Die Grenzen der Globalisierung

Die Vorgänge um das chinesische Coronavirus zeigen deutlich die Grenzen der Globalisierung auf. Die weltweiten Interdependenzen nutzen eigentlich niemandem.

Ist die Globalisierung von Nutzen oder geradezu schädlich? Foto: Nilfanion / NASA / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Während das Coronavirus weiter in Asien wütet, zeigen sich bereits jetzt die ersten Folgen auf einer ganz anderen Ebene als der weltweiten Sorge um die Gesundheit. Aufgrund der Isolierung Chinas bricht dort gerade die Wirtschaft zusammen und in einer globalisierten Welt bedeutet dies, dass auch die Wirtschaft in anderen Teilen der Welt einen heftigen Schlag abbekommt. Ist die Globalisierung wirklich der Königsweg für das Management dieser Welt?

Der Flug-, Zug- und Schiffsverkehr von und nach China ist eingestellt, das öffentliche Leben in China zusammengebrochen. Ausländische Vertretungen und Unternehmen ziehen ihre Mitarbeiter ab und der Betrieb in vielen Fabriken und Verkaufsstellen ausländischer Unternehmen wird eingestellt. Das ohnehin schwächelnde Wachstum Chinas kommt praktisch zum Erliegen.

Na und, könnte man nun denken, das ist doch deren Problem. Eine Art Quittung für die aggressive Handelspolitik der Chinesen, sollen sie doch schauen, wie sie klarkommen. Fehler. Die Vernetzungen der Weltwirtschaft sind so, dass eine Krise in China zu einer Krise auf der ganzen Welt führen kann. China hat in den letzten Jahren eine wirtschaftliche Öffnung vollzogen, massiv im Ausland investiert und den eigenen Markt für ausländische Unternehmen geöffnet. Das hat zur Folge, dass die chinesische Krise nun auch alle anderen Teile der Welt betrifft.

Natürlich betrifft diese Krise nicht nur den Tourismus, der lange brauchen wird, bis er wieder in die Gänge kommt, zumal ein Ende der Coronavirus-Krise nicht abzusehen ist. Die Krise betrifft auch alle anderen Bereiche, in denen es einen wirtschaftlichen Austausch mit China gibt.

Das führt zu der Frage: Wer profitiert eigentlich von der Globalisierung? Die Antwort ist ernüchternd – Großunternehmen, Finanzfonds und Staaten. Die Unternehmen und Finanzfonds haben dank der Globalisierung die Möglichkeit, mit Gewinnen und Verlusten so zu jonglieren, dass sie praktisch keine Steuern zahlen müssen, während die Staaten geltend machen, dass die Globalisierung Arbeitsplätze bei uns sichert. Das stimmt durchaus, aber nur so lange, wie alles unproblematisch verläuft. Im Falle einer Krise wie der aktuellen Gesundheitskrise drehen sich die Verhältnisse nämlich um.

Der Einbruch des chinesischen Wachstums hat direkte Auswirkungen auch bei uns, speziell im exportabhängigen Deutschland. Wenn ein Markt mit fast 1,5 Milliarden Menschen einbricht, dann hat das logischerweise Auswirkungen auch auf Arbeitsplätze bei uns, weil der Export auf diesen Markt ins Stocken kommt. Ähnlich verhält es sich mit den USA, deren „Handelskrieg“ mit China eigentlich eine Farce ist – fast ein Drittel der amerikanischen Wirtschaft wird heute schon von China kontrolliert.

Die Krise des Coronavirus zeigt deutlich die Grenzen der Globalisierung auf. Die Antwort darauf kann eigentlich nur eine Stärkung der lokalen und regionalen Wirtschaft sein, unter der Maxime, dass man möglichst das konsumieren sollte, was in der eigenen Region produziert wird. Das stärkt regionale Produzenten, ermöglicht die Förderung einer nachhaltigen und biologisch orientierten Landwirtschaft und macht uns unabhängiger. Eine Globalisierung, die nur dem großen Kapital nützt, dafür aber so zerbrechlich ist, dass sie bereits eine Virus-Epidemie aushebeln kann, ist folglich nicht das richtige System, um diese Welt zu managen. Und daher sollte der weltweite Gigantismus durchaus einmal hinterfragt werden. Das Zeitalter von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen, die wenigen nutzen und vielen schaden, kommt an ihr Ende. Vielleicht sollte man diese Systeme abschaffen, bevor sie implodieren und uns alle im vollständigen Chaos sitzen lassen.

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