Die Angst ist geblieben

Am 11. September 2001 veränderte sich die Welt. Seit den Attentaten von New York und Washington ist vieles anders geworden und die Terroristen haben ihr Ziel teilweise erreicht.

Diese Bilder vom 9/11 wird die Welt nicht mehr vergessen können... Foto: U.S. Navy Photo by Journalist 1st Class Preston Keres / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Natürlich wissen wir alle noch, wo wir am 11. September 2001 waren. Natürlich erinnern wir uns daran, wie wir uns gefühlt haben, als wir die Bilder der Einschläge der Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers in New York sahen. Natürlich erinnern wir uns an das bedrückende Gefühl, als die Kameras mit vielen Menschen vor der giftigen Staubwolke flüchteten, die sich beim Einsturz der beiden Türme bildete. Und natürlich erinnern wir uns daran, dass wir damals dachten, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor. Wir haben leider Recht behalten.

Die Anschläge vom 9/11 haben tatsächlich die Welt geändert. Der Westen gab hohe Milliardenbeträge aus, um auf diese Anschläge zu reagieren. Die USA riefen ein Heimatschutz-Ministerium ins Leben, weitere Milliarden wurden in die Geheimdienste investiert und der „Krieg gegen den Terrorismus“, der ziemlich ungezielt in den falschen Ländern ausgelöst wurde (zunächst in Afghanistan, dann im Irak, aber Bin-Laden und seine Kollegen waren in Pakistan), kostete abermals Milliarden und Milliarden. Ist die Welt durch die Billionen-Investitionen in die „Sicherheit“ tatsächlich sicherer geworden? Nein, das ist sie nicht, im Gegenteil.

Der Angriff auf die USA auf deren Staatsgebiet war eine Premiere. - Noch nie hatte jemand gewagt, einen kriegerischen Akt auf dem Gebiet der USA durchzuführen. Die USA und damit der ganze Westen stellten sich plötzlich als angreifbar dar und dies war ein Fanal für den islamistischen Terror, der sich durch die unendlich vielen und unendlichen teuren Sicherheits-Maßnahmen nicht hat eindämmen lassen. Dazu führte der „Krieg gegen den Terrorismus“ dazu, dass die USA, ohne das zu wollen, die moslemische Welt gegen einen gemeinsamen Feind einten. Wenn es darum geht, den „ungläubigen Westen“ zu bekämpfen, arbeiten inzwischen Organisationen zusammen, die sich eigentlich spinnefeind waren.

Die Art des Terrorismus hat sich verändert, nicht aber dessen Absichten und Ziele. Gewiss, seit 9/11 hat die Welt glücklicherweise keine derartigen Anschläge mehr erlebt, was auch inzwischen schwer zu organisieren sein dürfte. Stattdessen haben wir es heute mit einem fast täglichen „Individual-Terrorismus“ zu tun, der teilweise mit den einfachsten Mitteln wie Küchenmessern weiter für Angst und Schrecken sorgt. Genau das ist das Ziel der Terroristen vom 9/11 gewesen – dafür zu sorgen, dass man sich nirgends auf der Welt noch sicher vor Terroranschlägen fühlen kann. So bitter es ist das einzugestehen, doch dieses Ziel haben die Terroristen erreicht.

Heute kann man auf dem Weihnachtsmarkt, beim Spazierengehen, beim Marathonlauf, beim Einkaufen, beim Konzert und überall Opfer eines Anschlags werden. In unseren Städten patrouillieren Soldaten, die inzwischen in vielen Ländern zum „normalen“ Stadtbild gehören. Der Terrorismus ist inzwischen überall und seit dem 15. August und der Einnahme Kabuls durch die Taliban ist der „Krieg gegen den Terrorismus“ auch offiziell gescheitert.

Während in Paris der Prozess gegen den überlebenden Terroristen der Anschläge von Paris 2015 begonnen hat, den letzten Anschlägen in einer solchen organisatorischen Größenordnung, haben die Terroristen nicht etwa ihre Aktivitäten eingestellt, sondern diese einfach so verlagert, dass diese „Individual-Anschläge“ praktisch nicht mehr zu verhindern sind. Und dementsprechend beinahe täglich stattfinden.

Heute ist ein Tag, an dem man sich an diese schrecklichen Bilder erinnert, ein Tag, an dem man der Opfer gedenkt, die letztlich viel zahlreicher waren, als die offiziellen rund 3000 Toten und 6500 Verletzten. Alleine an der toxischen Staubwolke, die nach dem Einsturz der „Twin Towers“ durch New York waberte, starben Hunderte Menschen, teilweise erst lange Zeit später. Das Trauma, das dieser Tag auslöste, dauert allerdings an und wird auch nicht mehr verschwinden. Gedenken wir also der Opfer und auch der Zeiten, in denen „Terror“ und „Sicherheit“ nicht unser Leben bestimmten. Diese Zeiten werden nicht zurückkommen und so bleibt die wirklich bittere Erkenntnis, dass die Terroristen am 9/11 mehr Erfolg hatten, als wir das eigentlich zugeben möchten.

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