Die „City“ befindet sich jetzt in Amsterdam
Innerhalb weniger Wochen nach dem Brexit hat sich ein großer Teil des Aktienhandels an der Londoner Börse nach Amsterdam verlagert. Die „City“ wird zum „Suburb“… aber es gibt Lösungen für Boris Johnson!
(KL) – So richtig überraschen kann diese Entwicklung eigentlich niemanden – London hat innerhalb weniger Wochen seit dem Brexit seinen Platz als Nummer 1 der europäischen Finanzplätze verloren. Über 550 britische Unternehmen, überwiegend aus dem Bereich der „Finanzdienstleistungen“, ziehen nach Amsterdam um, wollen dort 544 Millionen Euro investieren und rund 6000 Arbeitsplätze schaffen. Bereits im ersten Monat nach dem Brexit hat das Handelsvolumen an der Börse Amsterdam (täglich 9,2 Milliarden Euro) das in London (täglich 8,6 Milliarden Euro) überflügelt. Abgesehen davon, dass dieses Börsensystem, das nichts andere ist als ein gigantisches Kasino, dringend reformiert werden muss, hat es nicht lange gedauert, bis die Konsequenzen des Brexit das „Allerheiligste“ der britischen Wirtschaft in einen Abwärtstrend gebracht hat. Nichtsdestotrotz haben viele Briten immer noch nicht verstanden, dass der Brexit wohl keine so richtig gute Idee war…
Für britische Unternehmen ist Amsterdam heute eine wesentlich interessantere Option als die Londoner City – denn nur ein Firmensitz in der EU garantiert den Unternehmen den freien Zugang zum EU-Binnenmarkt und der ist für reibungslose Geschäfte eine Voraussetzung. Da aber der britische Markt nicht genug Volumen für die vielen international ausgerichteten Unternehmen der „City“ bietet, bleibt diesen nicht viel anderes übrig, als dem Vereinten Königreich den Rücken zu kehren, je schneller, desto besser.
Diese absehbare Entwicklung trifft Großbritannien zum schlechtesten Zeitpunkt. Obwohl die Briten über vier Jahre Zeit hatten, einen Plan für die Zeit nach dem Brexit zu erstellen, sind sie praktisch unvorbereitet in dieses Abenteuer gegangen und müssen nun nicht nur mit einem nicht vorbereiteten und chaotischen Brexit klarkommen, sondern auch mit der Pandemie, die auf der britischen Insel deutlich härter zuschlägt als in anderen Ländern. In dieser Situation auch noch große Teile des Finanzmarkts zu verlieren, ist das „Sahnehäubchen“ für die Briten.
Da trifft es sich doch gut, dass Amsterdam ohnehin vorhat, den Drogentourismus einzudämmen. Ein Tausch drängt sich auf. Amsterdam schließt seine Coffeeshops und bringt in den so leer werdenden Läden die auf London ankommenden Finanzdienstleister unter. Deren ehemalige Büros in London könnten in Coffeeshops umgewandelt werden, wenn die britische Regierung „weiche Drogen“ legalisiert. Somit würde Großbritannien auch dafür sorgen, dass wenigstens noch ein paar Touristen ins Land kommen und ein paar in Pfund umgetauschte Euro im Land lassen. Also, Boris Johnson, wie sieht’s aus – legalize it?
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