Die Frankreich-Strategie: Vom Saarland lernen

Das Saarland hat die wohl interessanteste Frankreich-Strategie gestartet, die es je zwischen Deutschland und Frankreich gab. Ein Beispiel, an dem sich andere orientieren können.

Annegret Kramp-Karrenbauer hat das wohl beste deutsch-französische Projekt der letzten Jahre gestartet. Foto: Woview7 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(Red, PM) – Während sich viele Beobachter die Frage nach der weiteren Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen stellen, zeigt das Saarland, wie es funktioniert. Die von der saarländischen Regierung unter Federführung der Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer entwickelte „Frankreich-Strategie“ ist das wohl bemerkenswerteste deutsch-französische Projekt der letzten Jahre.

Das Saarland – Tor nach Deutschland, Tor nach Frankreich: Als Bundesland an der Schnittstelle zwischen beiden Ländern will sich das Saarland nun mit seiner speziellen Frankreich-Kompetenz neu positionieren. Hierzu hat die saarländische Regierung sehr ehrgeizige Ziele formuliert, von denen einige sofort ins Auge springen – zum Beispiel das Vorhaben, bis zum Jahr 2043 das Französische als zweite Amtssprache im Saarland zu etablieren.

Besondere Schwerpunkte setzt die Frankreich-Strategie aber nicht nur bei der Definition von Zielen, sondern auch von Maßnahmen, die zu diesen Zielen hinführen. So wird dem Erlernen der Sprache des Nachbarn ein großes Gewicht zugemessen und Programme sind sowohl im schulischen Bereich, als auch in Ausbildung und der Förderung des Französischen im saarländischen Alltag vorgesehen. Hierbei fällt auf, dass das Saarland einen Vorsprung gegenüber Baden-Württemberg und dem Elsass hat – während man am Oberrhein noch befürchtet, dass das frühzeitige Erlernen der Sprache des Nachbarn die Fähigkeiten zum Erlernen weiterer Fremdsprachen behindern könnte, ist man im Saarland bereits ein Stück weiter. Hier hat sich nämlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das frühe Erlernen einer „zweiten Muttersprache“ im Gegenteil die Sprachkompetenzen der Kinder und Jugendlichen so fördert, dass das Erlernen weiterer Sprache wie des Englischen deutlich leichter fällt.

Im Rahmen der „Frankreich-Strategie“ des Saarlands sind Programme vorgesehen, mit denen der Wirtschaftsaustausch und der Zugang zum Nachbarmarkt für deutsche und französische Unternehmen erleichtert werden soll, der kulturelle Austausch soll intensiviert werden und Stück für Stück will das Saarland die französische Sprache und Kultur gleichberechtigt neben der deutschen Sprache und Kultur etablieren.

Als Zeithorizont, auch das ist kein Zufall, hat das Saarland das Jahr 2043 definiert. Denn dann jährt sich zum 80. Mal der deutsch-französische Elysée-Vertrag – die „Frankreich-Strategie“ versteht sich als Geschenk für die Generation, die im Jahr 2043 dreißig Jahre alt sein wird.

Am Oberrhein kann man viel vom Saarland lernen. Denn dort setzt man konsequent auf die Karte der Integration und ist auch bereit, entsprechende Mittel zur Umsetzung in die Hand zu nehmen. Dieser Ansatz ist ein europäischer Königsweg, denn er zielt nicht auf die Zusammenarbeit, sondern auf eine echte Integration ab. Die Aufwertung der Sprache des Nachbarn als zweite Amtssprache ist ein deutliches Zeichen, in welche Richtung es gehen wird.

Ebenfalls bemerkenswert ist, dass das Saarland diesen Weg alleine startet. Statt darauf zu warten, dass sich alle potentiellen Partner auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen (was erfahrungsgemäß Jahrzehnte dauert und dann immer noch nicht reibungslos funktioniert), hat man das Projekt einfach gestartet. Verbesserungen in Einzelaspekten dieser Strategie sind jederzeit möglich und sogar erwünscht – wichtig ist es dem Saarland, dass die Umsetzung dieser Strategie sich nicht auf Expertenrunden beschränkt, sondern die ganze Bevölkerung mitnimmt.

Damit ist das Saarland dabei, zur einer echten deutsch-französischen Pilotregion zu werden, in der man weiter geht als in den anderen Teilregionen des deutsch-französischen Grenzgebiets.

Die Straßburger Stiftung Entente Franco-Allemande (FEFA), deren Präsident Jean-Georges Mandon französischer Generalkonsul im Saarland war und der dort entsprechend vernetzt ist, unterstützt dieses Projekt nach Kräften und ist beispielsweise Projektpartner der ersten „deutsch-französischen Schule der zweiten Chance“ im Saarland. Dazu wird die Straßburger Stiftung im Jahr 2015 Veranstaltungen zu diesem Thema am Oberrhein durchführen, in der Hoffnung, dass man auch am Oberrhein ähnlich pragmatische und positive Ansätze zur deutsch-französischen Integration findet.

Sie können das Originaldokument der „Frankreich-Strategie“ unter folgender Adresse downloaden: http://www.fefa.fr/telechargements/frankreichstrategie-fur-das-saarland.

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