Des einen Freud…

… ist des anderen Leid. Die Straßburger Tabakhändler sind sauer, da ihre Umsätze in den Keller gehen. Und in Kehl freut man sich.

Wenn die Tram in Kehl ankommt, klingeln die Kassen der Tabakhändler... Foto: TOTO=0 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Seit im April 2017 die neue Tramlinie D von Straßburg nach Kehl eingeweiht wurde, ist die deutsche Grenzstadt deutlich näher an die Europahauptstadt gerückt. Und viele Straßburger nutzen diese schnelle und bequeme Verbindung, um schnell hinüber zu fahren und einzukaufen. Neben Lebensmitteln werden vor allem Tabakwaren eingekauft, die auf der deutschen Seite deutlich billiger sind als in Frankreich. Und genau da liegt das Problem der Straßburger Tabakhändler.

Der Verband der französischen Tabakhändler zieht nun die Alarmglocke. In einem Schreiben an die Verantwortlichen der Stadt fordern die Tabakhändler, dass künftig in den Wagen der Tram deutliche Hinweisschilder angebracht werden, auf denen angegeben wird, welche Höchstmengen nach Frankreich eingeführt werden dürfen – doch das wird kaum das Problem regeln, denn diese Freimengen sind hoch. 800 Zigaretten (also 4 Stangen), 400 Zigarillos oder 200 Zigarren dürfen innerhalb der EU über die Grenze mitgenommen werden und wer diese Tramlinie regelmäßig nimmt, stellt fest, dass kaum jemand höhere Mengen transportiert.

Daher ist auch die zweite Forderung wenig zielführend, denn die Tabakhändler fordern ebenfalls intensive Kontrollen durch Zoll und Polizei in der Tram – was einerseits dem Geist von Schengen und speziell dieser Tramlinie entgegen läuft und andererseits kaum das Problem der elsässischen Tabakhändler lösen dürfte.

Jetzt könnte man sagen, dass es früher genau anders herum war, als die Zigaretten (und Benzin und anderes) in Frankreich deutlich billiger waren und dass diese Unterschiede eben zyklisch sind. Doch damit macht man es sich zu einfach – denn das Problem wird sich weiter verschärfen. Wie die Tabakhändler mitteilen, plant die französische Regierung, den Preis für ein Paket Zigaretten 2018 auf satte 10 Euro zu erhöhen und spätestens dann wird kaum noch ein Raucher im Elsass seine Zigaretten in Frankreich kaufen.

Während die Tabakhändler im Elsass ums Überleben kämpfen und versuchen, ihre fehlenden Umsätze durch eine Diversifizierung ihres Angebots auszugleichen, klingeln in Kehl die Kassen. Wie interessant dieser Markt ist, erkennt man alleine schon an der Anzahl der Tabakläden direkt hinter der Grenze.

Aber was sollte man nun tun? Die freie Tramverbindung zwischen Deutschland und Frankreich mit Kontrollen überziehen, die im Grunde nicht viel bringen können, weil in dieser Tram nicht im großen Stil Zigaretten geschmuggelt werden? Oder vielleicht eine Sonderregelung für die Grenzregion schaffen und dort die erlaubten Freimengen anders reglementieren? Eine Harmonisierung der Tabakpreise? Eine deutsch-französische Harmonisierung der Tabakpreise? Oder eine Regelung auf europäischer Ebene?

Der Ärger der elsässischen Tabakhändler ist verständlich. Der Wunsch der Raucher, so wenig wie möglich für ihr Suchtmittel zu bezahlen auch. In dieser Gemengelage muss gesprochen werden, über die Grenze hinweg. Den freien Verkehr zwischen Straßburg und Kehl einzuschränken, das kann auf keinen Fall die Lösung sein…

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