Die AfD heult sich zum Wahltermin
Am Sonntag finden in Bayern und in Hessen zwei wichtige Landtagswahlen statt. Auf der Zielgeraden drückt die AfD auf die Mitleids-Tränendrüse. Aber ob die Wählerschaft auf so etwas hereinfällt.

(KL) – Die rechtsextreme AfD hat sich immer schon in der Opferrolle wohlgefühlt. Das ist auch jetzt, unmittelbar vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen nicht anders. Liegt die AfD in Hessen in den Umfragen mit 16 % deutlich unter den bundesweiten Umfrageergebnissen, werden ihr für Bayern nur 14 % vorhergesagt, also ebenfalls deutlich unter dem Bundestrend. Da kommen die seltsamen Zwischenfälle um ihre beiden Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel genau zum richtigen Zeitpunkt.
Beide Zwischenfälle sollen natürlich den Wahlkampf in Bayern auf der Zielgeraden beeinflußen, doch könnte der Schuss auch nach hinten losgehen. Denn die Erläuterungen zu beiden Zwischenfällen kommen von AfD-Sprechern und decken sich nicht im Geringsten mit den Mitteilungen der Polizei.
In Ingolstadt machte Chrupalla vor seiner geplanten Rede noch schnell ein paar Selfies mit AfD-Fans, doch dann ging es ihm plötzlich schlecht und er musste ins Krankenhaus gebracht werden, angeblich in die Intensivstation, was die Behörden allerdings nicht bestätigen wollten. Wie in solchen Fällen üblich nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des „Anfangsverdachts auf Körperverletzung“ auf. Doch die Bilder von Überwachungskameras konnten keinerlei Angriff auf den AfD-Mann feststellen. Klar scheint nur zu sein, dass Chrupalla eine leichte Rötung am Arm hatte und dort Schmerzen verspürt haben wollte. Und in der Tat, die ermittelnde Polizei fand auf dem Veranstaltungsplatz tatsächlich eine mögliche „Tatwaffe“ – eine Pinnwand-Nadel…
Auch über die „Morddrohungen“ gegen Alice Weidel in ihrer schweizerischen Heimat weiß man nicht viel. Laut AfD-Aussagen musste sie mit ihrer Familie sofort in Sicherheit gebracht werden. Die Sicherheit fand sie dann im Urlaubsparadies Mallorca, und man muss den Hut davor ziehen, dass sie in dieser angespannten Lage noch Zeit und Muße fand, eine Wahlkampfrede für ein Einwohner von Mödlareut aufzunehmen, die dann per Video anstatt eines Live-Auftritts abgespielt wurde. Ob man, wenn man Mordrohungen erhält, auf Mallorca viel sicherer als in der Schweiz ist, bleibt dahingestellt. Auch diese Darstellungen stammen aus AfD-Kreisen, während eine Sprecherin des Bundeskriminalamts das alles nicht kommentieren wollte und lediglich sagte, man würde zu solchen Fällen grundsätzlich kein Angaben machen.
Fassen wir zusammen: Alle haarsträubenden Meldungen zu den beiden Zwischenfällen stammen von AfD-Sprechern, und diese Meldungen wurden von den Behörden nicht bestätigt. Nicht einmal, dass Timo Chrupalla, wie von seiner Partei behauptet, in Ingolstadt auf der Intensivstation liegt.
Jetzt kann man eigentlich nur hoffen, dass sich die Wählerinnen und Wähler in Bayern und Hessen hiervon nicht beeindrucken lassen. Letztlich haben sie am Sonntag zu entscheiden, wie ihre Bundesländer künftig regiert werden. Und dabei sollten diese „Zwischenfälle“ wirklich keine Rolle spielen.
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