Deutsch-französische Beziehungen: Das Saarland ist der Champion
Einstimmigkeit unter den 51 Mitgliedern des saarländischen Landtags – mit 76,5 Millionen Euro wird in den kommenden 7 Jahren die Zweisprachigkeit in Kindergärten und Kitas ermöglicht.
(KL) – Wenn es um die deutsch-französischen Beziehungen geht, dann ist das Saarland zweifellos der Champion. Seit die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer 2015 ihre visionäre „Frankreich-Strategie“ lanciert hat, die unter anderem vorsieht, dass das Französische 2043 zur zweiten offiziellen Amtssprache im kleinsten deutschen Flächenland werden soll, arbeitet man im Saarland an konkreten Projekten und Initiativen, um dieses hoch integrative Ziel zu erreichen. Da kann man in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nur staunen und Beifall klatschen. Noch statt Beifall zu klatschen, wäre es sinnvoller, sich dieser saarländischen Initiative anzuschließen.
Dass ein Landtag eine solche Entscheidung einstimmig trifft, ist bemerkenswert. Selbst Die Linke und die AfD stimmten für das 76,5 Millionen Euro-Paket für die nächsten sieben Jahre, mit denen für ALLE Kindergärten und Kitas im Saarland französische Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden sollen. Denn das Konzept ist einfach – jede Kindergarten- oder Kita-Gruppe erhält neben einer deutschen Erzieherin ein französisches Pendant und beide gehen mit den Kindern in ihrer Muttersprache um. Somit tauchen die Kleinen von Anfang an in einen zweisprachigen Kontext ein, in dem sie spielerisch ihre erste Fremdsprache lernen. Doch das ist noch nicht alles.
Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass diese „Immersion“ in eine Fremdsprache im Gehirn von Kindern bestimmte Kanäle öffnet, die auch das Erlernen weiterer Fremdsprachen kinderleicht machen.
Das Ganze hat Hand und Fuß. - Denn angesichts der Zielsetzung, das Französische im Jahr 2043 als zweite Amtssprache im Saarland einzuführen, müssen die heutigen Generationen auch zweisprachig erzogen und ausgebildet werden, denn bei zwei Amtssprachen ist es unumgänglich, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Verwaltungen und der Wirtschaft auch selbst zweisprachig sind. Mit der Entscheidung des saarländischen Landtags sind nun die Weichen gestellt worden, mit denen diese deutsch-französische Integration zur Realität wird.
Und was ist mit den anderen Bundesländern entlang der deutsch-französischen Grenze? Mit Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz? Was ist mit dem Elsass? Dieses saarländische Projekt betrifft natürlich in erster Linie die deutsch-französische Integration zwischen dem Saarland und dem lothringischen Departement Moselle. Doch 2015, als Annegret Kramp-Karrenbauer diese revolutionäre „Frankreich-Strategie“ auch in Straßburg im Haus der Region vorstellte, erntete sie nach einer brillanten Präsentation von über einer Stunde Dauer, die mit dem Angebot an die anderen Grenzregionen endete, man möge sich doch diesem Projekt anschließen, nur ein müdes „Ach, wissen Sie, wir machen hier auch tolle deutsch-französische Projekte“ vom damaligen Präsidenten der Region Alsace, Philippe Richert. Das war es dann auch schon.
Während das Saarland und Lothringen mit Vollgas an dieser deutsch-französischen Entwicklung arbeiten, beträchtliche Geldbeträge in die Hand nehmen, um diese Entwicklung zu ermöglichen, verschlafen das Elsass, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg einmal mehr eine wichtige Phase. Es reicht eben nicht, sich permanent und an jeder Stelle selbst für die „hervorragende, grenzüberschreitende Arbeit“ zu loben, sich aber weitgehend darauf zu beschränken, seine grenzübergreifenden Verwaltungen am Leben zu halten. Die deutsch-französischen Beziehungen hängen davon ab, dass motivierte und kompetente Menschen das Richtige tun. Im Saarland ist dies offenbar der Fall.
Kommentar hinterlassen