Die Feuerpause in Gaza wird bis Donnerstag verlängert
Zwischen der Hamas und Israel schweigen die Waffen weiter zunächst bis Donnerstag. Weiterhin werden Geiseln ausgetauscht, weiterhin erreichen humanitäre Hilfslieferungen den Gaza-Streifen.
(KL) – Dass die Feuerpause im Gaza-Streifen verlängert wird, damit weitere Geiseln freigelassen werden können, ist eine gute Nachricht. Zwei zusätzliche Tage der Waffenruhe, die eigentlich heute am Morgen auslaufen sollte, sind zwei Tage, an denen nicht getötet und gestorben wird. Laut ägyptischen Quellen sollen in diesen beiden Tagen jeweils 10 israelische Geiseln gegen 30 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden. Allerdings, und auch das wird in Israel diskutiert, verfügt die offenbar militärisch stark angeschlagene Hamas dadurch auch über zusätzliche Zeit, um sich neu aufzustellen und die nächsten Aktionen gegen Israel vorzubereiten.
Doch auch, wenn viele Israelis diese Absprachen mit der Terrororganisation mit sehr gemischten Gefühlen sehen, haben die Diplomaten aus Katar, den USA und Ägypten (und sicherlich aus anderen Ländern) alles in Bewegung gesetzt, um diese Feuerpause nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu verlängern.
Jedes gerettete Leben einer Geisel ist jede Anstrengung wert, die man unternehmen kann, doch wird die Wiederaufnahme der Kämpfe sicherlich dieser kurzen Atempause schnell wieder die Luft abschnüren. Denn Israel hat gar keine andere Option, als die Hamas weiterhin so massiv unter Druck zu setzen, dass sie nicht in der Lage ist, die angekündigten nächsten Überfälle auf Israel durchzuführen.
Denn diese Feuerpause ist nicht etwa aus „Nettigkeit“ der handelnden Personen zustande gekommen, sondern weil die Hamas dringend diese Pause brauchte, um sich in einer zerbombten Landschaft, in der viele ihrer Rückzugs- und Operationszentren zerstört sind, neu zu organisieren. Angesichts der massiven Angriffe der israelischen Armee auf die Terrorstrukturen in Gaza ist nachvollziehbar, dass die Hamas-Terroristen mindestens ebenso dringend eine Pause brauchten wie die Zivilbevölkerung in Gaza, aber auch die Bevölkerung in Israel, die seit sieben Wochen einen Albtraum erlebt, den kaum jemand in dieser Form für möglich gehalten hat.
Laut den diplomatischen Absprachen soll die Feuerpause bis auf 10 Tage ausgedehnt werden können und es sollen insgesamt bis zu 100 Geiseln gegen bis zu 300 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden. Doch was wird mit den übrigen Geiseln geschehen? Was wird mit der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen geschehen, wenn die Kämpfe wieder losgehen?
Nach den Angriffen vom 7. Oktober scheint eine diplomatische Lösung kaum realisierbar zu sein, zumal es Verhandlungen mit einer Terrororganisation kaum geben kann. Die Autonomiebehörde unter dem Präsidenten Mahmoud Abbas hat kaum die Autorität, um im Namen der palästinensischen Bevölkerung zu sprechen, und Absprachen, die mit Abbas getroffen werden, dürften weder von der Hamas, noch der Hisbollah, noch den übrigen Partnern der Hamas anerkannt und eingehalten werden. In einer solchen Situation wird Israel kaum etwas anderes übrigbleiben, als den Kampf gegen die Hamas wieder aufzunehmen und mit der gleichen Konsequenz wie bisher fortzuführen.
Die Szenen, wenn freigelassene Geiseln ihre Angehörigen wieder in die Arme nehmen können, sind ergreifend, auch wenn jedem klar ist, dass diese Menschen für ihr Leben traumatisiert sind und ein schwerer Weg vor ihnen liegt. Doch bei jeder dieser ergreifenden Szenen denkt man auch an diejenigen, die weiterhin ohne Nachrichten ihrer Angehörigen sind, die weiterhin darum zittern, dass diese noch am Leben sind und die nicht wissen, wie es weitergeht.
Die letzten Wochen haben leider gezeigt, dass nur die Intensität der systematischen israelischen Angriffe auf Hamas-Ziele in Gaza dazu geführt hat, dass die Terrororganisation einen Teil der Geiseln freigelassen hat. Warum also sollte Israel nun seine Strategie ändern und nicht alles daran setzen, die Strukturen des Terrors in Gaza zu zerstören und die Verantwortlichen für den 7. Oktober und die Zeit danach zu jagen und zu neutralisieren?
Die Tage der Waffenruhe und die Rückkehr zahlreicher Geiseln sind natürlich wohltuend, doch sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass nun alles auf dem Weg hin zu einer Lösung sei. Sobald die Kämpfe wieder losgehen, wird alles so sein wie in den letzten Wochen. Doch bis auch die letzte Geisel wieder in Israel ist, kann sich nichts Grundlegendes ändern.
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