Die Franzosen wollen wieder „mehr Europa“

Eine Umfrage zeigt, dass das Ansehen Europas und des Euros bei den Franzosen angesichts der vielen europäischen Krisen einen Aufschwung erlebt. Und das ist sehr gut so.

Nicht nur in der Europahauptstadt - ganz Frankreich hat ein überwiegend positives Bild von Europa. Foto: François Schnell / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Die Frage nach der Zukunft Europas spielt auch im französischen Präsidentschaftswahlkampf eine wichtige Rolle. Vor allem die Tatsache, dass die Rechtsextremen einen „Anti-Europa-Wahlkampf“ führen, bringt das Thema „Europa“ wieder auf die Titelseiten. Denn die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen beabsichtigt im Falle eines Wahlerfolgs, einen „Frexit“ per Volksabstimmung durchzusetzen, den Ausstieg aus der Europäischen Union UND aus dem Euro. Aber genau das wollen die Franzosen mehrheitlich nicht.

Ziemlich genau zwei Drittel der Befragten sprachen sich in der Umfrage CSA-La Croix für den Verbleib in der EU (66 %) und im Euro (67 %) aus – eine klare Antwort auf die Pläne der Extremisten, Frankreich innerhalb Europas zu isolieren.

Allerdings sehen die Franzosen völlig zurecht einen großen Reformbedarf der europäischen Institutionen. So sprachen sich 62% der Befragten für ein „Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten“ aus, was eher den Vorstellungen des Kandidaten Macron entspricht als den Positionen der anderen Kandidaten. Und vor allem – nur 28 % der Befragten stehen einem „Frexit“, also einem Ausstieg aus der EU nach dem britischen Vorbild, positiv gegenüber. Womit diese Umfrage zu einer eindeutigen Absage an die Pläne der Rechtsextremen darstellt, die Frankreich gerne zum Musterbeispiel für den europäischen Neonationalismus machen würden.

Die Reaktion der Franzosen ist bemerkenswert und zeigt, dass das Land in seiner großen Mehrheit nicht für die Sirenengesänge der Nationalisten empfänglich ist. Und, so das Umfrageinstitut, diese Zahlen zeigen einen Trend auf – langsam, aber sicher, sinkt die Europafeindlichkeit, die über Monate hinweg von den politisch extremen Lagern stimuliert wurde.

In Zeiten großer Krisen kann die einzige Antwort eben nicht darin bestehen, Europa aufzulösen und sich in die mittelalterliche Kleinstaaterei zu flüchten – der Königsweg sind europäische Reformen. Die allerdings eines erfordern: Dass sie endlich jemand entschlossen angeht.

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