Die Angst geht um…

Hunderttausend Menschen und mehr haben am Wochenende in Deutschlands Städten demonstriert. Aber wogegen? Um sich Mut zu machen?

Jede Woche werden neue Krisen- und Angst-Herde angefacht... Foto: VSchagow / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Gegen was gingen am Wochenende in den Städten die Menschen auf die Straße? Es ging um eine Menge Unzufriedenheit, aber vor allem um eines – um Angst. Angst vor dem, was gerade so unaufhaltsam auf uns zukommt, Angst vor einem nicht mehr vertrauenswürdigen Politikbetrieb, nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. So verständlich es ist, dass die Menschen Angst vor einer unberechenbaren Zukunft haben, so wenig nützt es, in einem Atemzug gegen die CDU und die AfD, gegen Trump und Musk und gegen Putin und Lukaschenko zu demonstrieren. Diese Demonstrationen waren am Ende eher gruppendynamische Veranstaltungen, bei denen sich die Teilnehmer gegenseitig Mut machen wollten. Was auch verständlich und gerade nötig ist.

Immerhin, was die CDU von Friedrich Merz und die AfD von Alice Weidel angeht, gibt es ein einfaches Mittel, diese Bedrohung zu bekämpfen. Man sollte einfach am 23. Februar nicht für diejenigen stimmen, die eine Bedrohung für eine europäische Zukunft Deutschlands sind. Gegen Trump und Musk zu demonstrieren, das ist schon eine andere Sache. Denn den beiden ist ziemlich egal, was die Menschen in Deutschland auf die Straße treibt. Was auch für Putin und Lukaschenko gilt. Denn auf das, was diese Zeitgenossen anstellen, hat man in Deutschland keinerlei Einfluß.

Um Angst vor der Zukunft zu haben, reichen die abendlichen Nachrichten und das tägliche Maß an Kriegen, Naturkatastrophen, Korruption, Hass und Verbrechen. Und wie Veit Schagow richtig schreibt, präsentieren die Verantwortlichen für all diese Bedrohungen ständig neue Konflikt- und Angstherde, die alle sehr konkret sind. Und die diese Angst bei vielen Menschen auslöst, die sie auf die Straße treibt. Dazu kommt das Gefühl der Ohnmacht angesichts all dieser Krisen, gegenüber denjenigen, die diese Welt zerstören und die von den Demonstranten am Wochenende auch klar benannt wurden.

Doch gegen eine aus dem Ruder laufende Welt zu demonstrieren, wird an den Entwicklungen nicht viel ändern. In drei Wochen wird ein neuer Bundestag gewählt. Vielleicht sollte man aufhören für diejenigen zu stimmen, die uns all das einbrocken und dabei selbst noch ihre Schäfchen ins Trockene bringen. Niemand zwingt einen dazu, für die AfD oder die inzwischen AfD-kompatible CDU zu stimmen. Schade ist nur, dass selbst das die Weltkrisen kaum wird aufhalten können. Momentan kann nur jeder an seiner Stelle versuchen, gegen den wachsenden Hass und die Gewalt in der Gesellschaft zu wirken. Wenn jeder das an seinem Platz und nach seinen Möglichkeiten tut, wäre das schon ein guter Schritt.

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