Der nächste Welt-Krisenherd

Die Situation rund um Katar eskaliert. Und plötzlich merken sogar Fußball-Funktionäre, dass es wohl ein Fehler war, mit einem derart korrupten Land zu schmusen.

Eine Fußball-WM in Katar? Einem Land, das selbst in der arabischen Welt geächtet ist? Foto: NASA Earth Observatory / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Katar wird gerade in der arabischen Welt isoliert. Aufgrund des Vorwurfs, dass die Kataris verschiedene Terrororganisationen wie den IS unterstützen, haben die Nachbarstaaten wie Saudi-Arabien (das sich allerdings dem gleichen Vorwurf ausgesetzt sieht), die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Bahrain und Ägypten die Beziehungen zu Katar abgebrochen und die Grenzen geschlossen. Ach ja, und die Fußball-WM 2022 soll auch noch in Katar stattfinden.

Kataris, die in den genannten Ländern leben, müssen in den nächsten zwei Wochen ausreisen – und niemand weiß, wie es in dieser ohnehin krisengeschüttelten Region weitergeht. Politisch ist diese Isolierung Katars ein Paukenschlag, dessen Konsequenzen nicht absehbar sind.

Doch eine Organisation steht gerade noch schlechter da als andere. Der Weltfußballverband FIFA, der unter seinem wegen Korruption geschassten und gesperrten Präsidenten Sepp Blatter die WM 2022 gegen jede Vernunft nach Katar vergeben hatte, wobei diese Vergabe nach wie vor von konkreten Korruptionsvorwürfen belastet ist, steht nun vor einer schwierigen Situation. Kann man ein Fußballturnier in einem Land austragen, das im Ruf steht, den internationalen islamistischen Terrorismus zu fördern?

Und erneut zeigt sich die FIFA von ihrer hässlichen Seite. Auch, wenn erste Stimmen laut werden, die einen Boykott der WM 2022 ins Auge fassen, wie beispielsweise diejenige des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel, dem sogar eine Inspektionsreise nach Katar verweigert wurde, bleibt die FIFA wie immer stur bei ihrer Linie. Vergeben ist vergeben, so das Credo der FIFA, egal wie korrupt es dabei zuging.

Während die Welt wöchentlich unter dem Terror des IS leidet, kann es nicht sein, dass die FIFA ausgerechnet das Land unterstützt, in dem die Fäden des internationalen Terrorismus zusammenlaufen. Egal, wieviel die Kataris den Mitgliedern des Exekutivkomitees der FIFA gezahlt haben, die WM 2022 muss sofort in ein anderes Land vergeben werden, zumal seit Jahren bekannt ist, dass die Kataris ausländische Arbeiter beim Bau der Stadien einsetzen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und es sind inzwischen auch mehrere Fälle bekannt geworden, bei denen Bauarbeiter in Katar ums Leben kamen. An der WM 2022 klebt bereits heute Blut und es ist höchste Zeit, diese Farce zu stoppen.

Die arabische Welt ist um einen Krisenherd reicher und alle Zeichen stehen auf Eskalation. Da ist es geradezu zynisch, wenn die FIFA an ihren verrückten Plänen festhält, eine Witz-WM in der Adventszeit in der Wüste durchzuführen und damit einem Land einen Ritterschlag angedeihen zu lassen, das zumindest indirekt mit dem internationalen Terror in Verbindung steht. Und langsam müsste man sich auch die Frage stellen, ob man die FIFA nicht einfach abschaffen sollte, um einen neuen Verband zu gründen. Alle Versuche, den korrupten Sumpf des Weltfußballs trocken zu legen, sind bislang gescheitert. Und es gibt wenig Hoffnung, dass sich die grauen Herren in der FIFA-Zentrale in Nyon, die munter Weltpolitik betreiben, eines Besseren besinnen. Langsam hat man schon keine Lust mehr, Fußball anzuschauen…

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