Die 2G-Falle

Das Bundesland Hessen weitet die 2G-Regel nun auch auf den Einzelhandel aus. Geimpfte und Genesene können sich künftig in Ruhe untereinander anstecken.

2G oder G2 ist ein folgenschwerer Fehler, der die Pandemie weiter befeuern wird. Foto: Siyuwj / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Die 2G-Regel, also die Befreiung von geimpften und genesenen Personen von zahlreichen Einschränkungen im täglichen Leben, wird immer häufiger angewandt. Im Bundesland Hessen, wo diese Regel bereits bei Kulturveranstaltungen und in der Gastronomie angewandt werden konnte, wird die jetzt auch auf den Einzelhandel ausgeweitet. Einzelhändler können nun wählen, ob sie nicht geimpften, nicht genesenen, dafür aber getesteten Personen den Zutritt zu ihren Geschäften verwehren wollen. Und damit wird geimpften und genesenen Personen weiterhin suggeriert, sie seien „sicher“. Dabei sind diese beiden Personengruppen, sofern sie sich nicht testen lassen, genauso „sicher“ oder „unsicher“ wie nicht geimpfte oder genesene Personen.

Es ist unglaublich – obwohl man weiß, dass auch geimpfte und genesene Personen genauso Träger und Überträger des Virus sein können, dürfen diese beiden Personengruppen in Örtlichkeiten, in denen die 2G-Regel angewandt wird, auf sämtliche sanitären Maßnahmen wie das Tragen einer Maske oder Abstand zwischen Personen verzichten. Viel weiter kann man die Tür die die fünfte, sechste und siebte Welle nicht aufstoßen.

Was bei Veranstaltungen passiert, bei denen die 2G-Gruppe unter sich bleiben, hat man zuletzt in Münster und anderswo gesehen – bei diesen vermeintlich „sicheren“ Veranstaltungen, zu denen nur „sichere“ Menschen zugelassen sind, entstehen die gleichen Cluster wie anderswo. Die 2G-Regel ist nicht mehr als die Illusion, dass man mit einer Impfung oder nach einer überstandenen Covid-Erkrankung „sicher“ und geschützt sei. Aber das ist eben nicht der Fall.

Dass sich nun die Politik begeistert auf das 2G-Modell stürzt, weil sie damit suggerieren kann, dass für geimpfte und genesene Personen die Pandemie praktisch vorbei ist, wird ein prächtiger Vorwand werden, um die Forderung von FDP-Chef Christian Lindner zu unterstützen, der so schnell wie möglich die Corona-Hilfen abschaffen will. Dazu nützt diese Kommunikation auch dazu, den weiteren Verlauf der Pandemie denjenigen Personen in die Schuhe zu schieben, die sich nicht impfen lassen wollen. Doch mit einer zielführenden Bekämpfung der Pandemie hat das nichts mehr zu tun. Im Gegenteil.

Zu Beginn der kalten Jahreszeit steigen die Infektionszahlen wieder. Zwar hat man in Deutschland die Inzidenz als Bewertungsparameter der Pandemie abgeschafft, in anderen Ländern allerdings nicht. So liegt die Inzidenz in Großbritannien, wo man sämtliche sanitären Maßnahmen abgeschafft hat, momentan bei über 400, einem Wert, bei dem man noch vor einigen Monaten die Menschen in den Lockdown geschickt und abendliche Ausgangssperren verhängt hat. Heute wird der gleiche Wert als unproblematisch betrachtet, da die Politik mehr Wert darauf legt, der Bevölkerung eine „Normalität“ vorzugaukeln, von der wir noch weit entfernt sind.

2G ist ein folgenschwerer Irrweg. Die Stigmatisierung nicht geimpfter Personen ist kein Königsweg aus der Pandemie, die nach wie vor nicht beendet ist. Geimpften und genesenen Menschen zu suggerieren, sie seien „sicher“, ist das beste Mittel, diese Pandemie auf unabsehbare Zeit zu verankern. Und irgendwann werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir die Pandemie bekämpfen oder lediglich die Geschäftsmodelle der großen Pharmafirmen fördern wollen. 2G fällt leider in die zweite Option.

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