Die Falle der Wahlempfehlungen

Zwei der konservativen Kandidaten der Parlamentswahlen in Straßburg mussten empfindliche Niederlagen einstecken, da sie offenbar die Unterstützung der falschen Leute hatten.

Die Wahlempfehlungen von Emmanuel Macron und Roland Ries haben den Kandidaten Fontanel und Waserman mehr geschadet als genützt. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Am Sonntagabend gab es lange Gesichter im Lager der Kandidaten Alain Fontanel („Ensemble!“) und Sylvain Waserman („MoDem“), die sich in ihren Wahlkreisen 1 und 3 des Departements Bas-Rhin den Kandidatinnen und Kandidaten des linken Wahlbündnisses NUPES geschlagen geben mussten. Damit hatten sie, trotz ihres schlechten Abschneidens im ersten Wahlgang, nicht gerechnet. Hatten Sie doch die Unterstützung und die Wahlempfehlungen zahlreicher „Big Shots“ der nationalen und lokalen Politik. Nur – diese Unterstützung erwies sich als Bumerang. Und das nicht zum ersten Mal.

Damit die beiden Kandidaten es doch in die Assemblée Nationale schaffen, hatten sie alles aufgeboten, was in ihrer Wahrnehmung Rang und Namen hat. Doch diese Wahrnehmung teilten die Wählerinnen und Wähler nicht. Besonders Alain Fontanel hätte dies wissen können und müssen, war er doch bei praktisch allen letzten Wahlen mit genau dieser Unterstützung gescheitert.

Doch wenn die Unterstützung aus Vertretern der „alten Welt“ besteht, die ihren Zenith längst überschritten haben, wie die früheren Straßburger OBs Roland Ries und Catherine Trautmann, oder aus anderen Kandidaten, die gerade erst geschlagen wurden wie Eric Elkouby, oder aus Vertretern des aktuellen Machtapparats wie Präsident Macron, den die Wählerschaft nicht wieder uneingeschränkt an der Macht sehen will, ja, dann wird aus dem „Bonus Wahlempfehlung“ ein „Malus“. Die Zahlen bestätigen das.

Die Straßburger Ergebnisse sollten ein Umdenken zur Folge haben. Wenn aus der Zeit gefallene Politiker solche Wahlempfehlungen aussprechen, unterstellen sie damit den Wählerinnen und Wählern, dass diese zu dumm sind, die richtige Wahl zu treffen. Und das ist ein Fehler. Dass beide, Alain Fontanel und Sylvain Waserman (immerhin zuletzt Vize-Präsident der Nationalversammlung) von praktisch unbekannten Gegenkandidaten geschlagen wurden, obwohl die gesamte Politprominenz von Präsident Macron bis zu ihren gerade erst im ersten Wahlgang ausgeschalteten Gegnern Wahlempfehlungen für sie ausgesprochen hatten, dann sollten sich die Parteien und Kandidaten die Frage stellen, ob das Konzept der Wahlempfehlung nicht ebenfalls ein Auslaufmodell ist.

Genützt haben diese Wahlempfehlungen jedenfalls nichts. Ein Zeichen, dass auch in der französischen Politik die Dinge ändern und dass die Zeiten des übertriebenen Personenkults zuende gehen. Aber ob man das in den Parteizentralen merken wird?

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