Der Papst sagt, was Sache ist…

Bei seinem Besuch in der Türkei hat Papst Franziskus Bemerkenswertes gesagt – was den Religionseiferern aller Couleur ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen sollte…

Papst Franziskus wirft sein ganzes moralisches Gewicht in die Waagschale, um die muslimische und die christliche Welt zu versöhnen. Und Humor hat der Mann auch noch. Foto: Luciano Perlo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Der Satz hallt noch in den Ohren nach: „Der Koran ist ein Buch des Friedens“. Mit diesem Satz wirft Papst Franziskus sein ganzes moralisches Gewicht als Oberhaupt einer eine Milliarde Menschen umfassenden Glaubensgemeinschaft in die Waagschale, um gegen die Gräben anzukämpfen, die sich immer weiter zwischen den Weltreligionen auftun. Ein Satz, den sich auch die christlichen Fundamentalisten in Europa hinter die Ohren schreiben sollten, denn dank zahlreicher Populisten und Brunnenvergifter hat sich die Atmosphäre zwischen Mitgliedern verschiedener Glaubensrichtungen bereits massiv verschlechtert.

Man muss kein gläubiger Christ sein, um die Arbeit dieses Papstes zu schätzen. Statt wie viele seiner Vorgänger angesichts humanitärer und politischer Katastrophen brav zu schweigen, nutzt Papst Franziskus das Gewicht seines Amts, um nicht nur als Mahner an das Gewissen der Christenheit, sondern auch als Sozial- und Menschenrechtskämpfer all denen Mut zu machen, die gegen Intoleranz, Fremdenhass und Ungerechtigkeiten kämpfen.

Und dabei findet Papst Franziskus ein überraschendes Gleichgewicht in seinem Diskurs. So erinnerte er in Istanbul nicht nur den Westen daran, dass der Islam weder eine Staatsdoktrin, noch eine religiös-imperialistische Ideologie, sondern eben eine Religion ist. Auf der anderen Seite zögerte der Papst bei seinem Besuch in der Türkei nicht, sich auch an die politische, kulturelle und akademische Welt in den arabischen Ländern zu wenden, um diese aufzufordern, laut und deutlich alle Verbrechen anzuprangern, die angeblich im Namen des Islams begangen werden.

Die Gleichsetzung zwischen „Islam“ und „Islamismus“, also der Mechanismus, mit dem alle muslemischen Gläubigen unter einen Generalverdacht gestellt werden, gehört zu den Dingen, die Papst Franziskus deutlich kritisiert. Eine Kritik, die eindeutig in Richtung der europäischen Volksverhetzer geht, die es inzwischen geschafft haben, eine Atmosphäre der Angst und des Misstrauens in den Ländern Europas zu schaffen, die umgekehrt dazu führt, dass Europa in der Flüchtlingsfrage eine Politik führt, die sich inzwischen in Randbereichen zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit bewegt.

Die Aktionen des Papstes stehen in einem deutlichen Kontrast zum Diskurs der Politik, der speziell in Europa nur noch von Angst und hass geprägt ist. Dass ausgerechnet die katholische Kirche über ihren Schatten springt und der muslimischen Welt die Hand reicht, ist bemerkenswert. Und seine Aussagen über den Islam und die Tatsache, dass Gewalttäter, die im Namen ihrer Religion töten, foltern, vergewaltigen und anderes Unrecht begehen, sich nicht auf eben diese Religionen berufen können, beinhalten auch ein gutes Stück christlicher Selbstkritik – denn die größte Anzahl von Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Namen einer Religion, wurden von Christen beim Versuch begangen, die Welt zu ihrem Glauben zu zwingen. Auch das steht zwischen den Zeilen der Aussagen von Papst Franziskus.

Die Botschaft ist klar – um die aktuellen Krisen zu überwinden, muss man sich die Hand reichen, altes Leid vergeben und gemeinsam nach vorne schauen und dabei all diejenigen isolieren, die fälschlicherweise meinen, dass Hass und Gewalt die Welt zu einem besseren Ort machen können. Hut ab, Papst Franziskus!

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