Der Gipfel des Zynismus

Der russische Präsident Wladimir Putin treibt den Zynismus auf die Spitze, wenn er Friedensverhandlungen und einen Waffenstillstand für Israel und Gaza fordert.

Gäbe es einen Preis für grenzenlosen Zynismus, dann hätte dieser Mann ihn verdient... Foto: DonkeyHotey / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Während die Welt entsetzt auf die Entwicklung in Israel und Gaza schaut, hat Wladimir Putin die Gelegenheit genutzt, seine Angriffe auf die Ukraine, die er mittlerweile als „aktive Verteidigung“ bezeichnet, zu intensivieren. Dass ausgerechnet dieser Mann in dieser Situation die Kriegsparteien in Israel und Gaza zu „Mäßigung“, „Verhandlungen“ und „Waffenstillstand“ auffordert, ist der Gipfel des Zynismus.

Ausgerechnet Putin. Ausgerechnet der Mann, der am 22. Februar 2022 sämtliche Gleichgewichte der Welt durch seinen Einmarsch in der Ukraine zerrüttet hat, ausgerechnet der Mann, dessen Truppen in Butscha und anderen Orten genau die gleichen Kriegsverbrechen begangen haben wie die Hamas in den israelischen Kibbuzen, Mord, Totschlag, Folter, Vergewaltigungen, Hinrichtungen und Verschleppung von Zivilisten. Dass dieser Putin es wagt, die Stimme der Vernunft zu spielen, übersteigt die Vorstellungskraft.

Doch wenn sich Putin nun schon als „Friedensengel“ aufführen will, warum setzt er dann seine guten Freunde in Teheran unter Druck, damit diese die Hamas stoppen? Damit die Hamas die Waffen niederlegt und den Kampf einstellt, was den 2 Millionen Zivilisten in Gaza unter Umständen das Leben retten könnte? Die Lügenwelt von Wladimir Putin wird unerträglich, denn der Mann will alles andere als Frieden. Wahrscheinlicher ist, dass Putin besorgt ist, dass ein Teil der iranischen Waffenlieferungen nun nicht mehr in Russland für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine landet, sondern bei der Hamas, die für ihr sinistres Werk der Zerstörung Israels Waffen benötigt.

Und wenn Putin schon weiß, dass man militärische Auseinandersetzungen nur über „Verhandlungen“, „Mäßigung“ und „Waffenstillstand“ beenden kann, dann sollte er vielleicht erklären, warum er sich in der Ukraine gegen genau diese drei Punkte sträubt. In der Rolle des vernünftigen Friedensretters mag sich Putin gefallen, abnehmen kann ihm das niemand, zumal Menschen jüdischen Glaubens auch in Russland stark gefährdet sind.

Putin gehört zu den Menschen, die durchaus in der Lage wären, über den Iran auf die Hamas einzuwirken, doch die Hamas steht ihm näher, als er das sagen möchte, wenden doch die in Gefängnissen rekrutierten Kriegsverbrecher in der russischen Uniform die gleichen barbarischen Methoden an wie die Hamas-Terroristen.

Doch selbst die Vorstellung, dass der Krieg in Israel und Gaza über Verhandlungen beendet werden könnte, ist inzwischen hinfällig. Die israelischen Soldaten finden bei ihren Inkursionen im Norden des Gaza-Streifens immer wieder die Leichen israelischer Soldaten und auch von ermordeten Geiseln. Doch auch hierzu schweigt Putin, der sich sehr wohl der Forderung nach der Freilassung der Geiseln anschließen könnte. Doch offensichtlich genießt er die Situation, sorgt diese doch dafür, dass sich die entsetzte Weltöffentlichkeit mehr für Israel als für die Ukraine interessiert.

Die Welt ist völlig wahnsinnig geworden und wie immer kann die Weltöffentlichkeit nur tatenlos und entsetzt zusehen. Es sind die Putins, die Mollahs, die Hamas, die Trumps und leider auch die verbrecherische Politik eines Netanjahu (dessen politische Karriere glücklicherweise nach diesem Krieg vorbei sein wird), die diese Welt ins Unglück stürzen. Zwei Weltkriege mit über 100 Millionen Opfern haben nicht ausgereicht, damit die Welt dazulernt. Die „Krone der Schöpfung“ ist so dämlich, dass sie es schaffen wird, sich selbst auszurotten. Frieden auf Erden wird es wohl erst danach wieder geben.

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