Der Trailer-Park-Aufstand

Donald Trump hat der amerikanischen Demokratie schwerste Schäden zugefügt. Zahlreiche Demokraten UND Republikaner sprechen bereits von „Hochverrat“. Und bei uns kann das auch passieren.

Jagdszenen im amerikanischen Kongress - die Schuld daran trägt Donald Trump. Foto: ScS EJ

(KL) – Die Bilder aus dem Kongress in Washington haben die Welt schockiert. Denn das, was dort passierte, war ein Anschlag auf die Demokratie, nicht nur in den USA, sondern generell auf das Konzept der Demokratie. Schuld an dieser Eskalation ist eine einzige Person, Donald Trump, der unmissverständlich zu genau dieser Aktion aufgerufen hatte. Dass er Stunden später, als klar war, dass seine Leute den Kongress nicht mit Gewalt einnehmen würden, dazu aufrief, „friedlich nach Hause zu gehen“, wird Trump nicht vor einem Verfahren wegen „Hochverrat“ schützen. Nur sein Vize-Präsident Mike Pence wird von einem solchen Verfahren verschont bleiben, da er nicht nur dazu aufrief, den Wahlsieg von Joe Biden anzuerkennen, sondern sich auch klar von seinem verrückten Boss distanzierte. Das, was in Washington passierte, wird ein schweres Nachspiel haben.

Niemand sollte sich täuschen – das war ein versuchter Staatsstreich. Donald Trump wartete in Ruhe ab, ob sich seine Leute im Kongress durchsetzen – in diesem Fall hätte er sich an die Spitze dieser Wahnsinnigen gesetzt und der Staatsstreich hätte glücken können. Immerhin hatte Trump seit Monaten genau zu dieser Aktion aufgerufen. „Stand back, stand by“, hatte er seinen rechtsextremen Freunden während einer TV-Debatte mit Joe Biden zugerufen, „Haltet euch zurück, aber haltet euch bereit“. Und bereit waren sie, seine Anhänger, doch waren sie glücklicherweise zu unorganisiert, um den Kongress tatsächlich besetzen und halten zu können.

Die Trump-Anhänger, die den Kongress gestürmt haben, sind mit den „Gelbwesten“ in Frankreich und den „Querdenkern“ in Deutschland vergleichbar. Als gemeinsamen Nenner erkennt man in diesen Gruppen einen überzogenen Nationalismus und den Umstand, dass es sich um die „ständig-zu-kurz-Gekommenen“ handelt, die das diffuse Gefühl mit sich herumtragen, dass ihnen ein besseres Schicksal zustünde. Da diese Bevölkerungsschichten immer weiter wachsen, wächst damit auch die Gefahr für gewaltsame Umsturzversuche wie in Washington.

Nach zwei Jahren der gewalttätigen „Akte“ der „Gelbwesten“ in Frankreich darf man davon ausgehen, dass viele von ihnen gestern Nacht erregt vor dem Fernseher saßen und davon träumten, die gleichen Szenen in der Assemblée Nationale nachzustellen und es wäre illusorisch zu glauben, dass die Bilder aus Washington keine Nachahmer in anderen Ländern finden werden. Man erinnert sich daran, dass erst vor wenigen Wochen gewaltbereite „Querdenker“ versuchten, den Reichstag in Berlin zu stürmen und dass bereits vorher in Paris „Gelbwesten“ beim Versuch gescheitert waren, in das Innenministerium einzudringen – das Portal hatten sie bereits eingeschlagen.

Sicherheitspersonal, das mit gezogener Waffe im Sitzungssaal des Kongresses die Abgeordneten schützen mussten, eine explosive Situation, ausgelöst von den ständigen, kindischen Lügen eines durchgeknallten Präsidenten, der für diesen Umsturzversuch im Gefängnis landen könnte – das war ein Anschlag auf die Demokratie, der andere Demokratiefeinde in anderen Ländern auf den Plan rufen wird. Zusammen mit der Covid-Krise entsteht nun eine Situation, in der wir an einen Wendepunkt kommen. Der 6. Januar wird ein Datum in der amerikanischen Geschichte bleiben und leider ist das alles noch nicht ausgestanden.

Denn die Trump-Anhänger repräsentieren den „Trailer Park“, diese Siedlungen, die aus „Mobile Homes“ bestehen, der billigsten Art, in den USA zu wohnen. Genau an diesem unteren Rand des sozialen Spektrums rekrutieren die Populisten dieser Welt ihre Anhängerschaft, genau hier blüht das „Make America great again“, genau hier sind die Menschen empfänglich für die verlogenen „Fake News“ der populistischen Brunnenvergifter. Das Soziogramm des „Trailer Parks“ lässt sich problemlos auf andere Länder übertragen. Angesichts der Tatsache, dass die wirtschaftlichen Folgen der Covid-Krise ein Heer neuer Arbeitsloser und eine neue Armut schaffen werden, muss man sehr aufpassen. Denn irgendwann ist die kritische Masse der Unzufriedenheit erreicht und ab diesem Zeitpunkt beginnen die gewaltsamen Auseinandersetzungen. Das, was wir in der letzten Nacht in Washington gesehen haben, war nur der Auftakt dessen, was schon bald in der ganzen Welt passieren könnte. Für „Wehret den Anfängen!“ ist es leider bereits viel zu spät.

2 Kommentare zu Der Trailer-Park-Aufstand

  1. Gute Analyse. Stimme Ihnen zu!

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