Die EU kämpft für kriminelle Schlepperbanden

Angesichts der Schließung der europäischen Grenzen ebbt nicht etwa der Flüchtlingsstrom ab, sondern florieren die Geschäfte krimineller Schlepperbanden.

Geschlossene Grenzen lösen die Flüchtlingsfrage nicht, sondern befördern die Geschäfte krimineller Schlepperbanden. Foto: Christian Michelidis / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Irgendwie ist es ja logisch. Von den 22 Millionen Syrern befindet sich die Hälfte auf der Flucht, 5 Millionen im Ausland, 6 Millionen innerhalb Syriens. Da sowohl der Krieg, den Diktator al-Assad, als auch die Bombardierungen der „Allianz des guten Willens“ nicht beenden wollen, trotz aller gegenteiliger Beteuerungen, werden die Syrer weiterhin flüchten müssen, um ihr Leben zu retten. Wie gesagt, das ist irgendwie logisch.

Doch diese Logik erschließt sich den verantwortungslosen Verantwortlichen Europas leider nicht. Die sind nämlich der Ansicht, dass es reicht, die Augen und die Grenzen zu schließen, damit niemand mehr kommt. Irrtum, die faktische Abschaffung des „Schengenraums“ führt nicht etwa zu einem Versiegen des Flüchtingsstroms, sondern lediglich dazu, dass kriminelle Schlepper neue (und alte) Routen nutzen, um Flüchtlinge für viel Geld nach Europa oder in den Tod zu lotsen. Da die Routen immer schwieriger, gefährlicher und seltener werden, steigen gerade die Preise für Menschenschmuggel in bislang unerreichte Höhen. Aber war da nicht was?

Doch, da war was. Die EU hatte nämlich den Schlepperbanden den „Krieg“ erklärt. So ganz erschließt sich einem allerdings die europäische „Kriegstaktik“ nicht, es sei denn, dass man Kriminelle damit bekämpfen kann, dass man ihr Geschäftsmodell nach Kräften fördert. Dieser „Krieg gegen die Schlepper“ ist in Wirklichkeit nichts anderes als der Krieg gegen die Flüchtlinge; für viele von ihnen ist die europäische Politik gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Denn wer es auf der „neuen“ Route nach Albanien und von dort über die Adria nach Italien schafft, der muss dafüur entweder horrende Summen an Schlepper zahlen, in Kauf nehmen, dass ein hoher Prozentsatz der Flüchtlinge auf dem Meer verendet, der muss in Kauf nehmen, dass hoch kriminelle Warlords im „sicheren Herkunftsland“ Albanien Kinder verschleppen und versklaven, der muss in Kauf nehmen, dass der Alptraum von Krieg, Terror und Gewalt mit der Flucht nicht endet, sondern für viele Flüchtlinge erst richtig beginnt. Dank der tatkräftigen Unterstützung der EU.

Die Forderung nach einem „sicheren Korridor“ ist nicht neu, natürlich auch nicht bei uns. Doch so lange sie noch nicht einmal ernsthaft diskutiert wird, muss man sie wieder und wieder stellen. Denn es ist nicht länger hinnehmbar, dass wir Europäer mit Krokodilstränen in den Augen die Geschäfte von Schlepperbanden fördern, gleichzeitig aber akzeptieren, dass Zehntausende Menschen im Mittelmeer ertrinken – bei dem Versuch, den „Hort der Menschenrechte“ und damit ein sicheres Ufer zu erreichen. Es ist an der Zeit, dass sich Europa den Realitäten stellt, statt weiterhin Kriminelle und Mörder zu fördern und Unschuldige in den Tod zu schicken. Was ist nur aus Europa geworden?

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