Der Zauberlehrling (und sein Meister)…

Beim Besuch des französischen Präsidenten Macron in den USA glänzt eigentlich nur einer: der gönnerhafte Donald Trump.

Ohne Worte. Foto: Chairman of the Joint Chiefs of Staff, Washington, D.C., United States / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Dass Donald Trump nicht so richtig der Typ für den samtigen französischen Bruderkuss zwischen Männern ist, das weiß man eigentlich. Hätten ihn seine vielen Berater auf diesen kulturellen Unterschied hingewiesen, wäre dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem TV-Publikum die eine oder andere peinliche Kussszene beim Besuch Macrons in den USA erspart geblieben. Mehrfach zerrte, zog und küsste Macron Donald Trump, dieser ließ sich sichtlich widerwillig ziehen und küsste dann, nolens volens,  mit spitzen Lippen und Entenschnäbelchen zurück.

Und diese geradezu körperliche Begeisterung hatte ja auch ihren Hintergrund, war es Emmanuel Macron doch gelungen, sich in den USA (und vor allem für die französischen Medien) als der neue Mr. Europa zu präsentieren. Angesichts des durch das Entschwinden von Angela Merkel von der internationalen Politikbühne entstandenen Vakuums, springt Emmanuel Macron in die Bresche und nimmt für sich in Washington die europäische Führungsrolle in Anspruch, für die er von Donald Trump auch gleich den väterlichen Segen bekam.

Kein Wunder, dass Donald Trump diese Art europäischen Leaderships begrüßt. Denn so mag er Europa, als willigen Unterstützer seiner kaum nachvollziehbaren Politik. Bombenangriffe auf Syrien (deren absolute Wirkungslosigkeit man heute, zwei Wochen später, ernüchtert registriert)? Frankreich ist dabei. Infragestellen des wackeligen Atomabkommens mit dem Iran? Frankreich ist dabei. US-Strafzölle auf europäische Waren? Frankreich reiht sich in die lange Schlange der Staaten ein, die höflich darum bitten, man möge doch von diesen Strafzöllen verschont bleiben. Statt Diskussionen auf Augenhöhe erleben die USA leere Worthülsen, die auf der anderen Seite des Atlantik ebenso hohl, aber wohl klingen wie auf unserer Seite: „Wir werden unsere Reformen entschlossen weiterführen…“ – und die Amerikaner sind ebenso von diesem smarten, jungen französischen Präsidenten begeistert, wie es anfangs auch die Europäer waren.

Doch die Begeisterung für „the French Wunderkind“ flaut inzwischen in Europa ab. Die angekündigten europäischen Reformen schweben im politischen Niemandsland, faktisch bereits in Berlin beerdigt, wo man nur noch nach den richtigen Formulierungen sucht, um Macron möglichst wenig zu beschädigen. Immerhin, das Narrativ seiner Politbewegung „La République en Marche“ ist um ein Kapitel reicher. Dass seine europäischen Vorschläge von den europäischen Partnern nicht umgesetzt werden, ist nicht seine Schuld. Dass dies eigentlich schon zu dem Zeitpunkt klar war, als er die Vorschläge gemacht hat, schon. Hier wird deutlich, dass vieles im Diskurs von Emmanuel Macron reine politische Kommunikation ist.

Das Gönnerhafte im Verhalten von Donald Trump gegenüber Emmanuel Macron ist unübersehbar, nicht nur, als er dem französischen Präsidenten eine Fussel von der Schulter schnippt. Und Macron dankbar in die Kameras lächelte. Es ist schön, einen neuen besten Freund zu haben. Zum Glück bedankte er sich nicht wieder mit einem gewaltsam aufgedrückten Bruderkuss. Die beiden werden sicherlich viele der Probleme der Welt gemeinsam lösen. Hoffentlich nicht immer so erfolgreich wie in Syrien.

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