Der Europa-Park als Modellprojekt

Nach Monaten der geschlossenen Pforten will der Europa-Park in Rust so schnell wie möglich wieder öffnen – als Modellprojekt für sanitäre Protokolle in Pandemie-Situationen.

Kann der Europa-Park schon zu Pfingsten als "Modell-Projekt" öffnen? Foto: Stefan Scheer / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Wir befinden uns momentan in einer „Vor-Lockerungs-Phase“ und überall in Deutschland wartet man darauf, dass die regionale Inzidenz ein paar Tage lang unter 100 rutscht, um die gezogene „Notbremse“ wieder lockern zu können. Dies hofft man auch in Rust für den Ortenau-Kreis, denn der Europa-Park würde gerne rechtzeitig zu Pfingsten öffnen, um dann doch so etwas wie eine Tourismus-Saison zu starten. Dies ist eigentlich nach den Lockerungsplänen der Bundesregierung nicht vorgesehen, doch der Europa-Park wird als „Modellprojekt“ öffnen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg soll nach einer vorgezogenen Öffnung erforscht werden, wie sanitäre Protokolle in einem Freizeitpark funktionieren können. Das OK des Sozialministeriums Baden-Württemberg liegt vor, jetzt muss nur noch die Inzidenz in der Ortenau unter 100 sinken. Weit davon entfernt ist die Ortenau nicht mehr, momentan liegt die Inzidenz bei ungefähr 111.

Für viele Menschen in der Regio wäre eine schnelle Wiedereröffnung des Europa-Parks ein Zeichen für die Rückkehr zur Normalität. Immerhin hängen rund 12.000 Arbeitsplätze in der Regio vom „besten Freizeitpark der Welt“ (diesen Titel holte der Europa-Park zuletzt sechsmal in Folge!) ab – fast 4500 direkt im Park und noch einmal rund 8.000 bei Zulieferern und Partnern.

An dem sanitären Konzept, das bei der Wiedereröffnung zum Tragen kommen und von den Wissenschaftlern der Universität Freiburg untersucht werden soll, arbeitet der Europa-Park seit Monaten. Dies erklärt auch die Zustimmung des Sozialministeriums zur Durchführung dieses „Modellprojekts“ – doch stellen sich viele auch die Frage, ob eine solche Wiedereröffnung zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Maßnahme ist. Alle bisherigen „Modell-Projekte“ wie in Tübingen oder dem Saarland mussten abgebrochen werden, weil die Inzidenzwerte kurz nach den erfolgten Lockerungen wieder steil anstiegen.

Und so bewegt man sich wieder im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und gesundheitlichen Überlegungen. Die Pandemie hat den Freizeitpark nach eigenen Angaben bisher mehr als 100 Millionen Euro gekostet und lange wird auch der Europa-Park seine Angestellten nicht mehr halten können. Eine Öffnung ist also eine wirtschaftliche Notwendigkeit, aber gleichzeitig wird man sehr genau darauf achten müssen, wie sich das Infektionsgeschehen rund um den Park entwickelt. Dabei darf man nicht vergessen, dass mittlerweile das ursprüngliche Virus fast vollständig von Varianten verdrängt wurde, die auch Kinder und Jugendliche betreffen, also die wichtigste Zielgruppe des Europa-Parks.

Da auch in der Ortenau die „Notbremse“ weiter gilt, stehen eine Wiedereröffnung und damit auch dieses Modellprojekt noch nicht unmittelbar an. Dazu muss erst mehrere Tage lang die Inzidenz-Schwelle von 100 unterschritten werden.

Die verbleibende Zeit bis zum Start dieses Modellprojekts im Europa-Park sollte vielleicht dazu genutzt werden, etwas mehr Klarheit in die Situation zu bringen. Wer darf wann und unter welchen Bedingungen überhaupt reisen? Geimpfte? Getestete? Genesene? Deutsche? Ausländer? Und dann steht da noch eine Frage im Raum, auf die es bislang keine Antwort gibt – werden die Menschen in der aktuellen Situation überhaupt Lust haben, sich mit ihren Kindern an einem solchen Modell-Projekt zu beteiligen? Immerhin, während der Öffnungsphasen des Europa-Parks im Pandemie-Jahr 2020 waren mehr als 2 Millionen Besucher in Rust und es wurde kein „Cluster“ festgestellt, der im oder um dem Europa-Park herum ausgebrochen wäre.

Angepeilt für die Wiedereröffnung ist das Pfingstwochenende, also das Wochenende 23./24. Mai, aber das klingt sehr optimistisch. Denn zunächst muss die Inzidenz fünf Tage lang in der gesamten Ortenau unter 100 bleiben und das ist alles andere als klar und auch nicht planbar. Man wird in den nächsten Tagen beobachten müssen, wie sich die Inzidenz in der Ortenau entwickelt und wer weiß, vielleicht startet dann doch so etwas wie eine Tourismus-Saison.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste