Die Arbeitsmarktschere geht am Oberrhein immer weiter auf

Während Frankreich und das Elsass ständig neue Arbeitslosen-Höchststände vermelden, sinkt in Baden die Arbeitslosenquote weiter in Richtung Vollbeschäftigung. Was für beide Seiten nicht ideal ist.

Hier trafen sich im französischen Redon früher die Tagelöhner. Ob sie das wohl irgendwann wieder müssen? Foto: Sémhur / Wikimedia Commons / GNU 1.2

(KL) – Dass im Elsass aktuelle Arbeitslosenzahlen schwer zu ermitteln sind, ist bekannt. Allerdings ist auch bekannt, dass momentan um die 100.000 Elsässer von der Arbeitslosigkeit betroffen sind, die allerdings in mehrere Kategorien aufgeteilt sind, die einen direkten Vergleich mit den deutschen Statistiken erschweren. In Baden ist die Arbeitslosigkeit im Monat Mai erneut gesunken – so verzeichnet die Ortenau einen neuerlichen Rückgang der Quote um 0,1 % und liegt nun bei 3,3 %, während der Landesdurschnitt für ganz Baden-Württemberg bei 3,8 % liegt.

Das sind Zahlen, die unsere Nachbarn zum Schwärmen verleiten, doch dieses Schwärmen dürfte nur von kurzer Dauer sein, denn die Schere, die zwischen dem Elsass und Baden immer weiter aufgeht, ist an sich keine gute Nachricht – weder auf der einen, noch auf der anderen Seite. Denn während auf der deutschen Seite der unaufhaltsame demographische Wandel seine ersten Auswirkungen zeigt, erkennt man im Elsass, dass die Zahlen das Gefühl einer leichten Entspannung der Situation vorerst widerlegen.

Dabei klingt es auf den ersten Blick so einfach – Fachkräftemangel in Baden, hohe Arbeitslosigkeit im Elsass, da würde es doch reichen, man würde beide Arbeitsmärkte integrieren und beide Seiten hätten etwas davon. Richtig, und genau das versuchen ja die Profis dieses Bereichs seit Jahren, doch es ist erstaunlich, wie viele Hindernisse auf dem Weg zu einem integrierten Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu überwinden sind. Denn leider bestehen immer noch zahlreiche Grenzen, in den Köpfen und auch auf Ebene der Asymmetrien der Verwaltungen.

So gehen immer noch viele Arbeitgeber in Deutschland davon aus, dass französische Jugendliche nicht so gut ausgebildet sind wie deutsche Jugendliche, was natürlich nicht stimmt, aber tief in den Köpfen verankert ist. Umgekehrt haben viele französische Jugendliche nicht den Reflex, für ihre berufliche Zukunft über die Grenze zu schauen. „Das wird sich mit der Zeit schon regeln“, sagen viele, doch die Zeit wird knapp. Weder die Arbeitslosigkeit im Elsass, noch der Fachkräftemangel in Baden werden sich von selber lösen – was bedeutet, dass keiner der aktuellen Meldungen (weiter steigende Arbeitslosigkeit im Elsass, weiter sinkende Arbeitslosigkeit in Baden) eine gute Nachricht ist. Die einzig gute Nachricht in diesem Zusammenhang wäre es, würden die Profis der Arbeitsmärkte noch enger zusammenrücken und würde ein einziger, gemeinsam gemanagter Arbeits- und Ausbildungsmarkt am Oberrhein entstehen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg – man wird sehen, ob die Vernunft oder die Vorurteile am Ende das Rennen machen.

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