Die Bahn hat’s aber auch nicht leicht…
Erst die Konkurrenz der Fernbusse in Grün, nun die Konkurrenz auf der Schiene in Orange – mit „Locomore“ erhält die Bahn ernst zu nehmende Konkurrenz auf einer beliebten Strecke.
(KL) – Am Mittwoch eröffnet eine neue Bahnlinie – der private Anbieter „Locomore“ wird mit seinen orange Waggons die Strecke Stuttgart – Berlin (mit Stopps in Vaihingen/Enz, Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt Süd, hanau, Fulda, Kassel-Wilhelmshöhe, Göttingen, Hannover, Wolfsburg und 5 Stopps in Berlin) bedienen. Los geht’s um 6:40 Uhr in Stuttgart und der Zug kommt um 13:04 Uhr in Berlin Hbf an. Zurück geht es ab Berlin Hbf um 14:54 Uhr und der Zug erreicht Stuttgart dann um 21:19 Uhr. Und der Bahn steht der kalte Schweiß auf der Stirn…
Die Geschichte von „Locomore“ liest sich richtig cool. Eine Bande Freunde schließt sich zusammen, um der Bahn Konkurrenz zu machen. Nachdem sie beim privaten Hamburg-Köln-Express (HKX) erste Erfahrungen sammeln konnten, dann aber aufgrund unterschiedlicher Ausrichtungen mit dem amerikanischen Investor das Unternehmen verlassen hatten, starteten sie ihr Projekt „Locomore“ und zwar über ein Crowdfunding – so funktioniert Wirtschaft heute. Und mit ihrem Angebot sind die Freunde richtig nah dran am Markt und bieten auf der von ihnen bedienten Strecke so ziemlich genau das an, was Bahnreisende gerne im Zug vorfinden.
So ist auf der Strecke Stuttgart – Berlin kostenloses WLAN ebenso eine Selbstverständlichkeit wie die Möglichkeit, ein Fahrrad mitzunehmen. Im Kinderabteil gibt es Platz und Spielzeug und, witzig, Themenwaggons, wo man Menschen zum Reden oder Schachspielen treffen kann, wenn einem der Sinn danach steht.
Und – das dürfte für die meisten Reisenden ausschlaggebend sein – die Preise auf der „Locomore“ liegen systematisch bei weniger als der Hälfte des regulären Bahnpreises und sind damit näher am Preis für den Fernbus. Wenn man die Strecke Stuttgart – Berlin betrachtet, dann ist das eine echte Alternative, denn im Zug ist man nicht so eingepfercht wie im Bus und mit 6,5 Stunden für die Strecke ist „Locomore“ nur unwesentlich langsamer als der ICE, dafür aber ungleich schneller als der Fernbus. Und garantiert ohne Stau.
Ob sich das Modell durchsetzen wird und damit der bisherige Anteil privater Anbieter im Schienenpersonenverkehr steigt, wird sich zeigen. Momentan beträgt der Anteil privater Anbieter in der Personenbeförderung auf der Schiene gerade einmal bei 2 % – doch das neue Angebot könnte das schnell ändern.
Spannend – sollte die am Mittwoch eröffnete Strecke erfolgreich laufen, sind für die nächsten beiden Jahre bereits neue Verbindungen geplant. So soll die Strecke Berlin – Stuttgart bis München erweitert werden, eine neue Strecke Berlin – Köln ist geplant und mit der Verbindung Berlin – Binz (Rügen) wäre dann auch der Urlaub an der Ostsee gesichert.
Die grossen Gewinner bei diesem neuen Konkurrenzkampf zwischen den Platzhirschen des Verkehrs und einem jungen, pfiffigen Unternehmen, sind die Verbraucher. Besserer, zeitgemäßer Service und attraktive Preise – was wollen wir Verbraucher mehr?
Alle weiteren Infos und Buchungen auf der Site von Locomore!
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