Deutschland macht die Schotten dicht

Im deutsch-französischen Grenzgebiet wird der Grenzübertritt schwierig. Grenzgänger, SchülerInnen und LehrerInnen aus dem Elsass sollen bleiben, wo sie sind.

Gestern nachmittag gab es keine Kontrollen an der Grenze in Kehl. Aber wie lange bleibt diese Grenze noch offen? Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Hopp, und schon hat das Coronavirus auch die deutsch-französische Zusammenarbeit im Griff. Dabei scheint die deutsche Seite im Badnerland große Sorge vor dem „Infektionsherd Elsass“ zu haben – denn die Maßnahmen, mit denen die deutsche Seite versucht, das Virus fernzuhalten, sind drastisch. Dabei ist das Virus schon längst auch in Baden angekommen.

Richtig schwierig wird es für diejenigen, die aus dem Departement Haut-Rhin, also dem Departement, in dem es zu einem heftigen Ausbruch des Virus gekommen ist, nach Südbaden fahren wollen – denn als erstes müssen sie 14 Tage in Quarantäne oder aber, sie drehen um und fahren ins Elsass zurück. Diese Maßnahme trifft die zahlreichen Grenzgänger (zwischen 8000 und 9000), die nun nicht mehr zur Arbeit kommen und auch SchülerInnen und LehrerInnen, die in einem der vielen grenzüberschreitenden Pädagogik-Projekte involviert sind. Wie lange die Behörden auf der deutschen Seite diese faktische Grenzschließung aufrecht erhalten wollen, ist noch unklar.

Auch der Europapark hat seine französischen Angestellten aufgefordert, vorerst nicht zur Arbeit zu kommen. Der Park öffnet am 28. März für seine neue Saison und die Teams sind mitten in den Vorbereitungen. Rund 1300 Elsässer arbeiten für den Europapark und die Situation ist für den Park und die Mitarbeiter gleichermaßen belastend. Wer zahlt den Verdienstausfall? Auf welcher Rechtsgrundlage erfolgt diese „Aussperrung“? Wann können die Arbeitnehmer aus dem Elsass wieder zur Arbeit? Viele Fragen, wenig Antworten…

Mehrere Schulen auf der deutschen Seite, die auch von SchülerInnen und LehrerInnen aus dem Elsass frequentiert werden, haben diesen geraten, nicht zum Unterricht zu kommen. Was das im Einzelnen bedeutet, ist noch unklar. Doch wird man damit rechnen müssen, dass ähnlich wie im Departement Haut-Rhin systematisch auch in Baden Schulen geschlossen werden müssen. Angesichts der dringenden Empfehlung, Kinder und alte Menschen nicht zusammen kommen zu lassen, bedeutet dies, dass die Eltern Urlaub nehmen müssen, um die Kinder zu betreuen – das Chaos ist damit programmiert. Wann die Schulen wieder öffnen, wie die Abiturprüfungen dieses Jahr ablaufen, ob die SchülerInnen wie im geschlossenen Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg den Unterrichtsstoff online verfolgen können – alles vorerst unklar.

Dabei hat der Ortenauer Landrat Frank Scherer Recht, wenn er darauf drängt, jetzt Maßnahmen zu ergreifen. Angesichts der steigenden Fallzahlen in der Ortenau sagt er: „Es ist eine Frage von Stunden oder Tagen, wann auch bei uns entsprechende Anweisungen eingehen werden.“

Was immer an Maßnahmen ergriffen wird, ist richtig. Auch, wenn nach wie vor der eine oder andere die Ansicht vertritt, es handele sich um eine „Psychose“ und sei alles gar nicht so schlimm, so ist klar, dass bei uns am Oberrhein innerhalb kurzer Zeit eine Entwicklung wie in Nord-Italien bevorsteht, wo eben alles etwas früher passiert ist. Hunderte von Toten in Nord-Italien sprechen eine eindeutige Sprache – es handelt sich nicht um eine leichte Grippe, sondern um eine Pandemie, von der momentan noch niemand sagen kann, wie sie sich weiter entwickelt. Daher sind Vorsichtsmaßnahmen auf jeden Fall richtig, auch wenn niemand sagen kann, ob diese auch die gewünschte Wirkung entfalten.

Schon in wenigen Tagen werden wir klarer sehen, wohin sich das Coronavirus bei uns entwickelt. Bis man genauer Bescheid weiß, gibt es nur eines: Die Hygiene-Vorschriften sollten buchstabengetreu eingehalten werden und man sollte möglichst wenig auf die Prahler hören, die nach wie vor herum posaunen, dass sie noch nie krank waren und auf die Hygiene-Vorschriften pfeifen. Alles, was dazu beiträgt, die Ausbreitung von Sars-CoV-2 zu verlangsamen, ist wichtig – und jeder kann einen Beitrag dazu leisten.

5 Kommentare zu Deutschland macht die Schotten dicht

  1. Wie in aller Welt kommt man in so einer sensiblen Zeit/Lage dazu, schlichtweg unwahre Fakten zu verbreiten. Niemand macht hier die Grenzen dicht, niemand kontrolliert verschärft, niemand muss in Quarantäne oder wieder umdrehen. Ganz ernsthaft, wie kann man sich so eine Frechheit erlauben, solch einen Artikel zu veröffentlichen? Es ist lediglich die Rede von einer Empfehlung. Wozu die Theatralik? Als wenn die deutschen Arbeitgeber die Franzosen nun diskriminieren und aussperren… Glauben Sie nicht, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer dort an einer gemeinsamen Lösung interessiert sind? Vor allem wird sich wohl garantiert kein Unternehmen leisten, rechtswidrig zu handeln. Und was soll das Gerede von Kontrollen. Was will die Polizei denn da angeblich kontrollieren? “Bitte Husten sie drei Mal laut” oder “dürfen wir mal grad bei Ihnen Fieber messen”? Für Falschberichterstattung sollte unter Strafe das Handwerk gelegt werden! Für mich hat Ihr Portal hiermit jegliche Glaubwürdigkeit verloren.

    • Eurojournalist(e) // 12. März 2020 um 22:07 // Antworten

      Genau das, was Sie beschreiben und als “Falschmeldung” bezeichnen, ist das, was seit heute an der Grenze zwischen Kehl und Strasbourg passiert. Die Polizei stellt Fragen nach Gesundheitszustand und misst im Zweifelsfall Fieber. Elsässer Grenzgänger haben über genau diese Vorkomnisse in ihren Betrieben berichtet, bevor sie nach Hause geschickt wurden. Sie sind Ihrer Meinung, wir bleiben bei der unseren.

  2. Aha, okay. Zuallererst sollten sie im Hinterkopf behalten, wann sie den Artikel veröffentlicht haben: Nämlich am 11. März. Dann schauen wir uns mal Fakten statt Meinungen an, würde ich Vorschlagen:

    1. Die deutsche Polizei hat am 12. März etwas intensivere Kontrollen durchgeführt. Die Befragung anhand eines RKI Fragebogens hat Deutschland in Eigenregie durchgeführt. Offiziell hat sich die Polizei davon distanziert diese Kontrollen in Verbindung mit der Pandemie zu bringen. Das Fieber gemessen wurde sind Gerüchte. Grenzkontrollen wie diese kommen hier häufiger vor, das ist Alltag. Fazit: Mögliche Übertreibung von Tatsachen.

    2. Sie behaupten die Leute müssen 14 Tage in Quarantäne. Die Fakten: Beide Länder empfehlen Grenzgängern Zuhause zu bleiben. Dies ist eine Empfehlung, es gibt auch Grenzgänger die weiterhin arbeiten. Niemand muss in Quarantäne. Fazit: Falschmeldung

    3. Sie behaupten in diesem Artikel vom 11. März, dass die Grenze geschlossen ist. Die Fakten: Die Grenze derzeit (13. Märze) ist weiterhin offen und die Bundesregierung sprach sich gestern gegen Grenzsschließungen aus. Fazit: Falschmeldung – und um das Thema geht es hier.

    Zusammenfassung: Sie stellen in Ihrem Artikel vom 11. März Behauptungen auf die nicht wahr sind. Es gibt weder eine Quarantäneanordnung, noch sind die Grenzen geschlossen. Da gibt es keine “Meinungen”, das sind Tatsachen. Aber wenn sie ein Meinungsmagazin sind, dann ist das natürlich was anderes. Ich lese dann lieber faktenbasierte Nachrichten. Ich bin gespannt ob Sie die Courage haben, auch diesen Kommentar veröffentlichen.

  3. Eurojournalist(e) // 14. März 2020 um 14:51 // Antworten

    Das ist prima, dass Sie sich so an unserem Artikel abarbeiten. Offenbar waren Sie nicht vor Ort und haben offenbar auch die vielen Berichte über das, was zwischen Mulhouse und Freiburg und an der Grenze zwischen Kehl und Strassburg abgeht, nicht mitbekommen. In dem Artikel steht nichts, was unwahr wäre oder sich nicht bestätigt hätte. Und in der Tat, lesen Sie vielleicht lieber ihre “faktenbasierten” Nachrichten, damit ist Ihnen (und auch uns) geholfen. Fast schon witzig ist Ihre Behauptung, die Polizei hätte “leicht intensivierte Kontrollen durchgeführt, die nichts mit der Pandemie zu tun hätten” – da drängt sich das Gefühl auf, wir leben nicht auf dem gleichen Planeten. Und wer heute noch schreibt, es gäbe keine Quarantäne-Anweisungen, der lebt tatsächlich sehr weit entfernt von den Realitäten dieser Krise. Kommen Sie gut durch die kommenden Wochen und lesen Sie aufmerksam Ihre “Fakten-Medien”!

  4. Ich rege mich über Ihren Artikel auf, weil Sie mich persönlich mit diesen Infos irritiert haben. Um Ihren Vermutungen auf die Sprünge zu helfen: Ich passiere im Bereich Mulhouse, Colmar, Freiburg als Grenzgänger mehrfach zu verschiedenen Tageszeiten die Grenze ohne Kontrollen und Probleme.

    In diesem Artikel steht dass Deutschland die Grenzen geschlossen hat, das ist nicht wahr. Die Grenzen sind weiterhin offen. Punkt!

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