Der Handelskrieg USA – China
Einerseits wollen die USA, dass China auf Russland einwirkt, um den Ukraine-Krieg zu beenden, andererseits wirft Joe Biden den Chinesen nun den Fehdehandschuh vor die Füsse.
(KL) – Ist das ein geschicktes Timing? Wenige Wochen vor einem in seiner Zielsetzung nicht ganz klaren „Friedensgipfel“ in Luzern, bei dem man China überzeugen will, dass das Land auf seine russischen Partner einwirkt, damit diese ihre Truppen aus der Ukraine abziehen, starten die USA das nächste Kapitel im „Handelskrieg“ gegen China. Einfuhren aus China werden mit so heftigen Zöllen belegt, dass sich der Export verschiedener Waren für China nicht mehr lohnt. Ob man so China auf die Seite des Westens ziehen kann?
Besonders heftig sind die Strafzölle für chinesische E-Fahrzeuge, die von 25 % auf 100 % angehoben werden. Doch auch Microchips oder Solarzellen, Hafenkräne oder medizinische Produkte wie Schutzmasken, fallen unter die neuen, stark erhöhten Zölle.
Dass nach dieser Entscheidung von Joe Biden die Chefin des amerikanischen Wirtschaftsrats Lael Brainard noch behauptet, der amerikanische Präsident „strebe ein stabiles Verhältnis zu China an“, klingt seltsam. Denn die amerikanischen Maßnahmen sind reiner Protektionismus, in erster Linie, um der US-Automobilbranche die chinesische Konkurrenz vom Leib zu halten. Anders als in Europa, wo chinesische E-Autos den Markt fluten, hat der US-Protektionismus bisher funktioniert und nun, bei einem Einfuhrzoll von 100 %, wird wohl kein chinesischer Hersteller mehr versuchen, seine Fahrzeuge in den USA zu verkaufen.
Dass China auf diese Maßnahmen reagieren wird, ist klar. Wie diese Reaktionen aussehen werden, muss man abwarten, doch kann man damit rechnen, dass strategisch wichtige amerikanische Exportartikel künftig in China ebenso mit hohen Zöllen belegt werden. Und damit werden die Spannungen zwischen den USA und China weiter steigen. Ob dies China motiviert, dem westlichen Wunsch nach einer Mediation mit Russland zu entsprechen? Wohl kaum.
Und so schaukeln sich alle weiter in ihren Konflikten hoch und sorgen für eine Atmosphäre, in der Annäherungen kaum noch möglich sind. Was dabei allerdings außer Acht gelassen wird, ist dass diese Auseinandersetzungen nicht im Interesse der Menschen, sondern der handelnden Regierungen liegen, die uns erneut in weltweite Konflikte führen. Und das wiederum wirft ein seltsames Bild auf die westliche Demokratie, in der schon länger nicht mehr das Volk der Souverän ist, sondern Lobbys und Politiker. Noch eines wird deutlich – die politisch Verantwortlichen im Westen handeln immer mehr nach ihren Wunschvorstellungen und immer weniger nach einer realistischen Einschätzung der Lage.
Und somit wird immer deutlicher, dass der Westen China von der Liste der Länfder streichen kann, die im Sinne von Washington und Brüssel Druck auf Moskau ausüben könnten. China hat sein Lager schon vor Jahren gewählt und das erneute Anfachen des „Handelskriegs“ wird für die USA und den Westen nicht viel Gutes bringen. Man darf gespannt sein, welche westlichen Importe nach China ebenfalls demnächst mit prohibitiven Strafzöllen belegt werden. Passieren wird das auf jeden Fall.
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