Der König der Weicheier darf vorerst weitermachen

Die FIFA; mittlerweile von der amerikanischen Justiz, dem FBI und dem IRS als „kriminelle Vereinigung“ gebrandmarkt, hat Don Blatter für weitere vier Jahr gewählt. Niemand kann den Don der Dons aufhalten.

Schade, dass Marlon Brando nicht mehr lebt - er wäre die ideale Besetzung für die Verfilmung von Don Sepps Leben gewesen... Foto: Marcello Casal jr / ABr / Wikimedia Commons / CC-BY 3.0br

(KL) – Es gibt Kollegen, die etwas naiv sind. So fragte ein Journalist dem greisen Don der Dons nach dessen Wiederwahl, ob er sich fürchte, der nächste zu sein, der verhaftet würde. „Nein, nächste Frage“, beschied der Mann, der aus dem Weltfußball eine Art Mafia gemacht hat. Das ist ein wenig so, als hätte man in den 20er Jahren einen Al Capone gefragt, ob er sich vor einer Verhaftung fürchte, nachdem einige seiner Gangster verhaftet worden waren. Die Antwort hätte nicht anders gelautet. Der eigentliche Skandal war jedoch, dass man der FIFA gestattete, selbst ihren Don zu wählen. Denn diejenigen, die dort abstimmten, hatten ein substantielles Interesse, Blatter wiederzuwählen. Der Mann weiß zuviel. Kein Wunder, steht er doch an der Spitze der Cosa Nostra des Weltfußballs.

Vor, während und nach seiner Wahl benahm sich Don Sepp auch genau so, wie man es von einem Mafia-Boss erwartet. Er unterstrich seinen Führungsanspruch, verhöhnte die Ermittlungsbehörden, freute sich über die Unterstützung seines Geschäftspartners Don Wladimir und drohte unverhohlen denjenigen, die eine halbherzige Palastrevolte gestartet hatten, dem Don der Dons aber nach dessen Wiederwahl demütig die Hand küssten, wie UEFA-Chef Michel Platini, dessen Protest gegen Don Blatter wohl deshalb so halbherzig ausfiel, weil letztlich wohl alle hohen Fußballfunktionäre selbst ins „System Blatter“ verstrickt sind. Doch es wäre der Weltöffentlichkeit wohl aufgefallen, hätte niemand versucht, den Don der Dons zu stoppen, sei es noch so halbherzig.

Dass dadurch nicht nur die FIFA, sondern auch die anderen Kontinentalverbände unter einen Generalverdacht rutschen, haben sie sich selbst zuzuschreiben. Denn niemand hätte es den 209 Landesverbänden verübelt, hätten diese angesichts der Verhaftungen der hohen FIFA-Funktionäre die Wahl des Dons der Dons erst einmal verschoben. Sie hätten die Möglichkeit dazu gehabt. Doch als am Morgen des Kongresses über die Tagesordnung abgestimmt wurde, regte sich nicht ein einziger Delegierter, um höflich nachzufragen, ob man nicht erst das Ende der unglaublichen Korruptionsermittlungen abwarten wolle. Die Tagesordnung wurde mit einer Zustimmung von 99 % angenommen. Was so klingt, als hätten die kleinen Dons den großen Don bestätigen wollen, hoffend, dass dieser sie davor beschützt, selbst den Kollegen ins Gefängnis zu folgen.

Die Verbände sind Weicheier. Sie hätten zahlreiche Möglichkeiten gehabt, die Wiederwahl von Don Blatter zu verhindern. Nicht mal zu einem Boycott konnten sie sich aufraffen. Sie hätten auch damit drohen können, einen alternativen Verband zu gründen, wie es zuvor in vielen Sportarten schon geschehen ist. Sie hätten den Don auch einfach abwählen können. Doch im Grunde stehen sie ja alle im gleichen Haus.

Wären die Verbände tatsächlich auch nur im Geringsten gegen das „System Blatter“ eingestellt, hätten sie es am Freitag gekippt. Und jede Wette, auch die großen Sponsoren stehen schon bald wieder an der Seite von Don Blatter. Nur einer nicht – der liebe Gott. Denn angesichts der Alters des Dons von 79 Jahren bestimmt alleine er darüber, ob der Don der Dons sein System weiterführen kann oder sich demnächst vor anderen Instanzen als der Justiz erklären muss. Mal schauen, wer schneller ist.

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