenau neue Projekte initiieren und dem Eurodistrikt ein eigenes Profil geben kann, ist zumindest fraglich.

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Anika Klaffke als Pressereferentin und persönliche Mitarbeiterin des Geschäftsführers bei der IHK Südlicher Oberrhein, Stefan Auer. Sicher eine gute Adresse, doch wer schon einmal die Mühlen der institutionellen Kommunikation erlebt hat, der weiß, dass hier alles gefragt ist, außer persönlicher Initiative, Kreativität und eigenständigem Arbeiten. So ist es in dieser Branche gang und gäbe, dass Pressemitteilungen von so vielen Seiten abgesegnet werden müssen, dass am Ende keine Inhalte, sondern nur noch „politische Kommunikation“ übrig bleibt. Ob das als Qualifikation für diesen Posten ausreicht?

Zuvor war Anika Klaffke bei verschiedenen regionalen und europäischen Institutionen in unterschiedlichen Positionen beschäftigt – zum Beispiel beim Europarat in Straßburg oder als „Beauftragte für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit“ bei der Regionaldirektion für Sport, Jugend und Soziale Kohäsion der Region Elsass, sie hat Praktika bei ARTE, der Oberrheinkonferenz und der Stiftung Entente Franco-Allemande (FEFA) absolviert und weist somit einen durch und durch deutsch-französischen beruflichen Werdegang auf.

Ob ihr das bei der „Mission Impossible“ hilft, an der vor ihr bereits Michael Obrecht, Interimsgeneralsekretärin Martine Schneider und zuletzt Cordula Riedel gescheitert sind, ist die große Frage – denn auch Anika Klaffke fehlen zwei Dinge, die für diese Position von entscheidender Bedeutung sind. Zum einen braucht man, das hat die Erfahrung mit den vorherigen Generalsekretären gezeigt, eine politische „Hausmacht“ – sprich, ein hoch solides Beziehungsnetzwerk zu den Entscheidern in der Region und zum anderen eine hervorragende Anbindung an die aktive Zivilgesellschaft in diesem Eurodistrikt.

Denn der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau, das darf man nicht unterschätzen, wird von weiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr wahr- oder ernst genommen. Um diese Kräfte wieder ins Boot holen zu können, was eine Voraussetzung dafür wäre, dass der Eurodistrikt noch einmal die Kurve kriegt, muss man sie kennen. Möglichst gut kennen. Denn, das können sowohl Michael Obrecht als auch Cordula Riedel bestätigen, in dieser Position muss man sofort funktionieren und hat nicht viel Zeit, das Umfeld kennen zu lernen und sich ein Netzwerk aufzubauen.

Mit der Berufung einer neuen Generalsekretärin, die wie ihre VorgängerInnen aus der Verwaltung kommt, wird es der Eurodistrikt schwer haben, sich vom Image der reinen (und schwerfälligen) grenzüberschreitenden Verwaltung zu lösen.

Eine neue Ausrichtung wurde angekündigt, doch liegt eine solche neue Ausrichtung nicht nur an den handelnden Personen, sondern auch an der Zielsetzung und letztlich an der Haltung der Politiker, die festlegen, was im Eurodistrikt läuft und was nicht. Und an diesen Parametern hat sich, nicht einmal für aufmerksame Beobachter, bislang nicht viel geändert.

Natürlich gebietet es die Fairness, auch Anika Klaffke alle Gute zum Start in ihre neue Aufgabe zu wünschen, doch muss man auch sehen, dass der Eurodistrikt in den Jahren seines Bestehens völlig den Bezug zur Bevölkerung verloren hat. Im Großraum Straßburg-Ortenau glaubt kaum noch jemand an eine wirklich wichtige Rolle dieser Einrichtung, die es in zehn Jahren nicht geschafft hat, so etwas wie echte Bürgernähe hinzubekommen. Stattdessen haben viele Menschen das Gefühl, als sei die Hauptaufgabe dieses Eurodistrikts, sich selbst zu verwalten. Sollte sich dieser Eindruck bestätigen, wird Anika Klaffke das nächste „Bauernopfer“ der lokalen Politik werden. Was wir alles schon erlebt haben und wobei man Frau Klaffke nur wünschen kann, dass ihr nicht das gleiche widerfährt.

1 Kommentar zu Der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau hat eine neue Generalsekretärin

  1. Vielen Dank für die vielen Zuschriften und Sie haben natürlich alle Recht – der Vorname des früheren Generalsekretärs Obrecht ist natürlich Marcus und nicht Michael. Unsere Entschuldigung hierfür.

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