Der Weg zurück nach Straßburg ist weit…

16 lange Monate hat Straßburg auf die Rückkehr des in Brüssel versandeten Europaparlaments gewartet. Jetzt ist es so weit und trotz aller Freude herrscht vor allem eins – gähnende Leere.

Alles war für die Interviews vorbereitet - aber es mangelt an Gesprächspartnern... Foto: (c) Michael Magercord / EJ

(KL) – Viele Journalisten-Kollegen waren frustriert. Da freut man sich nach 16 Monaten der Parlaments-Abstinenz auf die Rückkehr des Europäischen Parlaments nach Straßburg und dann das – gähnende Leere. Dabei war alles vorbereitet, die Spots waren eingeschaltet, die Mikrophone geputzt, die schönsten Masken ausgepackt, aber was fehlt, sind die Abgeordneten.

Gewiss, Präsident David-Maria Sassoli ist da und leitet die Visio-Sitzung vor einem praktisch leeren Sitzungsrund. Natürlich gab es keine Präsenzpflicht, aber diese Sitzungswoche sieht insgesamt mehr nach einem Straßburg-Boykott als nach einer Sitzungswoche aus.

Irgendwann begannen die Journalisten sich gegenseitig zu interviewen, da es im Gegensatz zu sonst einfach an Gesprächspartnern mangelte. Niemand hatte ein volles Haus erwartet, immerhin leben wir immer noch in einer Pandemie, aber ein paar mehr Abgeordnete hätten es gerne sein dürfen. Denn immerhin ist das Europäische Parlament in Straßburg die einzige demokratisch gewählte Vertretung von 500 Millionen Europäerinnen und Europäern und da wäre es sehr positiv vermerkt worden, hätten sich in Straßburg wenigstens so viele Parlamentarier eingefunden wie seit 16 Monaten in Brüssel.

Was also tun – sich freuen, dass die Sitzungen in Straßburg wenigstens „offiziell“ wieder begonnen haben oder traurig sein, weil offensichtlich so viele Parlamentarier mit den Füßen für Brüssel abstimmen, obwohl gar keine Abstimmung über den Sitz ansteht – denn der ist laut den Europäischen Verträgen und deren Zusätzen in Straßburg beheimatet. Freude? Ärger? Frustration?

Ganz klar – Freude. Und ein großes Dankeschön an diejenigen Abgeordneten, die dem Parlamentssitz Straßburg die Ehre erwiesen haben. Es ist an der Zeit, die Beziehungen zwischen Straßburg, dem Parlament und den Parlamentariern wieder zu beleben. Hierzu wird Eurojournalist(e) seinen bescheidenen Beitrag leisten – am Sonntag, den 13. Juni, startet die zweite Saison unserer Europa-Kampagne „Beautiful Europe“, die wir wieder mit dem Top-Fotografen František Zvardon durchführen!

Wer Europa denkt und Europa liebt, braucht viel Geduld, gute Nerven und viel Optimismus. All diese Eigenschaften haben wir und deswegen freuen wir uns, dass Straßburg wieder auf der europäischen Landkarte auftaucht. Ab jetzt kann es nur noch besser werden!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste