Die FIFA will gegen die Menschenrechte verstoßen

Beim Confed Cup in Russland, der Generalprobe für die WM 2018, will die FIFA, dass die Medien nur und ausschließlich über das sportliche Geschehen berichten dürfen.

Nur, weil Russland nichts mit der Pressefreiheit anfangen kann, sollten wir sie nicht selbst abschaffen. Foto: Jotquadrat / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Wer in diesen Tagen die Akkreditierungsunterlagen für den Confed Cup liest, stellt sich die Frage, ob diese Unterlagen für ein Fußballturnier in Russland oder die Olympischen Spiele 1936 in Berlin gedacht sind. In einer Art vorauseilendem Kotau vor Wladimir Putin will die FIFA mal eben die Pressefreiheit aushebeln. Denn nichts soll die guten Geschäfte zwischen Russland und dem Weltfußballverband stören. Wie heißt es immer so schön? Man soll Sport und Politik nicht vermischen? Doch was ist die temporäre Abschaffung der Pressefreiheit anderes als ein politischer Akt?

Und das steht in den Akkreditierungsunterlagen, mit denen sich Journalisten für den Confed Cup akkreditieren lassen sollen. „Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA-Konföderationen-Pokal dürfen ausschließlich über den FIFA-Konföderationen-Pokal 2017 und damit verbundene Ereignisse berichten. Medienvertreter mit einer Akkreditierung dürfen nur auf dem Gebiet der Spielorte und naheliegender Sehenswürdigkeiten tätig sein“. Geht’s noch? Das ist ja schlimmer als bei den Olympischen Spielen in Peking!

Aber wer ist die FIFA, dass sie im Alleingang die Pressefreiheit vorübergehend außer Kraft setzt? Sollte der Weltverband den großen Fehler begangen haben (vielleicht, weil Russland, ähnlich wie andere zuvor, jede Menge Geld dafür unter dem Tisch durchgereicht hat?), ein Weltturnier 2018 und das Vorbereitungsturnier 2017 an ein Land zu vergeben, das die Mindestanforderungen im Bereich der Menschenrechte nicht erfüllt, dann ist es nicht Aufgabe des Sports, sich den Menschenrechtsverletzern zu unterwerfen, sondern dann müssen diese Turniere eben an Länder vergeben werden, die diese Anforderungen erfüllen. Ansonsten könnte man gleich die nächste WM in Nordkorea oder Katar durchführen. Oops, stimmt ja, die WM 2022 findet ja in Katar statt…

Verschiedene Landesverbände, unter anderem auch der DFB, wollen bei der nächsten Ratssitzung am 9. Mai gegen diese unsägliche Vorgabe protestieren. Aber wenn es um das „Big Business“ geht, dann werden am Ende die Menschenrechte kaum eine Chance haben.

Die einzig richtige Antwort auf diese unglaubliche Aushebelung der Pressefreiheit wäre ein Medienboycott dieser Veranstaltungen. Ohne Medien wäre selbst ein Confed Cup eine reichlich diskrete Angelegenheit und könnte die Sportfunktionäre vielleicht zum Nachdenken bringen, was sie da gerade anstellen.

Und es wäre ebenfalls an der Zeit, dass die Vergabe solcher Großveranstaltungen ganz anders abläuft. Die Vergabe in Länder, die bestimmte Mindestanforderungen nicht erfüllen, sollte gänzlich verboten werden und es ist an der Zeit, dass auch die finanziellen Transaktionen der Sportverbände transparent werden. Einem totalitären Herrscher das Geschenk zu machen, die Pressefreiheit auszuhebeln, das geht gar nicht.

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