Deutsche Neonazis feiern unbehelligt im Elsass

200 Neonazis, die meisten aus Deutschland, haben im südelsässischen Oltingue „Führers Geburtstag“ gefeiert. Für „Wehret den Anfängen“ ist es schon zu spät.

Über den Stil der Aussage kann man diskutieren, aber der Inhalt dieses Graffitis ist die einzige Antwort an Neonazis. Foto: Dereckson / Wikimedia Commons

(KL) – Man weiß gar nicht, für wen man sich mehr schämen muss. Für die deutschen Neonazis, die am 20. April „Führers Geburtstag“ feierten oder für die französischen Gendarmen, die „nach dem Rechten“ sahen und keinerlei Grund fanden, diese widerliche Feier zu unterbinden.

Es scheint, als hätten die deutschen Behörden ihre französischen Kollegen informiert, doch nach Aussagen des Bürgermeisters des kleinen Orts handelte es sich um eine „private“ Feier, weswegen man vorzog, diese nicht zu stören. Was Oltingue dann wohl auch als Tagungsort für kolumbianische Drogenkartelle und die Mafia qualifiziert.

Das Argument, dass „die lokalen Behörden über die Art der Veranstaltung getäuscht worden seien“, zieht nicht. Denn immerhin war die Polizei vor Ort, schaute sich das rechtsradikale Treiben eine Weile an und zog dann tatenlos wieder ab. Und plötzlich erkennt man, welch verheerende Wirkung mittlerweile der Aufstieg des rechtsextremen Front National hat. Inzwischen sind offen rassistische, antisemitische und fremdenfeindliche Positionen in Frankreich wieder salonfähig und das Feiern von Hitlers Geburtstag auf französischem Boden wird mit dm Hinweis auf den „privaten Charakter“ der Veranstaltung toleriert.

Da versteht man Roger Karoutchi, den Vizepräsidenten der konservativen UMP, der fassungslos kommentierte: „Nur wenige Tage vor den Gedenkfeiern des 8. Mai, der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni und des berühmten Londoner Appels von Charles de Gaulle vom 18. Juni, empfinde ich nur noch Unverständnis und Bitterkeit“, sagte Karoutchi.

Das passt nun aber auch wie die Faust aufs Auge – erst gestern verrieten die Umfragen, dass der rechtsextreme in den Umfragen für die Europawahl an erster Stelle, vor allen „traditionellen“ Parteien liegt. Während Frankreich gerade mit dem Feuer spielt, um herauszufinden, was eigentlich wirklich passiert, wenn man die Rechtsextremen wählt, zeigen deutsche Neonazis das Gesicht des hässlichen Deutschlands in Frankreich. Wenn die deutschen Behörden wussten, was diese Neonazis vorhatten, warum hat man sie dann nicht an der Ausreise gehindert? Wo heute die deutsch-französische Amtshilfe perfekt funktioniert, wenn es darum geht, Strafzettel im Nachbarland einzutreiben, wieso konnten dann die einen nicht die Ausreise und die anderen nicht die Einreise der Neonazis verhindern?

Aber eines steht fest – wenn heute, im Jahr 2014, deutsche Neonazis unbehelligt auf französischem Boden den Geburtstag von Adolf Hitler feiern können, dann zeigt dies, in welche Richtung die aktuelle Entwicklung geht. Gegen solche zynischen Gesinnungskriminellen könnte die deutsch-französische Polizei auch einmal vorgehen, statt ihre Zeit damit zu verplempern, Falschparker im Nachbarland zu jagen.

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