Der SC Freiburg verliert seinen Boss an den DFB
Der Präsident des SC Freiburg Fritz Keller soll den DFB aus seiner tiefen Krise herausführen und den Augiasstall in Frankfurt ausmisten. Gut für den DFB, schlecht für den SC Freiburg.
(KL) – Als Achim Stocker 2009 starb, nachdem er 37 Jahre lang den Bundesligisten SC Freiburg erfolgreich wie einen Familienbetrieb geführt hatte, dachten viele, dass es unmöglich sei, seine Nachfolge anzutreten und den Verein weiter in seinem Sinn zu führen. Damals gestaltete sich die Suche nach seinem Nachfolger als außerordentlich schwierig, bis sich nach langen Diskussionen der Winzer und Edelgastronom Fritz Keller aus Oberhausbergen bereit erklärte, in diese riesigen Fußstapfen zu treten. Was damals noch niemand ahnte – dem SC Freiburg hätte nichts Besseres passieren können. Doch nun ruft der skandalgebeutelte DFB, der sich, wie sich immer mehr herausstellt, in den letzten Jahrzehnten ebenso wie die FIFA, wie eine Art „kriminelle Vereinigung“ verhalten hat. Fritz Keller ist sicher der richtige Mann, um den DFB wieder auf den rechten Pfad zu bringen, doch der SC Freiburg muss sich wieder auf die schwere Suche nach dem ganz besonderen Präsidenten machen.
Fritz Keller hat beim SC Freiburg etwas geschafft, was wohl außer ihm niemand hätte schaffen können – er hat den Verein in ein modernes mittelständisches Unternehmen umgewandelt, ohne dabei den „Geist“ von Achim Stocker auszulöschen – auch heute ist der SC Freiburg eine Art Familienunternehmen, in dem Werte gelebt werden, die man außer beim Sportclub nur noch bei Vereinen wie dem FC St. Pauli oder Union Berlin findet.
Dass die Findungskommission des DFB, die einen Nachfolger für den Uhren-Liebhaber Reinhard Grindel und dessen Vorgänger suchte, die sich im Korruptions-Sumpf der FIFA offenbar sehr wohl fühlten, nun auf Fritz Keller gekommen ist, wundert nicht. Endlich ein Fußballfunktionär, dem es nicht um eitle Selbstdarstellung und auch nicht um den eigenen Geldbeutel geht – Fritz Keller stünde dem DFB gut zu Gesicht.
Doch für die Freiburger geht nun die Suche nach einem geeigneten Nachfolger weiter. Wenig Kandidaten dürften sich für dieses Amt eignen, denn beim Sportclub geht es nicht darum, einen gewieften Manager zu finden, der den Mittelständler SC Freiburg businessmäßig gut aufstellt, sondern auch der neue Präsident des Vereins muss in der Lage sein, diese ganz besonderen Eigenheiten des Vereins aufrecht zu erhalten. Dies erfordert zunächst das Verständnis, wer oder was der SC Freiburg eigentlich ist – wie Fritz Keller einmal sagte, der „19. Verein der Bundesliga“, was bedeutet, dass man in Freiburg gut damit leben kann, wenn der Verein mal absteigt und dann wieder aufsteigt. Der neue Präsident muss menschlich zu einem Verein passen, der das Konzept der „Trainerentlassung“ nicht kennt, der mehr Wert auf die Qualität seiner international anerkannten Fußballschule legt und der seine tiefe Einbindung in die gesellschaftlichen Strukturen ebenso ernst nimmt wie den sportlichen Erfolg.
Diese „eierlegende Wollmilchsau“ war Fritz Keller für den SC Freiburg, weswegen die Suche nach einem Nachfolger ziemlich schwer werden dürfte. „Mit Blick auf den SC Freiburg ist mir die Entscheidung, für das Amt des DFB-Präsidenten zur Verfügung zu stehen, alles andere als leichtgefallen“, sagt Fritz Keller, der gleich klarmachte, dass eine Doppelfunktion beim DFB und dem SC Freiburg nicht möglich sein wird. Denn auch das ist Fritz Keller – wenn er ein Amt übernimmt, dann auch so, dass er es zu 100 % ausfüllen kann.
An dieser Stelle sei Fritz Keller für die 10 Jahre seines unglaublichen Engagements gedankt. Er hat den Verein so gelebt, wie zuvor nur Achim Stocker, er hat dafür gesorgt, dass der sportliche Erfolg des Vereins nicht zu einer Unterwerfung unter König Mammon führte und vor allem, er hat dafür gesorgt, dass das Lebenswerk von Achim Stocker so behutsam weitergeführt wurde, dass der Verein nicht zu einem x-beliebigen Bundesligisten wurde. Gleichzeitig hat er den SC Freiburg modernisiert und für die nächsten Jahre und Jahrzehnte aufgestellt und das hätte vermutlich kein anderer nach dem Tod von Achim Stocker geschafft. Für den DFB und den deutschen Fußball ist dies sicher eine tolle Entwicklung und es bleibt zu hoffen, dass es dem Verein erneut gelingt, einen neuen Präsidenten zu finden, der diesen ganz besonderen Verein mit dem gleichen regionalen Fingerspitzengefühl in die Zukunft führt. Alles Gute, Fritz Keller, und vielen Dank für alles!
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