Die 2G-Regel ist Augenwischerei

Mehr und mehr Unternehmen, Länder, Regionen und Städte funktionieren mittlerweile nach der 2G-Regel. Doch mit dieser Regel kann man die Pandemie nicht in den Griff bekommen.

Wie "sicher" die 2G-Strategie ist, hat man in Münster gesehen, wo eine 2G-Party zum Cluster wurde... Foto: Naturpuur / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die 2G-Regel hätte durchaus sinnvoll sein können. Den Zutritt zu verschiedenen Einrichtungen Menschen zu gestatten, die geimpft oder genesen sind, warum nicht. Doch die gleichzeitige Abschaffung der kostenlosen Covid-Tests macht die ganze Anstrengung zunichte. Worum es wirklich geht, sagt nun der Präsident des Deutschen Städtetags, der Leipziger OB Burkhard Jung: „Wir müssen alles tun, um noch mehr Menschen fürs Impfen zu motivieren und die Impfquote zu steigern, denn das schafft mehr Sicherheit und Normalität für ganz viele Menschen“. Dass diese Strategie leider auch dazu führt, das Virus langfristig bei uns zu verankern, sagt er leider nicht.

2G wird also zum Standard werden, ob man nun ins Restaurant, ins Kino, ins Fitness-Studio oder sonst wohin möchte. Das bedeutet, dass nicht geimpfte Menschen auch mit aktuellem Test von praktisch allen Veranstaltungen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen werden. Dies hat allerdings keinerlei sanitären Hintergrund mehr, sondern ist eine reine politische Druckmaßnahme, um Menschen zur Impfung zu bewegen. Dabei gibt es momentan nur zwei Personengruppen, die man als „halbwegs sicher“ betrachten kann: frisch getestete geimpfte und nicht geimpfte Personen. Warum man also nun die Tests kostenpflichtig macht, das werden die politisch Verantwortlichen eines Tages erklären müssen, denn durch diese Kostenpflicht wird die Verbreitung des Virus mit seinen Varianten unnötig angeheizt, statt dass man sie eindämmt.

Nachdem man den 2G-Gruppen, also den Geimpften und Genesenen, fälschlicherweise suggeriert hat, sie seien „sicher“, zu einem Zeitpunkt, zu dem in immer mehr Ländern selbst die Maskenpflicht und sozialen Abstände für diese Gruppen abgeschafft werden, lässt sich in diesen 2G-Gruppen praktisch kaum noch jemand testen. Warum auch? Man ist ja „sicher“. Wie „sicher“ diese beiden Gruppen sind, erkannte man vor zwei Wochen, als sich eine Party in Münster, die für 2G-Personen reserviert war, in einen Cluster verwandelte. Hunderte Neuinfektionen gehen auf das Konto dieser „sicheren“ Party und einmal mehr zeigte sich, dass der einzige Weg, aktuell festzustellen, ob eine Person infiziert ist und das Virus verbreiten kann, ein Test ist. Diese Möglichkeit zu kappen, bzw. vor allem für sozial schwächere Menschen unerschwinglich zu machen, ist ein unglaublicher Fehler, der einzig darauf abzielt, die Gesamtbevölkerung zu disziplinieren. Ob die Idee zur Abschaffung der kostenlosen Tests in den Chefetagen der Pharmafirmen entstanden ist?

Es bleiben zwei Gründe, die für die Impfung sprechen und diese Gründe sind bedeutend. Zum einen, so der Stand der Wissenschaft, verhindern die Impfungen in vielen Fällen schwere Krankheitsverläufe, nicht aber Ansteckung und Weiterverbreitung des Virus. Und sich selbst zu schützen, ist die Impfung also angebracht. Der zweite Grund ist, dass das Verhindern schwerer Krankheitsverläufe die Krankenhäuser entlastet und ermöglicht, auch wieder andere Krankheiten in Krankenhäusern zu behandeln als nur Covid. Alle anderen Kommunikationen, mit denen man Impfzweifler überzeugen will, gehören in den Phantasiebereich.

Wie viele 2G-Personen sind seit Wochen und Monaten mit dem Virus unterwegs, mit leichten oder keinen Symptomen, lassen sich nicht testen und verbreiten das Virus nach wie vor weiter? Bis diese Pandemie im Griff ist, und das wird noch eine lange Weile dauern, müssen die Tests kostenlos bleiben. Denn einzig das häufige Testen gibt einen gewissen Grad an Sicherheit, ob eine Person infiziert ist oder nicht. Diese Erkenntnis vom Geldbeutel abhängig zu machen, ist ein unglaublicher Fehler. Die Vorstellung, dass man damit eine „kollektive Immunität“ hinbekommt, ist so illusorisch, dass nicht einmal mehr die Virologen davon sprechen.

Wem es darum geht, die Pandemie so gut wie möglich einzudämmen, der muss sich für die Beibehaltung der kostenlosen Tests einsetzen und auch dafür, dass die Pharmafirmen ihre Patente freigeben, damit weltweit Vakzine produziert und verimpft werden können. Wem es aber nur darum geht, die eigene Bevölkerung zu disziplinieren, der sollte weiterhin auf der 2G-Welle surfen. Es sieht so aus, als würden sich die Regierungen für die zweite Option entscheiden…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste