Der Wahnsinn beginnt schon vor den Olympischen Spielen

Die Starrköpfigkeit der Sportverbände ist unglaublich. Obwohl es eine Woche vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Tokio schon den ersten Corona-Fall gibt, denkt niemand an eine Absage.

Die Olympischen Spiele in Tokio werden auch zum Superspreader-Event. Aber Hauptsache, der Rubel rollt... Foto: Antonio Tajuelo from Tokio, Japon / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Na klasse. Als ob die Erfahrungen mit der EURO 2020/21 nicht ausgereicht hätten, werden nun die wohl seltsamsten und verantwortungslosesten Olympischen Spiele aller Zeiten durchgezogen. Dass es im Olympischen Dorf, trotz aller „Blasen“ und Beteuerungen, wie sicher doch diese Spiele sein werden, bereits eine Woche vor Start der Spiele den ersten Covid-Fall gibt, scheint das IOC ebenso wenig zu interessieren wie der Umstand, dass eine erdrückende Mehrheit der Japaner diese Spiele gar nicht haben will.

Keine Zuschauer bei den Olympischen Spielen, geschenkt. Doch ist klar, dass bei Tausenden Sportlern im Olympischen Dorf die Organisation von „Blasen“ schlicht und ergreifend nicht möglich ist. Die Olympischen Spiele in Tokio werden zum Superspreader-Event und die Leidtragenden sind „die Jugend der Welt“, also die Sportler, die häufig gar keine andere Wahl haben, als den Anweisungen ihrer Verbände Folge zu leisten und teilzunehmen, um nicht ihre Förderungen zu verlieren. Doch ebenso wie die UEFA interessiert sich auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) mehr für Werbe- und TV-Gelder als für die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler.

In Tokio herrscht momentan aufgrund der „vierten Welle“ und bis nach dem Ende der Olympischen Spiele der sanitäre Notstand. Was sind aber dann die Beteuerungen der Chefin des Organisationskomitees Seiko Hashimoto wert, die behauptet, dass man schnell reagieren könne, wenn es zu einem größeren Cluster kommen sollte. Wie man dann beabsichtigt zu reagieren, steht in den Sternen. Nur eines ist klar – es wird weder zu einer Absage, noch zu einem Abbruch der Spiele kommen. Zur Not opfert man die Sportjugend der Welt den finanziellen Interessen der Verbände – denn außer ihnen interessiert sich eh niemand für Geisterspiele am Morgen (man erinnert sich an die Fußball-WM 2002 in Japan und Südkorea, als die Spiele morgens um 8 übertragen wurden…).

Die Behauptung, man sei auf größere Covid-Ausbrüche vorbereitet, kann nicht mehr als ein frommer Wunsch sein. Niemand ist auf solche Ausbrüche vorbereitet und gäbe es ein Patentrezept dafür, wären wohl viele Regierungen dankbar, würde man ihnen diese Reaktionspläne schleunigst zur Verfügung stellen.

Es ist unglaublich, dass angesichts des Infektionsgeschehens weiterhin solche Mega-Veranstaltungen durchgezogen werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Was muss eigentlich noch passieren, dass man endlich damit aufhört, solche Veranstaltungen durchzuziehen, während überall auf der Welt erneut Restriktionen veranlasst werden, das Infektionsgeschehen mit Sorge verfolgt wird und niemand eine Antwort darauf hat, wie man diese Situation in den Griff bekommen kann?

Doch ebenso wie die UEFA sich während des Skandalturniers auf die Behauptung zurückzog, man habe alles mit den lokalen Behörden abgesprochen und trage für nichts die Verantwortung (nachdem sie die ausrichtenden Städte erpresst hatte, eine Garantie für Zehntausende Zuschauer in den Stadien abzugeben), ist auch das IOC nicht sonderlich daran interessiert, Bevölkerung und Sportler zu schützen. Wenn es Geld zu verdienen gibt, interessiert nichts anderes mehr.

Wir sollten alle diese Olympischen Spiele und diese moderne Form der Sklaventreiberei boykottieren. Schade für die Sportler, doch wenn die TV-Zuschauer wegbleiben, werden irgendwann auch verantwortungslose Sponsoren damit aufhören, gigantische Summen in die Taschen ebenso verantwortungsloser Sportverbände zu pumpen. Es geht nur noch um Werbegelder? Dann sind wir Konsumenten die einzigen, die dieses System von Geld-Sport-Virusverbreitung durch unser Desinteresse ankratzen können. Und genau das sollten wir machen.

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