Der September wird ein schwieriger Monat werden

Vierte und fünfte Pandemie-Welle, Klimakatastrophen weltweit, 20. Jahrestag der Anschläge vom 9/11, soziale Proteste, Wahlen, Afghanistan und das Ende der Sommerferien…

Auch der Monat September wird ein Wechselbad der Gefühle bereithalten... Foto: Jayvee Enaguas (HarvettFox96) / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Momentan weiß man gar nicht, wo man hinschauen soll, denn überall sieht es ziemlich schlecht aus. In dieser Gemengelage aus schlechten Nachrichten ist es nicht immer einfach, den Kopf oben zu behalten und zu versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Doch in dieser Kakophonie der schlechten Nachrichten heißt es Ruhe bewahren und sich auf die positiven Dinge des Lebens zu fokussieren. Auch, wenn es schwer fällt.

Die „vierte Welle“ erwartet und nicht, sondern sie ist bereits da. Dabei ist weniger ausschlaggebend, wie die Lage in den einzelnen Ländern ist, da es sich um eine Pandemie in einer globalisierten Welt handelt. Momentaufnahmen aus einzelnen Ländern sind wenig hilfreich – das große Ganze ist entscheidend. In vielen Ländern ist die Pandemie-Entwicklung ganz anders als in Deutschland oder Frankreich und zum einen sollte man diese Gesamtentwicklung im Auge behalten und zum anderen, nicht allzu laut über kurzfristige Besserungen jubeln. Fakt ist, dass die Pandemie alles andere als vorbei ist und man die Entwicklung sehr genau beobachten muss. Was angesichts des Umstands, dass dieses Thema inzwischen politischer und emotionaler Sprengstoff ist, nicht unbedingt einfach ist.

Die Klimakatastrophen werden nicht aufhören. Dort, wo es in unglaublichen Hitzewellen nicht brennt, gibt es Überschwemmungen. Sowohl die großflächigen Brände als auch die Überschwemmungen werden immer gewaltiger und fordern immer mehr Opfer. Doch die Warnungen der Wissenschaftler bleiben ungehört, die Industrie-Lobbys haben die Politik fest im Griff und während weiter diskutiert wird, während man immer wieder neue, ambitionierte Klimaziele definiert, an die sich niemand hält, kippt unser Planet gerade und die Frage steht im Raum, ob wir den Point-of-no-Return nicht bereits überschritten haben.

Der 20. Jahrestag der Anschläge vom 9/11 könnte ein problematisches Datum werden. Durch die Entwicklungen in Afghanistan hat der internationale Djihadismus eindeutig Rückenwind erhalten und wir haben es heute international mit zwei hoch gefährlichen Arten des Terrorismus zu tun. Zum einen sind nach wie vor gut organisierte Terrororganisationen unterwegs, zum anderen beobachtet man seit Jahren einen „Individual-Terrorismus“, der teilweise mit rudimentärsten Mitteln ausgeübt wird, aber dennoch immer wieder Opfer fordert. Es wäre blauäugig zu glauben, dass zum 20. Jahrestag der fürchterlichen Anschläge vom 9/11 alles ruhig bleiben wird. Vertrauen wir also den Geheimdiensten, also denjenigen, die noch vor wenigen Tagen zu der professionellen Einschätzung kamen, dass die Taliban erst in 18 bis 24 Monaten Kabul erreichen werden…

Die sozialen Proteste in vielen europäischen Ländern werden an Intensität gewinnen. Speziell Frankreich ist hier einer besonderen Belastung ausgesetzt, denn die verschiedenen Protestbewegungen („Gelbwesten“, geplante Rentenreform, Impfpass-Gegner, Impfgegner, allgemein Unzufriedene) werden sich nach den Sommerferien zusammenfinden, um ihren jeweiligen Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Wie immer wird die Reaktion des Staats militärisch ausfallen und in Frankreich, aber auch in anderen Ländern, wird die Spirale der Gewalt besorgniserregend sein.

Die Bundestagswahlen in Deutschland werden zu einer Art Lotterie werden, bei der entscheidend sein wird, was in den allerletzten Tagen vor dem 26. September passieren wird. Bei dieser Wahl, bei der es um die Nachfolge Angela Merkels und die künftige Ausrichtung der deutschen Politik gehen wird, stehen nicht etwa Wahlprogramme im Mittelpunkt, sondern emotionale Last-Minute-Entscheidungen. Die aktuellen Umfragen zeigen, dass offenbar alle Parteien die unbeliebtesten Kandidaten und Kandidatinnen aufgestellt haben und dass tatsächlich alle Koalitionen und Kombinationen denkbar sein werden. Stabilität sieht anders aus und diesen unruhigen Zeiten ist das keine gute Perspektive.

In Afghanistan sollen im September die letzten ausländischen Soldaten abgezogen sein, die heute noch versuchen, die Evakuierung ausländischer Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte zu schützen. Zwar versuchen die Taliban gerade, sich als komplett weichgespült zu präsentieren, doch kann sich dies schlagartig ändern, wenn die letzten ausländischen Beobachter das Land verlassen haben. Viele Afghanen befürchten, dass die Taliban dann ihre nette Maske fallen lassen und ein neues Schreckensregime beginnt.

Und dazu sind dann die Sommerferien vorbei, das „normale“ Leben wird unter „unnormalen“ Umständen wieder seinen Lauf nehmen, wir werden wieder über Lockdowns, Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und andere Themen zu reden haben.

Aber trotzdem, oder gerade deswegen, müssen wir alle solidarischer und aufmerksamer als je zuvor sein, uns gegenseitig unterstützen und darauf achten, dass bereits in unserem eigenen Umfeld niemand unter die Räder kommt. Gegen all diese Problemstellungen der heutigen Welt gibt es nur ein Mittel – einen starken Zusammenhalt im eigenen Umfeld. Die Welt ist nicht schlagartig ein mieser, gefährlicher Ort geworden, weswegen die Solidarität untereinander das wichtigste Element ist, auch weiterhin positiv denken und handeln zu können. Vieles ist schwierig, doch nicht alles ist verloren!

1 Kommentar zu Der September wird ein schwieriger Monat werden

  1. In der vierten Ausgabe des Monats der zeitgenossischen Musik suchen Kunstler*innen und Ensembles Antworten auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie. Neue Formate sollen eine aktive Beteiligung an der Musik und ihren Diskursen auch mit Abstands- und Hygieneauflagen ermoglichen. Berlin ist als internationale Metropole ein Zentrum der zeitgenossischen Musik, und das bereits seit Jahren. Schwieriger war es lange Zeit, bei den vielen Richtungen, Kunstler*innen und Ensembles einen Uberblick zu gewinnen. Wie kann es funktionieren, dass nicht wie sonst oft alle an ihren Projekten werkeln und nicht einmal gegenseitig Notiz vone 4 inander nehmen – ganz zu schweigen vom interessierten Publikum, das sich einen Uberblick verschaffen will.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste