Deutschland höhlt die deutsch-französische Freundschaft aus
Das Verhalten der deutschen Behörden gegenüber Frankreich in der Coronavirus-Krise ist ein Skandal. Es wird Jahre dauern, diese Taktlosigkeiten vergessen zu machen.

(KL) – Zack – ab heute früh stehen die Elsässer vor verschlossenen Grenzen nach Deutschland. Warum in einem so noch nie dagewesenen Fall die deutschen Behörden es nicht für nötig halten, die französischen Partner im Elsass in die Entscheidungen einzubeziehen oder diese wenigstens der anderen Seite korrekt mitzuteilen, sagt viel über den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen aus. Diese stehen zum ersten Mal auf einem echten Prüfstein und – sie versagen auf der ganzen Linie. Wenn die Coronakrise vorbei ist, werden wir die deutsch-französischen Beziehungen wieder von Null aufbauen müssen.
Bereits in den letzten Tagen war am im Elsass mehr als erstaunt, dass plötzlich Grenzkontrollen stattfanden, dass elsässischen Grenzgängern plötzlich mitgeteilt wurde, sie mögen daheim bleiben und dass diese und andere Maßnahmen den elsässischen Behörden und den Menschen im Elsass weder mitgeteilt, noch erklärt wurden.
Jetzt, wo die richtig heftigen Maßnahmen ergriffen werden, ist es das gleiche – die Verantwortlichen im Elsass werden vor vollendete Tatsachen gestellt und das wirft ein mehr als schlechtes Licht auf die deutsch-französischen Beziehungen, die sich in den letzten Jahren angeblich so toll entwickelt haben. Nur – wozu nützen die zahlreichen Einrichtungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, wenn sie genau dann versagen, wenn sie gebraucht werden?
Abgesehen davon, dass die Grenzsperrung viel, viel zu spät kommt und daher kaum noch die gewünschte Wirkung entfalten kann, ist das Prozedere ein Skandal. Nachdem das deutsche Robert-Koch-Institut (durchaus zurecht) die „Region Grand Est“ und damit auch das Elsass zur „internationalen Risikozone“ erklärt hatte, hätten sich deutsche und französische Behörden eng über das weitere Vorgehen abstimmen müssen – und das ist nicht geschehen.
Niemand darf sich in Deutschland wundern, dass sich die Elsässer von der deutschen Seite überrumpelt und geringschätzt fühlen. Durch diese völlig unverständliche und arrogante Vorgehensweise der deutschen Behörden ist das über lange Zeit aufgebaute Vertrauensverhältnis auf Jahre hinaus belastet. Die Nachricht der Deutschen an die Elsässer ist eindeutig – „was bei euch abgeht, ist uns völlig egal – wir kümmern uns um uns, seht zu, dass ihr bleibt, wo ihr seid“ – schwierig, das deutsche Vorgehen anders zu bewerten.
Seit heute Morgen ist also Deutschland für Elsässer no-go-area. Doch dann werden wir in wenigen Tagen oder Wochen sehen, ob die deutsche Seite a) den gewünschten Erfolg erzielt und b) anfängt, sich gegenüber dem Elsass korrekt zu verhalten.
Als ob die aktuelle Situation rund um das Coronavirus und dessen Folgen nicht schon schlimm genug wäre, ist es nicht nachvollziehbar, warum man gleichzeitig die internationalen Beziehungen durch diese Alleingänge so nachhaltig belasten muss.
Sobald die Coronakrise überstanden ist, wird man sich über all diese Punkte unterhalten müssen, Strukturen verändern und handelnde Personen austauschen. Die Inkompetenz der Akteure in einer Stresssituation ist unglaublich – man wird danach nicht einfach so zur Tagesordnung zurückkehren können.
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