Der höchste Feiertag des Jahres

Der „Black Friday“ ist nicht nur der höchste Feiertag der heutigen Konsumgesellschaft, sondern er dauert auch so lang wie Weihnachten und Ostern zusammen.

Das solze Symbol der Perversion der Konsumgesellschaft... Foto: Donald Trung Quoc Don / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Dieser Freitag dauert länger als eine Woche – das hohe Fest der Konsumgesellschaft ist allgegenwärtig und das Schnäppchenfieber hat die Welt erfasst. Was nützt es, wenn man das ganz Jahr über versucht, das Konsumverhalten der Menschen zu hinterfragen und zu verändern, wenn zur „Black Friday-Woche“ alle Vernunft über Bord geworfen wird und der Tanz ums Goldene Kalb losgeht?

Selbst ansonsten vernünftige Zeitgenossen und Zeitgenossinnen legen ein Verhalten an den Tag, das bedenklich ist. Da wird sinnlos eingekauft, unter dem Hinweis darauf, dass man es sich gar nicht leisten könne, auf diese Einsparungen zu verzichten. „Verstehst du, das kostet normalerweise das Dreifache!“, ist das gängige Argument dafür, dass man Dinge ersteht, von denen man am Vortag nicht einmal ahnte, dass man sie brauchen könnte. Und von denen man sich bereits morgen fragt, wofür man sie überhaupt brauchen kann. Aber billig war’s.

Die „Black Friday-Woche“ ist das Symbol für die Perversion der westlichen Zivilisation und des Wild-West-Kapitalismus, der gerade dabei ist, die Welt an den Abgrund zu manövrieren. Sinnloser Konsum bedeutet sinnlose Produktion und somit sinnlose Belastungen von Umwelt und des Geldbeutels sowieso. Egal, bei 70 % Preisnachlass schaltet sich das Gehirn von alleine aus.

Das dieser „Feiertag“ mehr als eine Woche dauert, praktisch als Vorspiel für’s Weihnachtsgeschäft des Einzelhandels, zeigt deutlich, wohin sich die „Werte“ der westlichen Zivilisation entwickelt haben. Mitglied dieser unserer Gesellschaften ist nur noch, wer am Konsum teilhaben kann. Noch vor wenigen Jahren bezog sich der Begriff „Teilhabe“ in erster Linie auf das kulturelle und soziale Leben – heute lautet die Devise „Geiz ist geil“. Also ist heute die Spielkonsole aus dem letzten Jahr bereits obsolet, es muss das neueste Modell her. Und mancher verspürt einen zerebralen Orgasmus, wenn das 1000 € Smartphone für „nur“ 800 € im Plastik-Einkaufsbeutel landet.

Interessant war ein TV-Bericht aus dem Getümmel der Kölner Hohestraße, der Einkaufsmeile der Stadt. Ein TV-Team stoppte mit Einkaufstüten behangene Schnäppchenjägerinnen und fragte diese, was sie eingekauft hätten. Keine konnte eine genaue Aufstellung dessen geben, was sie gerade erstanden hatten. Und beim Auspacken der Einkaufstüten gab es erstaunte Gesichter ob der gekauften Klamotten. „Och, so toll ist das jetzt auch nicht“, lautete ein Kommentar, „aber dafür war’s nicht teuer!“

Wenn das die Zukunft der westlichen Gesellschaft ist, dann stellt sich die Frage, ob es wirklich so schade ist, dass diese langsam, aber sicher an die Wand fährt. Denn der Weg des sinnlosen Konsums ist ein Irrweg. Aber Hauptsache billig.

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