Der neue starke Mann der französischen Sozialisten

In Deutschland ist er noch völlig unbekannt. Doch an das Gesicht des neuen Chefs der französischen Sozialisten sollte man sich gewöhnen – Olivier Faure könnte die Geschicke der PS für einen längeren Zeitraum lenken.

Er sieht genau so gut aus wie Präsident Macron - Olivier Faure ist eine echte Konkurrenz für den französischen Präsidenten... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Nicht nur in Deutschland findet gerade bei den Sozialdemokraten das große Stühlerücken statt – auch die französischen Sozialisten tauschen gerade schrittweise ihr Spitzenpersonal aus und ziehen damit mit dem rechten Spektrum gleich, das es mit dem jungen Präsidenten Emmanuel Macron geschafft hat, das gesamte politische Establishment durcheinander zu wirbeln. Der neue Chef der französischen Sozialisten Olivier Faure, der den Franzosen ebenso unbekannt ist wie den deutschen Nachbarn, ist die Antwort der PS auf Emmanuel Macron.

Dabei ist Olivier Faure eigentlich ein echtes Produkt des Parteiapparats der PS. Seit 1997 fungiert Olivier Faure als Berater fast aller wichtigen PS-Politiker – so arbeitete er im Hintergrund, aber sehr effizient, für die Arbeitsministerin Martine Aubry, für François Hollande oder auch den ehemaligen Premierminister Jean-Marc Ayrault.

2012 wird er erstmals selber Abgeordneter und 2016 Fraktionschef der Sozialisten im französischen Parlament, ein wichtiger Posten zu einer Zeit, als die PS noch Regierungspartei war. Die Implosion der französischen Sozialisten im Superwahljahr 2017, als die Stichwahl um das Präsidentenamt ohne sozialistische Beteiligung stattfand, da der sozialistische Kandidat Benoit Hamon im ersten Wahlgang sang- und klanglos einging und die PS bei der darauf folgenden Parlamentswahl in sich zusammenbrach, erlebte Olivier Faure also hautnah mit.

Doch statt in die Nabelschau der PS einzusteigen, beschloss Faure im Januar dieses Jahres, für den Parteivorsitz zu kandidieren und der PS eine neue Orientierung zu geben. Die Parteimitglieder wählten ihn in einer Mitgliederbefragung und am Wochenende wurde er beim Parteitag der PS ins Amt eingeführt.

Wofür steht Olivier Faure? Der neue Parteichef will seine Partei konkreter in Richtung Europa führen, die Zusammenarbeit der europäischen Linken endlich mit Leben füllen, die Partei deutlicher nach „links“ schieben. Diese Strategie hat gute Erfolgsaussichten. Sollten sich die sozialen Spannungen in Frankreich aufgrund der autoritären Politik von Emmanuel Macron weiter verschärfen, braucht das Land schon bald wieder eine glaubhafte politische Alternative, will man verhindern, dass Frankreich in die Hände der Rechtsextremen fällt.

Der Neustart der PS ist beim Parteitag am Wochenende geglückt – doch jetzt muss er mit Leben gefüllt werden. Es gibt viel zu tun für die PS… Ach ja, aufmerksame Leserinnen und Leser wissen es – Olivier Faure gehört zu den Kontributoren von Eurojournalist(e)!

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