Deutschland, einig Vaterland?
Auch fast 32 Jahre nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 ist die Gleichheit zwischen Ost und West noch lange nicht erreicht. Speziell beim Geld hört die Gleichheit auf...

(KL) – Die Fraktion der Die Linke wollte es genau wissen und stellte eine entsprechende Anfrage beim Statistischen Bundesamt. Das Ergebnis ist bedrückend: Im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor liegen die Gehälter zwischen Ost und West noch sehr weit auseinander, um rund 12.200 € im Jahr. Liegt der durchschnittliche Verdienst in diesen Bereichen in Westdeutschland bei 55.797 € im Jahr, so kommen die Kollegen im Osten der Republik nur auf 43.624 €. Nun ist ein Jahresverdienst auch von 43.624 € nicht unbedingt das Hungertuch, doch diese Unterschiede pflanzen sich auch in den unteren Gehaltsstufen fort und stellen einen sozialen Sprengstoff dar.
Angesichts der galoppierenden Inflation und der sich schon längst ankündigen Rezession sind diese Unterschiede eine Belastung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Bundesrepublik. Dass auch nach 32 Jahren ein solcher Graben zwischen Ost und West herrscht, ist ein schlechtes Zeichen. Dass Helmut Kohls Versprechen der „blühenden Landschaften“ nicht schnell umgesetzt werden konnte, ist eine Sache, doch müsste die Angleichung der Lebensverhältnisse schneller erfolgen.
Gewiss, auch die Lebenshaltungskosten sind nicht die gleichen in Ost und West. Doch in einer Situation, in der Basiskosten wie Energie, Benzin und Lebensmittel durch die Decke schießen, werden die Ungleichheiten und damit auch die Ungerechtigkeiten wesentlich drängender wahrgenommen werden als bisher. Und das wird nicht ohne Folgen bleiben.
Bereits jetzt haben Extremisten aller Couleur einen höheren Zulauf im Osten Deutschlands als im Westen. Diese Tendenz dürfte sich verschärfen, je tiefer der Graben zwischen Ost und West wird. Haben wir bei all den großen Weltkrisen etwa vergessen, dass wir gemeinsam dafür sorgen wollten, dass sich die Lebensverhältnisse angleichen?
Hier ist eindeutig die Bundespolitik gefordert, denn die Länder können diese Angleichung nicht bewältigen, schon gar nicht im Moment. Bei aller Solidarität mit all denjenigen, mit denen man solidarisch sein muss, darf man nicht vergessen, dass wir auch darauf achten müssen, dass die Situation im eigenen Land nicht völlig aus dem Ruder läuft.
Immerhin, die Tatsache, dass sich Die Linke um diese Thematik kümmert, ist ermutigend, denn ansonsten würde das Problem wohl unter den Tisch fallen. Also, Ärmel hochkrempeln und den Osten boosten – davon werden am Ende alle etwas haben!
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