Die Dauerbrenner
Heute, am Mittwoch, den 7. Oktober 2020, um 16 Uhr, findet zum gefühlten 1000. Mal das traditionelle Bürger*innen-Treffen „Café//Kuchen“ auf der Passerelle des Deux Rives zwischen Kehl und Strasbourg statt.
(KL) – Es gibt Dutzende von Preisen und Auszeichnungen für Menschen, die sich für die grenzüberschreitende Verständigung engagieren. Generell hängen sich die Politiker gerne diese Preise und Medallien gegenseitig um den Hals, doch sollte man, wenn mal wieder eine solche Preisverleihung ansteht, an die Vereine „Garten//Jardin“ und „Les Amis de la Passerelle“ denken – seit weit über einem Jahrzehnt leisten diese Vereine eine Graswurzelarbeit für die deutsch-französische Verständigung, die einzigartig ist. So einzigartig, dass selbst schon das japanische Fernsehen über die von den beiden Vereinen organisierten Bürger*innen-Treffen berichtet hat.
Das Format dieser Treffen, die jeden ersten Mittwoch im Monat stattfinden, ob es stürmt, schneit, heiß ist oder auch nicht, ist einfach. Die Teilnehmer*innen treffen sich auf der Plattform der Passerelle des Deux Rives, im Niemandsland zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Strasbourg und Kehl, jeder und jede bringt etwas zum Essen und/oder zum Trinken mit, es wird geteilt, geredet, gelacht, diskutiert und immer wieder merkt man bei diesen Treffen, wie gut sich Elsässer und Badner verstehen, wenn sie zusammen kommen. Es gibt weder Kleider- noch Tagesordnung, jeder und jede ist willkommen und im Laufe der Jahre sind wunderbare Freundschaften entstanden, die weit über den Dunstkreis der Passerelle des Deux Rives hinausgehen.
Es ist überraschend, dass ein auf Freiwilligkeit und Fairness basierendes Konzept weit mehr als ein Jahrzehnt überdauert hat. Da alle Teilnehmer*innen das Prinzip „Alle bringen etwas mit und alle teilen untereinander“ respektieren, läuft es immer weiter. Ein Dauerläufer eben, der wunderbar funktioniert. Streit unter den Teilnehmer*innen? Unbekannt. Langeweile? Fehlanzeige. Mangelnde Motivation? War noch nie ein Problem. „Café//Kuchen“, das ist eine wunderbare „success story“, die auf einer rein bürgerschaftlichen Initiative beruht. Da haben sich Menschen zusammengefunden, deren Ziel es war, die Begegnung zwischen Menschen von beiden Rheinufern zu fördern und zu ermöglichen. Und das klappt.
Heute, rund 15 Jahre nach dem ersten „Café//Kuchen“, darf man mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Format ein unglaublicher Erfolg ist. Hunderte, Tausende Menschen haben ihre Nachbarn vom anderen Rheinufer kennengelernt, haben selber feststellen können, dass sie sich viel ähnlicher sind, als man das vielleicht glauben mag, haben Vorurteile abgebaut und dem Leben am Oberrhein eine reale Komponente jenseits des politischen Diskurses gegeben. Dafür ein mächtiges Bravo! Und sollte man wieder mal überlegen, welchen Politiker man für dessen schier unglaubliche Leistungen im grenzüberschreitenden Bereich auszeichnen soll – dann sollte man zur Abwechslung mal zwei Vereine ehren, die dies wirklich verdient haben. Denn sie haben mehr für die Verständigung zwischen den Völkern geleistet, als mancher Politiker, an dessen Brust jede Menge Lametta baumelt…
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