Der Griechenland-Schlussverkauf hat begonnen

Auf Druck der „Retter“ und „Helfer“ Griechenlands hat ein Ausverkauf begonnen, wie ihn noch kein europäisches Land erlebt hat. Griechenland wird gerade den Griechen weggenommen.

Wer genug Geld hat, kann sich an der Leichenfledderei in Griechenland beteiligen. Zum Beispiel durch den Kauf einer Insel. Foto: Lichinga / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Es herrscht eine Stimmung wie am Eröffnungstag des Sommerschlussverkaufs in einem großen Kaufhaus – in Griechenland kann man gerade Schnäppchen machen. Um den „Treuhandfonds“ zu füllen, der Griechenland im Rahmen der erpressten „Vereinbarung“ diktiert wurde. Wobei, man ist ja großzügig, einen Teil des Erlöses dieses Griechenland-Schlussverkaufs dürfen die Griechen sogar in Konjunkturprogramme für die eigene Wirtschaft stecken. In der Zwischenzeit decken sich begüterte Ausländer mit einem Stückchen Griechenland ein – nicht etwa aus Solidarität, sondern um aus dem Elend des griechischen Volks auch noch persönlichen Profit zu schlagen. Denn so günstig wie im Moment kommt man so schnell auch nicht mehr an seine kleine, persönliche Luxusinsel im Mittelmeer.

Auf der Ausverkaufsliste stehen Inseln, Fußballstadien (wie das Stadion des Traditionsvereins Olympiakos Piräus), Häfen, staatliche Versorgungsunternehmen – kurz, alles, was sich irgendwie versilbern lässt. Nur, das, was die Griechen gerade ausländischen Oligarchen in den Rachen werfen müssen, werden sie nie mehr wiederbekommen. Der EU und den großen Finanzorganisationen scheint es ganz besonders am Herzen zu liegen, Griechenland nicht nur zu demütigen, sondern ganz in den Staub zu treten. Auf dem Schulhof ging es früher bei Prügeleien anständiger zu.

Um zu verstehen, wie sich die Griechen bei diesem „unfriendly takeover“ fühlen, muss man das, was gerade in Griechenland passiert, nur einmal auf deutsche Verhältnisse übertragen. Man stelle sich vor, Deutschland hätte gerade eine heftige Krise durchlaufen und die internationalen Gläubiger zwingen Deutschland, Sylt, Rügen, den Hamburger Hafen und das Münchener Allianz-Stadion an internationale Investoren zu verkaufen. Dazu noch alle Rheininseln. Und, wenn man schon mal dabei ist, auch noch den halben Schwarzwald. Der Titisee wird von einem reichen mexikanischen Telekommunikationsunternehmer gekauft und die Chinesen haben großes Interesse am Hamburger Hafen, klar. Die Deutschen, deren Gehälter in den letzten fünf Jahren um ein Viertel gesunken sind (während fast ein Drittel der Bevölkerung überhaupt keinen Job hat, ohne dass es eine Grundsicherung oder medizinische Versorgung für die Arbeitslosen gäbe), müssen tatenlos zusehen, wie Helgoland von Tom Cruise gekauft wird, der dort ein Meditationszentrum für Scientology eröffnen will. Klingt heftig, ist heftig. Und genau das machen wir gerade in Griechenland.

In der Zwischenzeit nehmen wir zufrieden zur Kenntnis, dass Griechenland seine aktuell fälligen Raten an den IWF gezahlt hat. Klasse, denkt der deutsche Michel zufrieden, dass die harten Maßnahmen wohl Wirkung gezeigt haben. Und irgendwie wünscht man sich, dass morgen früh Wolfgang Schäuble mitten auf dem Syndagma Square in Athen aufwacht, ohne Leibwächter und ohne Kreditkarte… bei den dann stattfinden Diskussionen mit einheimischen Passanten würde man gerne Mäuschen spielen…

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