Die Bremse – der blutrünstige Grobian unter den Insekten
Die gemeine Bremse sucht Pferde und Menschen besonders an heißen Augusttagen heim. Eine echte Herausforderung für alle, die wie der Dalai Lama alle Kreaturen gleichermaßen respektieren wollen.
(KL) – Wer immer sich in diesen Tagen in der freien Natur aufhält, im Schwimmbad, am Baggersee, beim Waldspaziergang, der hat sie bereits getroffen. Vielleicht nicht gesehen, dafür aber umso deutlicher gespürt. Denn die Bremse (Tabanidae) beißt nicht nur Pferde, sondern auch gerne den Menschen und die Bisse dieses Insekts sind ziemlich schmerzhaft. Und außerdem bekämpft uns die Bremse mit einem ganz miesen Vorteil – die Viecher sind so leicht, dass man sie kaum spürt, wenn sie sich auf die Haut setzen und zum Biss bereit machen.
Aber wozu diesen diese Quälgeister überhaupt? Bremsen haben nur zwei Funktionen, von denen eine zu allem Überfluss auch nur den Männchen vorbehalten ist. Denn die Männchen interessieren sich im Gegensatz zu den Weibchen nicht für Blut, sondern bestäuben ziemlich friedlich Pflanzen. Dabei saugen die Männchen Nektar und benehmen sich friedlich. Die Weibchen kümmern sich um den Nachwuchs und stehen auf Blut. Das sie nach dem Biss mit einer Art umgestülptem Saugrüssel aus ihrem Opfer saugen.
Blöderweise gehören die Bremsen zu den gröberen Arten im schönen Tierreich. Anders als beispielsweise Stechmücken, die beim Stechen ihren Rüssel in den Wirt einführen und einen Schluck Blut nehmen, sind Bremsen so genannte „Pool Feeder“, was bedeutet, dass sie mit ihren kräftigen Beißwerkzeugen Wunden reißen und das dann austretende Blut aufsaugen. Rabiat und geradezu punkig.
Zusammen dienen sie, Männchen und Weibchen, auch einigen Vögeln als Futter. Aber leider erwischen die Vögel nicht alle Bremsen, weswegen diese, vor allem bei schwülem Wetter, weiter ihr Unwesen treiben
Da Bremsen ein gerinnungshemmendes Sekret auf die gerade gerissene Wunde geben, um ich Ruhe ihre blutige Mahlzeit zu sich zu nehmen, sind sie auch Krankheitsüberträger. Ihr Biss kann für die mechanische Übertragung von Milzbrand, Weilscher Krankheit, Tularämie und Lyme-Borreliose auf den Menschen sorgen, was die moralische Frage nach dem Umgang mit dieser Kreatur relativ einfach macht – sie platt zu hauen ist ein Akt der Notwehr.
Gewiss, wir sind alle irgendwo göttliche Kreaturen und jede Kreatur hat ein Recht zu leben. Gebongt. Wer das Ganze fundamentalchristlich betrachten will, dem steht es frei, nach einem schmerzhaften Bremsen-Biss auch noch die andere Wange hinzuhalten. Allen anderen kann man nur empfehlen, die Bremsen schon im Landeanflug zu beobachten (einziger Vorteil – die Dinger fliegen relativ langsam, wenn man sie sieht, kann man sie ganz gut erwischen…) und platt zu hauen, bevor sie ihr blutiges Werk starten. Wenn man das nicht rechtzeitig schafft, keine Sorge – Sie werden es spüren. Und hinterher kann man es immer noch so machen wie der Dalai Lama und sich vornehmen, künftig respektvoller mit solchen Kreaturen umzugehen. Oder vielleicht auch erst das übernächste Mal…
Sehr cool geschrieben. Humorvoll und interessant.
Danke sehr!
Ein Hoch den Männchen.
Ich vermisse in der Beschreibung welche Behandlung der Bißstelle eine Linderung bringen könnte.
Direkt nach dem Stich (der bei einer Bremse sofort spürbar ist) hilft gegen den Juckreiz und die Schmerzen erst einmal Wärme. Zur Behandlung kann ein heißer Waschlappen zum Einsatz kommen. Ab 40 Grad wird das injizierte Sekret, bzw. Protein der Bremse zerstört und die Symptome mildern sich