Die europäische Zeitbombe

Während die Welt rätselt, welche Eskalationen uns alle von russischer Seite erwarten, hat sich Europas Supervulkan „Campi Flegrei“ in Bewegung gesetzt.

Die hier gut erkennbaren Phlegräischen Felder liegen in direkter Nähe zur Metropole Neapel. Foto: Jesse Allen and Robert Simmon / Wikimedia Commons / PD

(KL) – In Neapel und der kleinen Stadt Pozzuoli liegen die Nerven blank. In den letzten Tagen hat sich Europas Supervulkan, die „Campi Flegrei“ („brennende Felder“) in Bewegung gesetzt und mit Hunderten Erdbeben zurückgemeldet. Der auf Deutsch „Phlegräische Felder“ genannte Supervulkan ist kein einzelner Berg, sondern ein Vulkanfeld, das sich über ein riesiges Gebiet erstreckt und dessen Ausläufer nur 10 Kilometer von der neapolitanischen Innenstadt entfernt liegen. Die Vulkanologen befürchten einen Ausbruch und in diesem Fall müssten sich nicht nur die Süditaliener Sorgen machen, sondern ganz Europa und letztlich auch die ganze Welt. Denn die unterirdische Magmablase, aber auch die brüchige Beschaffenheit des Gesteins würden im Falle eines Ausbruchs unglaubliche Folgen haben, gegen die das militärische Vorgehen Russlands oder Chinas ein laues Lüftchen wäre.

In dieser Woche gab es am Montag einen so heftigen Erdstoß (4,4 auf der Richterskala), dass viele Einwohner von Pozzuoli, aber auch von Neapel, ihre Häuser verließen und die Nacht im Freien oder in ihren Autos verbrachten. Doch sollten die Phlegräischen Felder tatsächlich einen Vulkanausbruch erleben, würde das auch nicht mehr viel nützen, denn die Modelle der Volkanologen zeigen, dass ein solcher Ausbruch verheerende Folgen für ganz Europa und in der Folge für die ganze Welt hätte.

Die Ausdehnung der Phlegräischen Felder beträgt 15 x 12 Kilometer und bereits heute steigt überall auf diesen Feldern schwefelhaltiger Rauch auf. Die hunderten kleinerer Erdbeben zeigen deutlich an, dass dieses Vulkanfeld in eine aktive Phase eingetreten ist und es gibt nichts, was man dagegen tun könnte. Dass sich die Anwohner beschweren, dass es keine funktionierenden Fluchtwege gibt, ist nachvollziehbar, doch wäre im Falle eines Ausbruchs eine Flucht ohnehin nicht möglich. Was in so einem Fall passieren würde, erkennt man am direkt benachbarten Vesuv, der im Jahr 79 den Ort Pompeii wie in einer Momentaufnahme für die Ewigkeit fixierte. Das, was die Menschen in Pompeii das Leben kostete, waren die Staubwolken und Gase, die zusammen mit unvorstellbarer Hitze alles verwüsteten, was im Weg stand. Dabei war der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 die „kleinere“ Variante dessen, was passieren würde, wenn die Phlegräischen Felder ausbrechen.

Modelle zeigen, dass die Gewalt eines Ausbruchs derartige Mengen Staub und Gas freisetzen würde, dass sich innerhalb weniger Tage eine Art dauerhafte Nacht einstellen würde, durch die keine Sonnenstrahlen mehr dringen können, was wiederum die Temperaturen so stark absenken würde, dass menschliches Leben auf der Erde kaum noch möglich wäre.

Was wird nun zuerst passieren? Ein Nuklearkrieg, an dem alle Beteiligten momentan so fieberhaft arbeiten oder eine Eruption unglaublichen Ausmaßes? Und was können die Menschen gegen beide Phänomene tun? Eigentlich nur eines – so positiv wie möglich leben, jede Minute und jede Stunde genießen und die Schönheit der Welt und die wahren Werte des Lebens genießen, die es zum Glück noch gibt. Und sich vielleicht darüber bewußt werden, wie klein und unbedeutend wir alle angesichts der Natur sind, die man so lange hegen und pflegen sollte, wie das nur irgendwie geht. Carpe diem…

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