Der „Literarische Adventskalender“ (25)

Autor Stefan Böhm und Eurojournalist(e) präsentieren: „Straßburger Glaubensbekenntnis - Kommissar Sturnis dritter Fall“. Heute: Kapitel 25 – „1443: Brief an Nikolaus von Kues“

Nikolaus von Kues (Cusanus), einer der führenden Köpfe des rheinischen Humanismus. Foto: Dr. Manuel / Wikimedia Commons / PD

Kapitel 25 – 1443: Brief an Nikolaus von Kues

Hochwürdiger Nikolaus,

es ist vollbracht, endlich. Mit diesem Brief übersende ich Euch das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch der Welt. Neun Jahre habe ich an dieser Technik gearbeitet. Ich habe zehn Exemplare davon gefertigt. Die Zahl lässt sich innerhalb von Tagen verzehnfachen, innerhalb von Wochen verhundertfachen.

Das Buch enthält die zentralen Gedanken der theologischen Geistesgrößen der letzten Jahrzehnte, ja der letzten Jahrhunderte. Thesen, die einige ihrer Urheber auf dem Scheiterhaufen bezahlt haben. Meister Eckhart findet sich darin, John Wyclif, Johannes Hus, Hieronymus von Prag und andere.

Auch einige Eurer frühen Überlegungen zur Entwicklung der Kirche und zur Auslegung des Wortes Gottes sind darin wiedergegeben. Denn auch Euch habe ich lange Zeit zu diesen Kritikern gezählt, gemäßigt zwar, aber mit dem festen Willen zur Veränderung.

In den letzten Jahren habt Ihr jedoch einen anderen Weg eingeschlagen, was ich sehr bedaure, seid aufgestiegen innerhalb des Systems zu einem der wichtigsten Entscheidungsträger.

Unsere Kirche bedarf der Reform, Ihr wisst es. Und doch zieht Ihr es vor, innerhalb der Institution voranzukommen, anstatt Euch gegen sie zu stellen und so die notwendigen Änderungen zu erzwingen. Notfalls mit dem Schwert oder einem gestählten Kreuz in der Hand. Ich wäre dazu bereit, mein Freund.

Das von mir gedruckte Werk, das Ihr nun in den Händen haltet, bildet die geistige Grundlage für eine Revolution.

Ihr selbst habt mit einigen Gedanken daran mitgewirkt, ob Ihr es heute noch so wollt oder nicht.

Die von mir erfundene Technik bietet die Möglichkeit, diese Gedanken in alle Welt zu verbreiten, das Feuer einer Reformation anzufachen und zu nähren.

Jeder gewaltsame Umbruch benötigt jedoch einen starken Anführer, der das Volk begeistern kann und dem seine Anhänger bedingungslos folgen, notfalls bis in den Tod. Ich bin kein Gelehrter, habe kein theologisches Studium absolviert, um diesen Kampf durchzustehen, mich an die Spitze dieser Bewegung stellen zu können.

Ihr seid derjenige, der das Haus in Brand stecken könnte, um auf dessen Asche ein neues, ein besseres Kirchengebäude zu errichten. Mein Buch und die von mir entwickelte Drucktechnik geben Euch ein Werkzeug an die Hand, das Euch unbezwingbar machen wird. Alles, was Ihr benötigt, ist der Mut, Euch mit der Obrigkeit anzulegen.

Ich bitte Euch inständig, lest mein Werk genau, geht in Euch. Ihr habt die Möglichkeit, die Welt zu verändern, zum Besseren. Als großer Reformator könntet Ihr in die Geschichte eingehen, wenn Ihr es nur wollt.

Wenn Ihr es nicht übernehmt, wird nach Euch ein anderer kommen und den notwendigen Bruch mit dem Überkommenen vollziehen.

Erwartungsvoll
Euer
Johannes Gutenberg

Fortsetzung folgt…

Stefan Böhm

Straßburger Glaubensbekenntnis
Kommissar Sturnis dritter Fall

Originalausgabe
1. Auflage
© 2020 Stefan Böhm
Taschenbuch-ISBN: 978-3-969-66410-0
Umschlagsgestaltung und Satz:
Sarah Schemske (www.buecherschmiede.net)
Lektorat: Martin Villinger
Korrektorat: Bücherschmiede (www.buecherschmiede.net)
Bestellung und Vertrieb: Nova MD GmbH, Vachendorf
Druck und Bindung:
Sowa Sp. z o.o.
ul. Raszyńska 13
05-500 Piaseczno
Polen

Alle Rechte vorbehalten. Alle Figuren und deren Biografien sind erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.

Straßburger Glaubensbekenntnis“ erscheint demnächst als Taschenbuch und ist bereits jetzt als E-Book erhältlich!

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