Der „Literarische Adventskalender“ (6)

Autor Stefan Böhm und Eurojournalist(e) präsentieren: „Straßburger Glaubensbekenntnis - Kommissar Sturnis dritter Fall“. Heute: Kapitel 6 – „Die Verabredung“

Kommissar Sturni arbeitet in einer der schönsten Stâdte Europas - in Strasbourg... Foto: Stefan Böhm / CC-BT-SA 4.0int

Kapitel 6 – Die Verabredung

Sie strich über die Hülle ihres portables mit dem Hello-Kitty-Aufdruck. Ganz schön kitschig, das war ihr bewusst. Inzwischen war ihr aber alles egal, sie hatte nichts mehr zu verlieren. Sie würde sich keinen gesellschaftlichen Konventionen mehr unterwerfen, nur noch machen, was sie wirklich wollte. Ihr altes Leben war Geschichte.

Die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Das ließ nichts Gutes vermuten. Sie nahm ab, versuchte ruhig zu bleiben.

„Âllo?“

„Sie haben etwas, das mir gehört.“

„Wer spricht da?“

„Das tut nichts zur Sache. Ich möchte Ihnen einen Handel vorschlagen. Wir haben Beweise für Ihre schändliche Tat. Wir wissen, wo Sie sich aufhalten. Auf meine Anordnung hin wird in wenigen Momenten die Polizei bei Ihnen erscheinen und Sie festnehmen. Dann werden Sie die Ihnen noch verbleibende Zeit hinter Gefängnismauern verbringen. Keine schöne Perspektive, wenn man nur noch Monate zu leben hat.“

Woher wusste der Anrufer das alles? Wie war er ihr auf die Schliche gekommen, in so kurzer Zeit? Und woher wusste er um ihren Gesundheitszustand, der ihr keine Hoffnung mehr ließ? Das war doch unmöglich.

„Sie können den Rest Ihres Lebens aber auch in Freiheit verbringen. Es liegt ganz an Ihnen.“

Sie unterdrückte einen Schrei, kämpfte gegen eine Panikattacke an. Tränen rannen ihre Wangen hinab.

„Was muss ich dafür tun?“

Er hatte sie. Er bekam sie alle, immer … Daher war er vom Herrn für diese Aufgabe auserkoren worden, war ihm näher als das gemeine Volk, ihm gleich … zumindest ähnlich.

„Morgen, 4.30 Uhr, auf der Île Coléo. Bringen Sie mit, was mir gehört. Kommen Sie allein und machen Sie keine Dummheiten! Sie verstehen schon, was ich meine.“

Er hatte aufgelegt. Es gab keine Diskussion, keinen Verhandlungsspielraum. Der Anrufer hatte sie in der Hand.

„Merde, merde, merde!“

Verzweifelt hämmerte sie mit den Fäusten gegen die Wand. Sie hätte vorsichtiger sein müssen, hatte doch keine Narrenfreiheit gehabt, selbst in den letzten Tagen ihres Lebens. Als sie sich wieder im Griff hatte, kauerte sie sich in eine Ecke ihrer neuen Wohnung und dachte nach, versuchte, einen klaren Verstand zu bewahren. Das Gefängnis war keine Perspektive, nicht in ihrer Lebenssituation. Wie sehr sie doch hing an diesem bisschen Leben, das ihr noch verblieb. Sie wollte nicht jämmerlich in einer Gefängniszelle verrecken, von Mitinsassen misshandelt werden, war keine Kriminelle, trotz der strafbaren Handlung, die sie begangen hatte. Ihr blieb also keine Wahl, auch wenn es gefährlich war.

Dann nahm sie ihr Hello-Kitty-Handy und fotografierte ihr Diebesgut. Eine Sicherheitskopie der Bilder hinterlegte sie auf der Festplatte ihres Laptops. Sie würde ihn wieder verlieren, ihren Schatz. Das sollte sie aber nicht daran hindern, dem damit verbundenen Geheimnis auf die Schliche zu kommen, wäre es auch das Letzte, was sie in diesem Leben noch vollbringen würde.

Fortsetzung folgt…

Stefan Böhm

Straßburger Glaubensbekenntnis
Kommissar Sturnis dritter Fall

Originalausgabe
1. Auflage
© 2020 Stefan Böhm
Taschenbuch-ISBN: 978-3-969-66410-0
Umschlagsgestaltung und Satz:
Sarah Schemske (www.buecherschmiede.net)
Lektorat: Martin Villinger
Korrektorat: Bücherschmiede (www.buecherschmiede.net)
Bestellung und Vertrieb: Nova MD GmbH, Vachendorf
Druck und Bindung:
Sowa Sp. z o.o.
ul. Raszyńska 13
05-500 Piaseczno
Polen

Alle Rechte vorbehalten. Alle Figuren und deren Biografien sind erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.

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