Deutsch-Französisches und ein Happening

Der 63. Kongress des Verbands der Deutsch-Französischen Gesellschaften (VDFG-FAFA) in Colmar stand im Zeichen der Jugend in Europa. Und mitten in den Diskussionen meldete sich die Jugend tatsächlich zu Wort. Klasse.

Luiz Martinez-Guillén (EP), Moderator Kai Littmann und die Europaabgeordnete Anne Sander in Colmar. Foto: Frank Rotter

(Red) – Der 63. Kongress des VDFG-FAFA (hier erkennt man den französischen Einschlag dieses Verbands – mit den in Frankreich so beliebten Endlosabkürzungen, die so lang sind, dass sie eigentlich auch abgekürzt werden müssten…) stand unter dem Thema „Die Jugend und das Europa von morgen“. Neben den Forums-Diskussionen, bei denen vor allem die älteren Semester zu Wort kamen, wurden sechs Workshops organisiert, in denen zwar auch überwiegend ältere Personen sprachen, doch dort konnten sich auch die anwesenden jungen Menschen ausdrücken. Und bei der Diskussionsveranstaltung am Freitag kam es dann sogar zu einer Art Happening, als ein paar Jugendliche auf die Bühne kamen und sehr gesittet anmerkten, dass sie auch etwas zu sagen hätten. Ein wenig Unruhe auf der Bühne, eine zahm aufmüpfige Jugend, das war richtig nett.

Jede Menge Prominenz aus dem deutsch-französischen Bereich gab sich ein Stelldichein in Colmar und abgesehen davon, dass man bei solchen Veranstaltungen in der Regel die „üblichen Verdächtigen“ trifft, dienen sie auch zu einem heute immer wichtiger werdenden Networking und – solche Kongresse sind eine gute Gelegenheit, sich über die Fortschritte und Angebote der zahlreichen deutsch-französischen Angebote zu informieren.

Und hier liegt auch eines der Probleme – es gibt einfach zu viele Angebote für Jugendliche, die von hoch engagierten Akteuren organisiert und durchgeführt, aber völlig unzureichend koordiniert werden. Für Jugendliche, die sich für diese Angebote in Bildung, Ausbildung, Kultur oder Umweltschutz interessieren, ist die Orientierung zwischen all diesen Angeboten und Organisationen eine Art intellektuelle Schnitzeljagd. Und manchmal bekommt man sogar das Gefühl, als seien die vielen, vielen Organisationen in diesem Bereich, die überwiegend von öffentlichen Geldern finanziert werden und trotzdem miteinander konkurrieren, eine große Jobmaschine für Diplomierte der Verwaltungshochschule. Hier sollte einmal darüber nachgedacht werden, ob die vielen Programme nicht deutlich mehr Sichtbarkeit und damit Effizienz erhielten, würden sie unter einem „One-Stop-Shopping“-Punkt zusammengefasst werden. Dadurch könnte man auch jede Menge Geld sparen, das dann denjenigen zugutekommen könnte, über die man so gerne spricht – den Jugendlichen.

Hoch interessant war die Präsentation von Dr. Jörn Pütz, dem Vizepräsidenten von EUCOR, dem Zusammenschluss der Universitäten am Oberrhein. Der „Überzeugungstäter“ Pütz zeigte konkret auf, was man erreichen kann, wenn der Wille aller betroffenen Akteure zusammengeht – was fehlt, um die Mobilität der StudentInnen am Oberrhein zu vereinfachen, ist ein „Semesterticket“ für den Nahverkehr, doch selbst daran arbeitet man intensiv.

Ebenso interessant, die Erfahrungen in den verschiedenen Austausch-Programmen, sei es von der Region Grand Est, der Landesregierung, den IHKs und CCIs, des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW-OFAJ) und der vielen anderen Stellen, die sich ebenfalls in diesem Bereich engagieren.

Das aktuelle politische Umfeld für die deutsch-französische Sache ist so positiv wie selten zuvor. Und dennoch sind die Ergebnisse der vielen Programme ausbaufähig. Auch das war positiv bei diesem 63. Kongress der VDFG-FAFA – statt sich gegenseitig zu loben und zu versichern, dass man alles richtig macht, hörte man viele Stimmen, die nach Verbesserungspotentialen, Synergien und Innovationen suchen. Man darf auf den 64. Kongress im nächsten Jahr gespannt sein!

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