Die AfD will sich ein bürgerliches Gesicht geben

Die Beteuerungen der AfD, sie sei eine „bürgerliche Partei“, erinnern an das Märchen vom Wolf im Schafspelz. Am Beispiel des brandenburgischen Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz erkennt man, wie wenig „bürgerlich“ die AfD ist.

Ein "bürgerlicher Politiker" in einer "bürgerlichen Partei"? Ein Viertel der Wählerschaft scheint an Märchen zu glauben... Foto: Professusductus / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Kommunikation der AfD scheint zu funktionieren. Nachdem mehr als ein Viertel der Wählerinnen und Wähler der AfD und deren Kandidaten die Stimme gegeben hat, präsentierten sich die Parteioberen der AfD vor der Presse und schwadronierten davon, dass die AfD eine „ganz normale konservative Partei“ sei – wobei die unterschwellige Forderung mitschwang, man möge sie doch an den neuen Regierungen in Brandenburg und Sachsen beteiligen. Doch die AfD ist keine „ganz normale konservative Partei“. Das erkennt man gut am Spitzenkandidaten der AfD in Brandenburg, Andreas Kalbitz.

Die neue „Stimme des Ostens“ Andreas Kalbitz, ebenso wie der AfD-Rechtsaußen Bernd Höcke (ebenfalls ein „Wessi“, der den Osten als Spielwiese auserkoren hat), ist Mitglied des „Flügels“, einer völkisch-nationalen Strömung innerhalb der AfD. Auf Fragen nach seiner rechtsextremen Vergangenheit reagiert Kalbitz sehr dünnhäutig, denn diese Vergangenheit im Zusammenhang mit rechtsradikalen Extremistengruppen passt so gar nicht zum Narrativ der „bürgerlichen Partei“.

Der ehemalige Soldat und Studienabbrecher Kalbitz hatte in seinem politischen Werdegang Kontakte mit vielen Gruppen und Grüppchen, die selbst dem ansonsten auf dem rechten Auge eher blinden Verfassungsschutz Kopfschmerzen bereiten. Ob „Heimattreue Deutsche Jugend“, ob völkischer „Witikobund“, ob bei den „Republikanern“ oder seinen Freunden bei der NPD, Kalbitz ließ nicht viel aus, um gegen den von ihm im „Witiko-Brief“ schon 2001 angeprangerten „Ethnozid am deutschen Volk“ anzugehen. Ein „bürgerlicher Politiker“ in einer „bürgerlichen“ Partei?

Schon beim nächsten Bundesparteitag der AfD Ende des Jahres dürfte die AfD noch einen Schritt weiter nach rechts machen, wenn Björn Höcke seinen Griff nach dem Parteivorsitz unternehmen wird, dem die alten Herren wie Alexander Gauland oder Jörg Meuthen kaum etwas entgegensetzen können. Spätestens dann wird es mit dem Image der „bürgerlichen Partei“ vorbei sein, denn auch, wenn man sich das kaum vorstellen mag, steht Björn Höcke mit seinem „Flügel“ noch wesentlich weiter rechts als die knorrige Herrenriege, die bislang die Partei leitet.

Auch, wenn sich gerade die ganze AfD bemüht, sich als „ganz normale“ Partei zu gerieren, so sollte man nicht auf diesen Mummenschanz hereinfallen. Weder ist die AfD die „Stimme des Ostens“, noch steht sie für irgendwelche europäischen Werte, sondern für diejenigen deutschen Werte, von denen die ganze Welt gehofft hatte, dass sie endgültig der Vergangenheit zuzuordnen sind. Doch das sind sie nicht – der Wolf im Schafspelz ist und bleibt am Ende des Tages nur eines: ein Wolf.

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