Die Gedanken sind frei – Charlie ist nicht vergessen

150 Künstler traten am Sonntag im Straßburger Zenith bei einer Hommage an „Charlie“ auf. Fast 4000 Zuschauer teilten einen Moment großer Emotion.

4000 Zuschauer, 150 Künstler und 50 Techniker - eine bewegende Hommage an "Charlie". Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL) – Einen Monat nach den Attentaten von Paris weigert man sich in Straßburg, einfach so zur Tagesordnung überzugehen. Das ist bemerkenswert, denn in der Europahauptstadt ist der Wille zu spüren, stattdessen über mehr Gemeinsamkeit Dinge in der Gesellschaft zu verändern. Kein Wunder, dass das „Triumvirat“ Jean-Pierre Schlagg, Michel Réverdy und Roger Siffer keine große Mühe hatten, sowohl die Musiker des Straßburger Philharmonieorchesters, als auch zahlreiche andere Künstler für diese Hommage zu gewinnen.

„Charlie“ wird immer mehr zu einem Synonym. Der Name, der noch vor wenigen Wochen nur den knapp 20.000 Abonnenten der frechen Zeitschrift etwas sagte, steht heute für die Weigerung, die Gesellschaft den Extremisten und der Gewalt zu überlassen. „Charlie“ steht für die freie Meinungsäußerung, für Werte wie das Miteinander und lässt sich im Grunde schwer in Worte fassen.

Doch „Charlie“ lebt, wie die 4000 Zuschauer am Sonntag im Straßburger Zenith deutlich merkten. Gesungen wurden jede Menge Songs, die einen direkten Bezug zu den Geschehnissen in Paris haben, die Mut spenden und Trost geben. Wenn 150 Musiker auf der Bühne stehen und „All you need is love“ singen, dann ist das gänsehautträchtig.

Schön – das Konzert trug den deutsch-französischen Titel „Die Gedanken sind frei – Liberté de penser“ und genau darum ging es. Der Terror in der Welt darf uns alle, vor allem aber Künstler und andere kommunizierende Berufe nicht dazu veranlassen, die Schere im Kopf anzusetzen. Schweigen und sich zurückziehen, das ist zurückweichen vor der Gewalt. Und Gewalt, da waren sich alle 4000 Besucher des Zenith einig, darf nicht das Leitmotiv unserer Gesellschaft werden.

Wie erfreulich – Straßburg entwickelt sich immer mehr zur Hochburg dessen, was man nur noch als „Esprit Charlie“ bezeichnen kann. Vielleicht liegt es an der Tradition des Rheinischen Humanismus, der in Straßburg seine besten Zeiten mit Erasmus, Sturm, Whimpeling und anderen erlebte – in der Europastadt Straßburg herrscht momentan ein großer Wille, die aktuelle Situation für positive Veränderungen zu nutzen. Und das wäre die schönste Art, den Opfern der Attentate von Paris Ehre zu erweisen. Was die 4000 im Straßburger Zenith auf beeindruckende Art und Weise taten. Sowohl die Künstler als auch die 50 Techniker verzichteten auf ihr Honorar und diese Geste tat ein Übriges, um aus einem Konzert ein unvergessliches Event zu machen. Und so lebt Charlie in Straßburg weiter. Klasse.

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