Die Autoritäts-Orgie

So richtig klappen will es seit zwei Jahren nicht mit der Bekämpfung der Pandemie. Aber immerhin ermöglicht diese Krise zahlreichen Politikern die Umsetzung ihrer Allmachts-Phantasien.

Wenn's schon mit der Bekämpfung der Pandemie nicht klappt, können viele Politiker wenigstens ihre Allmacht-Phantasien ausleben... Foto: Great Dictator Charlie Chaplin / Wikimedia Commons / PD

(KL) – So richtig ernsthaft bekämpfen momentan überwiegend Entwicklungs- und Schwellenländer die Pandemie, während man sich im „zivilisierten Westen“ stillschweigend darauf verständigt hat, vor allem jede Menge Impfdosen unters Volk zu bringen und ansonsten ziemlich nutzlose Maßnahmen zu verhängen, obwohl diese seit zwei Jahren nichts bringen. Aber wenn es schon mit der Bekämpfung der Pandemie nicht klappt, dann können unsere Politiker in fast allen Ländern wenigstens ihre krankhaften Allmachts-Phantasien ausleben.

In Frankreich, wo man im Dezember die Volksgesundheit gegen die Beibehaltung der Weihnachtsmärkte und der vollen Fußball-Stadien eingetauscht hat, dreht die Regierung nun massiv an den Daumenschrauben, erneut mit Maßnahmen, die niemand ernsthaft kontrollieren kann, die aber dafür sorgen, dass praktisch alle Franzosen in Abstufungen systematisch „illegal“ sind und folglich bestraft werden können. Nicht einmal die Frage, ob bestimmte Maßnahmen verfassungskonform sind, interessiert die Entscheider mehr. Hauptsache autoritär, Hauptsache strafbewehrt.

So die verkündete Pflicht zur Telearbeit. In diesem Modus arbeiten viele, viele Unternehmen und Organisationen bereits seit 2 Jahren. Mit permanenten Änderungen, wechselnden Vorschriften und dem besten Willen der Welt, einen Beitrag zum Kampf gegen das Virus zu leisten. Doch ab sofort ist in Frankreich die Telearbeit Pflicht, drei oder vier Tage in der Woche und wer sich nicht daran hält, muss Strafen von bis zu 1000 € pro Mitarbeiter zahlen. Ziemlich perfide – denn es gibt keinerlei Organisation in Frankreich, die in der Lage wäre, das Einhalten dieser Pflicht zur Telearbeit zu kontrollieren.

Abgesehen von der Frage, ob der strafbewehrte Zwang zur Telearbeit nicht ein Verstoß gegen das „freie Unternehmertum“ und damit verfassungswidrig ist, schwenkt Frankreich gerade in ein System der Selbstkontrolle ein, in dem praktisch jeder auf die eine oder andere Art Verstöße begeht, manchmal ohne es zu wissen, manchmal, weil es einfach nicht anders geht. Das alles in einem Kontext, in dem man jederzeit für irgendetwas belangt werden kann.

Die unverhohlene Freude, mit der Politiker in verschiedenen Ländern auf die Hexenjagd auf ungeimpfte Personen aufrufen, ist unglaublich. Angesichts ihrer Unfähigkeit, diese Pandemie auch nur einzugrenzen, werden jetzt ganze Bevölkerungsgruppen zu Sündenböcken für eine Gesamtsituation abgestempelt, für die aber ganz andere verantwortlich sind.

Die Politik hat in den letzten beiden Jahren die Gesellschaften gespalten, durch Unfähigkeit, Hilflosigkeit, Lügen, Falschinformationen und Interessen, die nur schwer zu durchschauen sind. Da passt es wunderbar, dass man nun zur Jagd auf diejenigen aufrufen kann, die bisher nicht so richtig von denjenigen überzeugt sind, die seit zwei Jahren im Nebel stochern, sich aber weiterhin tapfer weigern, diejenigen Maßnahmen zu ergreifen, mit denen man eine Pandemie tatsächlich bekämpfen könnte. Stattdessen bekommen wir nun den „digitalen Totalitarismus“.

1984 wird 2022 zur Realität werden. So werden wir nicht nur die europaweite Einführung eines digitalen Impfpasses erleben, sondern auch, dass dieser digitale Impfpass aus Gründen der „Praktikabilität“ mit unseren Fotos, biometrischen Daten, Gesundheits- und Steuerstatus und Zahlfunktionen ausgestattet werden wird. Der digitale Impfpass wird zu einem Instrument der Totalkontrolle werden und die Frage stellt sich, wer diese Entwicklung hin zu einer digitalen Vollkontrolle der Menschen stoppen kann.

„Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch von einer Vollüberwachung nichts zu befürchten“, argumentieren diejenigen, die bereit sind, sich dieser Vollkontrolle zu unterwerfen. Was diese Leute allerdings übersehen, ist dass die Geschichte lehrt, dass eine Vollkontrolle der Bevölkerung noch nie dazu verwendet wurde, Gutes zu tun, sondern immer nur, um Dinge in die Wege zu leiten, die später als „Katastrophen“ in den Geschichtsbüchern stehen.

Irgendwann werden wir nicht umhin kommen innezuhalten und nachzudenken. Denn was uns heute im 24-Stunden-Rythmus präsentiert wird, ist das schiere Chaos, mit dem eine Pandemie nicht bekämpft werden kann. Hoffen wir, dass sich 2022 die Vernunft im öffentlichen Diskurs zurückmeldet, bevor sich alle Horrorvisionen der Weltliteratur des letzten Jahrhunderts bewahrheiten…

2 Kommentare zu Die Autoritäts-Orgie

  1. Haben Sie zu diesem “europaweiten digitalen Impfpass” weiter recherchiert und vielleicht mehr Informationen / Quellen?

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