Deutsche Beteiligung an den französischen Protesten

Bei der großen Demonstration gegen das neue Arbeitsgesetz in Straßburg nahm auch eine Gruppe aus der Ortenau teil. Um grenzüberschreitende Solidarität zu zeigen.

Die Franzosen sind auf ihre Regierung sauer - und werden im Arbeitskampf auch von deutschen Kollegen und Kolleginnen unterstützt. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Die Gruppe aus der Ortenau fiel bereits im Zug auf. Junge Gewerkschafter und Linke, ausgerüstet mit Fahnen und guter Laune, auf dem Weg nach Straßburg. Während andere den Feiertag zu Ausflügen und anderen Aktivitäten nutzten, gingen diese jungen Leute in Straßburg demonstrieren.

„Bei uns haben wir diese Entwicklung bereits 2005, 2006 erlebt“, sagte einer der deutschen Gewerkschafter, „und jetzt wollen wir den französischen Kollegen zeigen, dass wir sie auch über die Grenze in ihrem Arbeitskampf unterstützen.“ Und das taten sie dann auch.

Die Demonstration, von Polizeikräften in Kampfausrüstung begleitet, wobei man festhalten muss, dass sowohl das besonnene Verhalten der Polizei, als auch der Ordnungskräfte der Gewerkschaft CGT dafür sorgte, dass es zu keinerlei agressiver Stimmung kam, zog durch die ganze Stadt und legte kurzzeitig den gesamten Verkehr in der Innenstadt lahm. Doch trotz dieser Behinderungen gab es kein lautes Wort von Seiten der Passanten, im Gegenteil. „Was die Regierung gerade macht, ist unverantwortlich“, sagte eine ältere Dame und ein Mann fügte hinzu: „Dass die Linken gegen eine rechte Regierung auf die Straße gehen, das verstehe ich. Dass die Rechten gegen eine linke Regierung auf die Straße gehen, das verstehe ich auch. Aber hier gehen Linke gegen eine linke Regierung auf die Straße und das ist wirklich seltsam…“

Das Anliegen der Demonstranten ist klar – sie wollen, dass die Regierung das neue Arbeitsgesetz zurücknimmt, da es lange erkämpfte Positionen wegwischt und nach Ansicht der Gewerkschaften einseitig die Arbeitgeber bevorteilt. Vor allem die neuen Kündigungs-, Abfindungs- und Überstundenregelungen ärgern die Gewerkschaften, die nun ihrerseits landesweit eine Welle von Streiks und Protesten losgetreten haben, von der aus ebenso wenig ein Weg zurück führt wie für die Regierung.

In Straßburg war die Stimmung friedlich, in anderen Städten ist sie es nicht mehr. Frankreich steht kurz vor dem Umkippen und die Spannung liegt förmlich in der Luft.

Interessant ist, dass sich jetzt auch deutsche Gewerkschafter mit den französischen Kolleginnen und Kollegen solidarisieren. Das ist zwar sicher nicht das, was die regionale und lokale Politik unter grenzüberschreitender Zusammenarbeit versteht, doch ist das gelebte Kooperation vor Ort – hier übernehmen Menschen ohne Ansehen der Nationalität die Sorgen und Probleme ihrer Kollegen auf der anderen Rheinseite und wenn man sich das einmal genau überlegt, ist das eigentlich ein sehr positives Zeichen für die Entwicklung der deutsch-französische Zusammenarbeit am Oberrhein. Inzwischen ist sogar schon die Solidarität der Arbeitnehmer grenzüberschreitend!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste